Architektur und Design von Finanzdienstleistungen, auf die Sie sich verlassen können

Der Gang zur Bankfiliale, um einen Scheck einzulösen, Bargeld abzuheben oder gar ein Konto zu eröffnen, gehört der Vergangenheit an. Da inzwischen fast alle Finanzdienstleistungen online angeboten werden und der Marktanteil digitaler Transaktionen steigt (von 2019 bis 2022 von 28 % auf 41 %), schliessen immer mehr Filialen ihre Pforten.

Die komplizierte Welt der Technologie und des Finanzwesens verwirrt und ängstigt jedoch weiterhin viele Kund:innen, so dass das freundliche Gesicht einer physischen Bankfiliale mit echten Menschen vielleicht noch einen Platz hat. Diese weiterentwickelten Interieurs für Privatkund:innen erinnern an die Zeit, als wir noch den Namen unseres Bankmanagers kannten. In tandem mit der Technologie arbeiten sie hart, um hybride Finanzdienstleistungen und eine persönlichere Beratung in einer komfortablen und beruhigenden Umgebung anzubieten.

Die People's Bank of the South in Jacksboro, Texas, USA, hatte als regionale Bankmarke beispielsweise nicht das Gewicht oder die Investitionskraft ihrer internationalen oder sogar nationalen Konkurrenten, um schnell wettbewerbsfähige Online-Dienste einzurichten. Daher beschloss die lokale Marke, das zu tun, was lokale Marken am besten können, nämlich sich auf seine Kund:innen zu konzentrieren. In der Filiale werden tiefe, weiche Ledersessel neben warmen Ziegelsteinen und Oberflächen aus reichem Walnussholz verwendet, um „das Kund:innenerlebnis und die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen der Bank und ihrer Gemeinschaft in den Mittelpunkt zu stellen“, erklären die Architekten von Sanders Pace Architecture. Die Präsenz der Filiale auf der Strasse wurde durch eine Umrandung aus lichtdurchlässigen Glaspaneelen und Beleuchtung verbessert, um sowohl neue als auch alte Kund:innen anzulocken.

Nachdem die Renasant Bank in Memphis, Tennessee, USA, ihre Filiale näher an die Strassenecke verlegt hatte, um präsenter zu sein, teilte sie ihren Innenraum in drei verschiedene Zonen auf, die jeweils auf unterschiedliche Arten von Finanzdienstleistungen spezialisiert sind. Die Umstrukturierung führte zu einer engeren Beziehung zwischen Bankangestellten und Kund:innen, da die „Universal Banker“ in der Lage waren, Kund:innen nacheinander durch die einzelnen Schritte zu führen.

Die DSK Bank gibt dem Retail-Banking eine neue Bedeutung, indem sie ihre Flagship-Filiale in einem Einkaufszentrum in Sofia, Bulgarien, unterbringt und das Innere wie einen hochwertigen Einzelhandelsbereich gestaltet. Eine grossläufige Lobby bietet Kund:innen viel Platz, um einzutreten und sich wohlzufühlen, bevor sie sich die Informationsgeräte in den Selbstbedienungsbereichen zunutze machen oder an einem offenen Schalter auf menschliche Hilfe und Beratung warten.

Banken können stressige Orte sein, an denen die Zukunft und der Lebensunterhalt der Kund:innen auf dem Spiel stehen. Wartebereiche und Beratungsräume sind voller Unruhe, wenn die Hoffnungsvollen oder Ängstlichen nervös ihr Schicksal erfahren. Emmanuelle Moureaux Architecture + Design wurde mit der Neugestaltung von vier verschiedenen Filialen der Sugamo Shinkin Bank in Japan beauftragt – Tokiwadai, Nakaaoki, Shimura und Ekoda – und entwickelte ein Konzept für die Innen- und Aussengestaltung, das sich an der Natur orientiert, mit ausdrucksstarken Farben, Grünflächen und Zugang zu natürlichem Licht und Luft.

Die Annahme, dass die Innenräume von Finanzdienstleistern in gedämpften und neutralen Farben gehalten sind, um einen seriösen und professionellen Eindruck zu vermitteln, während sie für das Geld ihrer Kund:innen verantwortlich sind, wurde von dem Architekten Massimo Mariani scharf kritisiert. Er gestaltete die Innenräume einer Privatkund:innenbank für die Banca di Credito Cooperativo di Castaneto Carducci in Donoratico, Italien, in eine fröhlichere, feierliche Umgebung um.

Holzsäulen und Wände in kräftigen Primärfarben flankieren einen langgestreckten Korridor, der die Büros der Kreditabteilung und der Verwaltung umgibt, während die Schränke auf der anderen Seite der Filiale eine augenzwinkernde Symbolik aufweisen: die Griffe sind stilisierte Speichen eines vierzackigen Tresorrades. „Auf diese Weise wurden Bereiche, die in Banken traditionell nüchtern und trostlos sind, neu erfunden“, erklärt Massimo Mariani, „um ihnen ein amüsantes und optimistisches Aussehen zu verleihen.“

Da ein immer grösserer Teil unseres Geldes, ja sogar ganze Währungen, nur noch in digitaler Form existiert, müssen Banken immer weniger imposante Hochsicherheitstresore unterbringen. Aber viele Kund:innen haben noch andere physische Gegenstände, die geschützt werden müssen. Hier kommt die Rolle des Bankschliessfachs ins Spiel. Der von Hadi Teherani entworfene Anbieter von Schliessfächern, Trisor, verwendet zwar ein fortschrittliches digitales Sicherheitssystem, um Wertsachen zu schützen – anstelle des traditionellen mechanischen Tresors mit überdimensionaler Rundtür –, doch die drei Tresore des Raums weisen nach wie vor sehr eindrucksvolle gewölbte Türen auf, die ein vertrauenswürdiges Bild vermitteln, das die Technik allein nicht bieten kann. Die Produkt- und Materialpalette der Filiale, bestehend aus luxuriösen Möbeln und Beleuchtungselementen sowie goldfarbenen Oberflächen, verleiht dem sicheren Raum einen Hauch von Federal Reserve.

© Architonic

Im Architonic Magazin finden Sie weitere Einblicke in die neuesten Produkte, Trends und Praktiken in Architektur und Design, und im Architekturkatalog von ArchDaily können Sie sich von einer Vielzahl von Projekten aus aller Welt inspirieren lassen.