In Anlehnung an den Klimaaktionsplan der Alpenkonvention zur nachhaltigen Entwicklung wurden diese vier Sanierungsprojekte mit dem Constructive Alps Preis ausgezeichnet.

Bei der Sanierung des Schulhauses in Feld wurden fünf giebelständige Formen miteinander verbunden, wodurch das Gebäude sowohl mit der unmittelbaren Wohnumgebung als auch mit der Bergkulisse verschmilzt. Foto: Georg Aerni

Constructive Alps 2022: Preisträger für nachhaltiges Bauen und Sanieren im Alpenraum | Aktuelles

Bei der Sanierung des Schulhauses in Feld wurden fünf giebelständige Formen miteinander verbunden, wodurch das Gebäude sowohl mit der unmittelbaren Wohnumgebung als auch mit der Bergkulisse verschmilzt. Foto: Georg Aerni

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Die 200.000 Quadratmeter grosse Alpenregion, die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde, ist ein geschütztes Gebiet von aussergewöhnlicher natürlicher Schönheit. Damit das so bleibt, muss man lernen, mit nachwachsenden Materialien aus der Region zu bauen und auf Renovierung und zirkuläres Bauen statt auf Neubauten zu setzen.


Mit dem Constructive Alps Preis sollen die nachhaltigsten alpinen Entwicklungen gefunden, anerkannt und ausgezeichnet werden


Mit dem Constructive Alps Preis sollen die nachhaltigsten alpinen Entwicklungen gefunden, anerkannt und ausgezeichnet werden. „In Zeiten des Greenwashing wollen wir den Blick der Öffentlichkeit schärfen“, sagt Robert Mair, Dozent für Architektur an der Universität Liechtenstein und Jurymitglied des Constructive Alps Preises. „Was ist wirklich nachhaltig und was versteckt sich nur hinter einer ‘grünen’ Oberfläche?“

Dies sind die vier ausgezeichneten nachhaltigen alpinen Entwicklungsprojekte, die den Hauptpreis von Constructive Alps 2022 erhalten haben:

Im Schulhaus Feld wurden Oberlichter (oben) und grosse Fenster (Mitte) eingebaut, um die mit Holz verkleideten Klassenräume und eine Sporthalle (unten) mit Licht zu versorgen. Fotos: Philipp Heckhausen

Constructive Alps 2022: Preisträger für nachhaltiges Bauen und Sanieren im Alpenraum | Aktuelles

Im Schulhaus Feld wurden Oberlichter (oben) und grosse Fenster (Mitte) eingebaut, um die mit Holz verkleideten Klassenräume und eine Sporthalle (unten) mit Licht zu versorgen. Fotos: Philipp Heckhausen

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Erster Platz: Schulgebäude Feld in Azmoos, Schweiz, von Felgendreher Olfs Köchling Architekten

Um ihre Kapazität von 80 auf 200 Schüler zu erhöhen, benötigte die Schule Feld in dem idyllischen Schweizer Alpendorf Azmoos mehr Platz. Aber in einer grünen Bergregion war es keine Option, einfach die Grundfläche der Schule zu verdoppeln. „Von Architekten wird immer erwartet, dass sie zaubern können“, sagt Mair, „dies ist wahrscheinlich einer der seltenen Momente, in denen uns das gelungen ist.“

Durch die Verbindung von fünf giebelständigen Gebäuden fügt sich die Schule in die umliegende Landschaft ein. In Anlehnung an die ursprünglichen landwirtschaftlichen Gebäude auf dem Gelände fügen sich die neuen Gebäude nicht nur architektonisch in die Umgebung ein, sondern die bergige Dachlandschaft ermöglicht es auch, dass Oberlichter die Klassenräume, Gemeinschaftsräume und Flure mit natürlichem Licht durchfluten. „Es gibt keine dunklen Korridore“, erklärt Mair, „jeder Quadratmeter hat Raumqualität“. Die zusätzliche Dachfläche bedeutet auch, dass mehr Solarenergie gesammelt werden kann, und zwar doppelt so viel, wie zur Deckung des eigenen Energiebedarfs des Gebäudes erforderlich ist.

Auch die Hauptverwaltung von ÖkoFEN passte ihre Dachformen an die Landschaft an (oben) und installierte natürliches Licht mit grossformatigen Fenstern im Innen- (Mitte) und Aussenbereich (unten). Fotos: Charly Broyez

Constructive Alps 2022: Preisträger für nachhaltiges Bauen und Sanieren im Alpenraum | Aktuelles

Auch die Hauptverwaltung von ÖkoFEN passte ihre Dachformen an die Landschaft an (oben) und installierte natürliches Licht mit grossformatigen Fenstern im Innen- (Mitte) und Aussenbereich (unten). Fotos: Charly Broyez

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Gemeinsamer zweiter Platz: ÖkoFEN Hauptsitz in Saint-Baldoph, Chambéry, Frankreich, von atelier17c architects

An der Grenze zwischen einem alten Industriestandort und einem natürlichen Feuchtbiotop gelegen, ahmt das Gebäude mit seinen gezackten Dächern die dahinter liegende Bergregion nach, während die gewählte Materialpalette aus lokalem Massivholz auch der benachbarten Umgebung Respekt zollt. „Wenn man vorne die Kriterien der Nachhaltigkeit eingibt, dann kommt hinten als Resultat mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Holz aus der Region als Baumaterial heraus“, erklärt Andi Götz, Jurymitglied und Umweltberater für den Alpenschutz.

In Anbetracht der Branche, in der ÖkoFEN tätig ist – Hersteller von Holzheizungsanlagen – verkauft das Projekt die Umweltfreundlichkeit von Holz, sowohl als Baumaterial als auch als Energieträger. Aber auch andere nachhaltige Elemente sind hier im Spiel. Grosse Fensterrahmen geben den Blick auf die umliegende Landschaft in die Arbeitsbereiche frei, die Innenfenster leiten natürliches Licht durch den Grundriss. Und während solarthermische und photovoltaische Energiequellen zusammen mit einem Holzpelletkessel für gut isolierte Wärme im Winter sorgen, wird die Überhitzung der Gebäude im Sommer durch ein automatisches natürliches Belüftungssystem verhindert.

Das Ghiringhelli-Apartmenthaus erweiterte seine hofseitigen Balkone (oben, Mitte) und fügte Fahrradabstellplätze und einen Gemeinschaftsgarten (unten) hinzu, um die soziale Interaktion zu fördern. Fotos: René Dürr

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Das Ghiringhelli-Apartmenthaus erweiterte seine hofseitigen Balkone (oben, Mitte) und fügte Fahrradabstellplätze und einen Gemeinschaftsgarten (unten) hinzu, um die soziale Interaktion zu fördern. Fotos: René Dürr

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Gemeinsamer zweiter Platz: Ghiringhelli Wohnhaus in Bellinzona, Schweiz, von Oxid Architektur

Die ökologische, materielle und soziale Nachhaltigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg des Ghiringhelli-Mehrfamilienhauses, das nicht nur den Preis „Constructive Alps“ gewonnen hat, sondern auch qualitativ hochwertigen und gleichzeitig erschwinglichen Wohnraum mit Dorfcharakter bietet. „Infrastrukturen wie die hölzerne Überdachung für Fahrräder, mietbare Gemeinschaftsräume, Kinderspielplatz und einen Gemüsegarten werten den halböffentliche Siedlungsraum zu einem Quartiersplatz auf“, erklärt Jurymitglied Sonja Hohengasser, Architektin und Professorin für Architektur an der Fachhochschule Kärnten, Österreich.

Mit Blick auf den Hof wurden die wohnraumerweiternden Balkone verbreitert und durchbrochen, sodass die Aussenkorridore zu teilprivaten Bereichen werden, in denen man sich treffen und austauschen kann, wobei eine rege soziale Interaktion zwischen ihnen und dem darunter liegenden Gemeinschaftsraum gefördert wird.

Die Architekten sanierten die fast 100 Jahre alte Falkenhütte (oben) und fügten zwei neue Gebäude aus lokalem Holz (Mitte) und Stein (unten) hinzu. Fotos: Rainer Schmid

Constructive Alps 2022: Preisträger für nachhaltiges Bauen und Sanieren im Alpenraum | Aktuelles

Die Architekten sanierten die fast 100 Jahre alte Falkenhütte (oben) und fügten zwei neue Gebäude aus lokalem Holz (Mitte) und Stein (unten) hinzu. Fotos: Rainer Schmid

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Dritter Platz: Gasthaus Falkenhütte in Hinterriss, Österreich, von Rainer Schmid Architekten

Als historisch und kulturell bedeutsamer Zufluchtsort für Wanderer, die das Karwendelgebirge seit fast 100 Jahren durchqueren, nutzten die Architekten Rainer Schmid bei der Sanierung des Berggasthofs Falkenhütte lokale Materialien wie Stein und Holz sowie bäuerliche Bautechniken, um auf dem Gelände zwei neue Gebäude zu errichten, die in visuellem und materiellem Einklang mit der Architektur des ursprünglichen Gasthofs und mit der Landschaft stehen, auf die sie reagieren. Auch die Inneneinrichtung ist rein „alpin“, mit rohen Holzoberflächen, die grosszügig und durchdacht eingesetzt wurden, um die Beziehung der rastenden Wanderer mit der Umgebung zu verbessern.

© Architonic

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