Hamilton Conte bringt Kurven und Komfort
Brand story von Emma Moore
Paris, Frankreich
30.09.21
In einer Zeit der Neuerfindung nach Covid setzt das in Porto ansässige Möbelbrand Hamilton Conte auf Modularität, neue Formen und vor allem auf Komfort.
Ollie, der einladende neue Sessel des in Porto ansässigen Unternehmens Hamilton Conte, ist in einer Reihe von Stoffen und Ledern sowie in massgefertigten Ausführungen erhältlich
Ollie, der einladende neue Sessel des in Porto ansässigen Unternehmens Hamilton Conte, ist in einer Reihe von Stoffen und Ledern sowie in massgefertigten Ausführungen erhältlich
ׄCovid scheint uns Kurven gegeben zu haben“, bemerkte ich kürzlich gegenüber einer Freundin aus der Branche, als ich eine Ausstellung mit neuem Design besuchte, in der kaum eine gerade Linie zu finden war. Unsere Besessenheit mit pummeligen kleinen Mikroben, die unser Leben kapern, hatte – so meine Theorie – unsere Sichtweise verzerrt und Innenräume in klebrige Möbelinseln verwandelt. Meine Freundin, die sowohl virtuelle als auch reale Erfahrungen in der Innenarchitektur hat, vertrat dagegen eine viel rationalere und faszinierendere Theorie. „In meinen Augen haben all die 3D-Künstler, die sich fantasievolle Innenraumlandschaften ausmalen, echten Einfluss auf das zukünftige Design“, sagte sie. „Historisch gesehen begann das Industriedesign mit Stift und Papier, und gerade Linien waren realistischer. Aber jetzt ermöglicht uns die Technologie, Dinge weich und rund zu gestalten, und bringt damit mehr Weichheit und Rundungen in unsere Welt.“
Hamilton Contes neue Cami Oval Poufs entsprechen dem jüngsten Trend zu kurvenreichem Komfort und werden von den neuen Beistelltischen der Kollektion aufgegriffen. Die Beine und die Zarge von Lupa aus strukturiertem Messingguss tragen eine runde Glasplatte
Hamilton Contes neue Cami Oval Poufs entsprechen dem jüngsten Trend zu kurvenreichem Komfort und werden von den neuen Beistelltischen der Kollektion aufgegriffen. Die Beine und die Zarge von Lupa aus strukturiertem Messingguss tragen eine runde Glasplatte
×Die Kurve ist König
Zweifellos gab es schon vor Covid ein neues Interesse an Kurven, doch in der Designwelt ist die Kurve nach der Pandemie wieder König. Das hat vielleicht schlicht und einfach mit den heutigen Möglichkeiten zu tun, vielleicht resultiert es auch aus einem dringenden Bedürfnis nach Komfort. Und vielleicht hat jemand wie Ross Hamilton, CEO der in Porto ansässigen Edelmöbelmarke Hamilton Conte, eine Antwort darauf, denn seine neueste Kollektion besteht aus ausladenden Silhouetten, bogenförmigen Rahmen und dicken Polstermöbeln.
„Bei Hamilton Conte sind wir interaktiv. Unsere Möbel werden nach Mass gefertigt, wir reagieren also auf unsere Kunden. Und sobald man Dinge zur Wahl stellt, ist es faszinierend zu sehen, wohin die Fantasie der Menschen führt“
„Wir befinden uns in einer Phase der Neufindung“, erklärt der in Amerika geborene CEO entschlossen. „Jetzt, wo wir aus der Corona-Krise herauskommen, verändern sich die Dinge. In Sachen Stil befinden uns an einem Scheideweg.“ Die letzte grosse Umstellung habe nach der Subprime-Krise 2008 stattgefunden, als die Geometrien der Jahrhundertmitte Einzug gehalten hätten: „Die Formen im Wohnzimmer ändern sich. Es gibt mehr Kurven. Das ist nicht neu, aber es ist jetzt bedeutender.“
Die Messingfassade des Tenoch-Kabinetts erinnert an das Aztekenreich (oben). Tisch Manolo Model S, der in verschiedenen Holz- oder Marmorarten erhältlich ist, vermeidet gerade Linien, wirkt aber dennoch sehr modern
Die Messingfassade des Tenoch-Kabinetts erinnert an das Aztekenreich (oben). Tisch Manolo Model S, der in verschiedenen Holz- oder Marmorarten erhältlich ist, vermeidet gerade Linien, wirkt aber dennoch sehr modern
×Eklektische Einflüsse und edle Materialien
Das 2009 gegründete Unternehmen hat sich bereits als ausgesprochen moderne und kollaborative Marke für Massanfertigungen profiliert, sie ist eklektisch in ihren Einflüssen, raffiniert in ihren Materialien und in deren Verarbeitung, und sie ist reich an Anekdoten. Hamilton Conte hat das Wohlbefinden der Nutzer genauso im Blick wie die Haptik von Möbeln und pflegt das Handwerk, das seine Stücke zum Leben erweckt, mit Leidenschaft. Das Unternehmen ist somit perfekt aufgestellt, um schnell auf neue Stimmungen in der Innenarchitektur zu reagieren.
Für den Gründer beginnt der grosse Neustart mit einer Reflexion darüber, wie wir jetzt leben wollen. „Ja, es muss hübsch aussehen, aber wie nutzen wir unsere Möbelstücke? Welche Stücke sind nützlich? Ich habe gerade zwei Couchtische aus meiner Wohnung ausquartiert und zwei Hocker hineingestellt, die wir verschieben und auf die wir unsere Füsse legen können.“ Die Hocker stammen natürlich aus der neuen Kollektion, in der es zwei ovale gepolsterte Varianten gibt – Cami Oval und Atanásio. „Wir müssen immer unsere Füße hochlegen. Und sie passen perfekt in die Rundung des Sofas – man kann sich im Grunde flach hinlegen.“
Sofa Ignacio ist ein Klassiker der kurvigen Kollektion und ist mit einem symmetrisch gewölbten Profil oder einer weniger regelmässigen Silhouette erhältlich, die an einer Seite über die Rückenlehne nach unten abfällt
Sofa Ignacio ist ein Klassiker der kurvigen Kollektion und ist mit einem symmetrisch gewölbten Profil oder einer weniger regelmässigen Silhouette erhältlich, die an einer Seite über die Rückenlehne nach unten abfällt
×Den Kopf von Konventionen befreien
Tische gibt es in der Kollektion durchaus auch – unter den Neuzugängen ist zum Beispiel der Beistelltisch Lupa mit seiner runden Platte und den eigenwillig wackeligen Beinen und das Manolo Model S mit seinen weichen Rundungen und den leicht versetzten Beinen. Das Sofa Ignacio mit seinen sanft geschwungenen Beinen ist bereits ein Highlight der Kollektion. In dieser Saison nimmt Hamilton die scharfen Winkel aus dem allgegenwärtigen L-förmigen Sofa heraus und fügt dem Sofa Barbara sanfte Biegungen hinzu. „Barbara hat auch eine rationale Seite – es ist nämlich modular. Es ist ein Gegenentwurf zum L-förmigen Sofa – und es ist auch in einer offenen V-Form erhältlich“, erklärt er.
Kurven, so scheint es, tauchen ganz selbstverständlich auf, wenn wir anfangen, über Komfort nachzudenken und die feinen Details der Möbel, mit denen wir leben, zu überprüfen – die Polsterung eines Stuhlsitzes, die Wölbung einer Sofalehne, die sinnliche Wirkung einer gut gepolsterten Stütze. Aber es scheint auch etwas an der Idee dran zu sein, dass wir das Lineare loslassen, wenn wir den Kopf von Konventionen befreien, wie es die 3D-Künstlern tun, die die Gestaltung unserer Wohnzimmer neu definieren.
In dieser Saison hat Hamilton Conte eine modulare Version des Sofas Barbara entwickelt, die das L-förmige Sofa neu erfindet, ohne scharfe Ecken, nur mit einer amöbenartigen Biegung
In dieser Saison hat Hamilton Conte eine modulare Version des Sofas Barbara entwickelt, die das L-förmige Sofa neu erfindet, ohne scharfe Ecken, nur mit einer amöbenartigen Biegung
ׄBei Hamilton Conte sind wir interaktiv. Unsere Möbel werden nach Mass gefertigt, wir reagieren also auf unsere Kunden. Und sobald man Dinge zur Wahl stellt, ist es faszinierend zu sehen, wohin die Fantasie der Menschen führt.“ Er räumt zwar ein, dass ein geschwungenes Sofa nicht unbedingt in ein häusliches Umfeld passt, da es den Luxus eines eigenen Raums braucht, um darin zu schweben – aber genau nach diesem peripheren Raum sehnen sich die Menschen seiner Meinung nach jetzt.
„Wenn man den Menschen verschiedene Möglichkeiten anbietet, dann beginnen sie zu träumen.“ Und wenn unser Verstand um die Ecke denkt, ergeben sich leicht runde Lösungen...
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