WALDMEISTER: HORGENGLARUS

Wäre Marco Wenger nicht der Geschäftsführer des angesehenen Schweizer Möbelherstellers Horgenglarus, wäre er für den Glarnerland Tourismusverband ein echter Volltreffer. Seit über 140 Jahren im Geschäft, liefert der, nennen wir ihn Hinterhof des Unternehmens, nicht nur schöne Aussichten – hier schöpft das Team einheimischer Handwerker und Experten Energie.

“Die Natur hier ist wirklich wunderschön. Es ist eine fast schon mythologisch anmutende Landschaft, in der unsere Mitarbeiter auf Wanderwegen, tollen Radrouten und natürlich an und in den Seen Inspiration finden und Kraft tanken können.”

Energie, so haben wir im Physikunterricht in der Schule gelernt, kann niemals zerstört, sondern nur in andere Energieformen umgewandelt werden. Die Kraft des Ortes, der Authentizität und Tradition verwandelt sich bei Horgenglarus in eine Leidenschaft für die Präzisionsmöbelherstellung. Die fein geschliffene Kollektion von Tischen und Stühlen zeichnet sich durch zeitlos elegante Silhouetten und den Reichtum und die Ehrlichkeit ihres Schlüsselmaterials – Holz – aus.

Doch Energie im wahrsten Sinne des Wortes ist auch ein Schlüsselfaktor in der Geschichte von Horgenglarus hinsichtlich des Engagements für Nachhaltigkeit. Ja, wir alle wissen inzwischen, dass die umweltfreundlichste Art des Konsums jeglicher Art von Produkten, nicht nur von Möbeln, darin besteht, einmal zu kaufen und für immer zu behalten. Und in der Tat ist Horgenglarus in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt. Sie waren schon immer Produzenten von langlebigen, trendbeständigen Produkten, die durch ihre materielle Überlegung und ihre hochwertige Herstellung zu Begleitern fürs ganze Leben werden können.

Die Produktion ist inzwischen sozusagen ein Selbstversorger: Nachdem der Meilenstein der Klimaneutralität erreicht ist, verfügt der Betrieb über ein neues und innovatives Holzheizsystem, bei dem Restabfälle und andere Abfälle aus dem Mahlprozess verbrannt werden, um nicht nur Prozessenergie, sondern auch Wärme für die gesamte 10.000 qm grosse Anlage zu erzeugen. “Alles in allem müssen wir nur 200 Kilogramm Abfall pro Woche entsorgen, damit das funktioniert", erklärt Wenger. “Das ist erstaunlich wenig, wenn man bedenkt, dass unser Produktvolumen bei etwa 550 Stühlen und 100 Tischen pro Woche liegt.”

Die Installation des Systems war eine echte Herausforderung. Wie kann man etwas auf den neuesten Stand der Technik bringen und gleichzeitig die Bausubstanz eines Gebäudes aus dem Jahr 1830 erhalten? Gleichzeitig umschreibt diese Gratwanderung ziemlich genau die Essenz dessen, was Horenglarus auszeichnet – das Wandeln auf der Grenze zwischen Tradition und Innovation. Vielleicht gibt es in der Schweiz kein aussagekräftigeres Beispiel dafür, wie man uraltes Handwerk mit zukunftsweisender Produktionstechnologie und -strategie verbinden kann. Die Wurzeln bewahren und gleichzeitig in Bewegung bleiben.

Ein Bereich, in dem der Hersteller es nicht eilig hat, weiterzuziehen, ist die Beschaffung seiner Hölzer. Über 80% der Buchen stammen zum Beispiel aus dem Schweizer Jura. Es handelt sich um ein sehr langsam wachsendes Holz (gefällt wird es erst in einem Alter von über 100 Jahren, es ist äusserst robust und garantiert eine ausgezeichnete Stabilität), das seit Generationen von derselben Familie gekauft wird. Ein kleinerer, aber konstanter Anteil der Eiche und der Edelhölzer stammt aus dem Kanton Aargau. "Aufgrund des Überangebots an Holz in der Schweiz können wir viel nachhaltiger arbeiten, indem wir für die Mehrheit unserer Produkte einheimische Materialien verwenden."

Gleichzeitig treibt Horgenglarus eine Reihe von längerfristigen Projekten voran, um den Kreis noch weiter zu schliessen. “Wir haben eine Reihe von Entwicklungen am Laufen, die bis 2027 abgeschlossen sein sollen und bei denen Solar- und andere zeitgenössische Technologien einbezogen werden. Horgenglarus steht für bleibende Werte, und diese werden in den kommenden Jahren schrittweise ausgebaut.”

140 Jahre, und die Marke steht erst am Anfang.

© Architonic