Die DAAily bar: eine neue Bühne auf der Mailänder Designwoche für die DAAily plattforms
Text von James Wormald
23.06.22
Die DAAily bar, die Designboom, Architonic und ArchDaily zum ersten Mal an einem Ort vereinte, bot in Mailand A&D-Inspiration und Erfrischungen für Körper und Seele.
Milano, wie wir dich vermisst haben! Vier Tage voller inspirierender Live Talks und eine Party, die es mit den berüchtigten DAAily Partys aufnehmen kann – es ist schön, wieder hier zu sein! Foto: ©José Salto Agentur FELICES
Milano, wie wir dich vermisst haben! Vier Tage voller inspirierender Live Talks und eine Party, die es mit den berüchtigten DAAily Partys aufnehmen kann – es ist schön, wieder hier zu sein! Foto: ©José Salto Agentur FELICES
×Das erste Mal in einem neuen Outfit aufzutreten, erfüllt einen immer mit nervöser Aufregung. Die Geborgenheit seiner vertrauten Umgebung zu verlassen und sich zu präsentieren lässt Stolz und Zuversicht entstehen, aber auch eine gewissen Sorge, wie andere einen wahrnehmen werden. Für ihren ersten physischen Auftritt zu dritt wählte die DAAily plattforms die Mailänder Designwoche, eines der wichtigsten Designfestivals des Jahres als Bühne und die von der Natur inspirierte DAAily bar im Swiss Corner als Outfit.
Während man sich bei einem kühlen Getränk in der DAAily bar entspannen konnte, gab es für die Augen einiges zu entdecken: die Blumeninstallation von Anne Vitchen (Mitte, unten) und das Kunstwerk von Douglas Mandry (oben). Foto: ©José Salto FELICES Agentur
Während man sich bei einem kühlen Getränk in der DAAily bar entspannen konnte, gab es für die Augen einiges zu entdecken: die Blumeninstallation von Anne Vitchen (Mitte, unten) und das Kunstwerk von Douglas Mandry (oben). Foto: ©José Salto FELICES Agentur
×Die DAAily bar
Die poetische Blumeninstallation von Anne Vitchen, der „Lady of the Flowers“ des Ritz Paris erfüllte das Schaufenster der Bar, schien darüber hinaus die Glaskästen aber förmlich zu sprengen und quoll in den Aussen- und Innenbereich, wodurch eine expressive florale, dreidimensionale Kulisse entstand.
Zwischen der Blumeninstallation und der durchdachten Art Curtain Wall, die von dem Schweizer Künstler Douglas Mandry gestaltet und von Bally und Fischbacher 1819 gesponsert wurde, entstand eine inspirierende Umgebung für kreative Köpfe.
Paola Antonelli und Alice Rawsthorn sitzen auf den Nuez Bio-Stühlen von Patricia Urquiola und sprechen mit Designboom-Chefredakteurin Birgit Lohmann über ihr Buch „Design Emergency“. Foto: ©José Salto Agentur FELICES
Paola Antonelli und Alice Rawsthorn sitzen auf den Nuez Bio-Stühlen von Patricia Urquiola und sprechen mit Designboom-Chefredakteurin Birgit Lohmann über ihr Buch „Design Emergency“. Foto: ©José Salto Agentur FELICES
×Nachhaltige Ausrichtung
Neben der Einrichtung der DAAily bar spielten Nachhaltigkeit und Umwelt auch bei den Live Talks eine grosse Rolle. Eine der beliebtesten Rednerinnen der Woche war beispielsweise Patricia Urquiola. Die renommierte Designerin stellte ihre Bio-Stuhlfamilie Nuez für Andreu World vor, die eine vollständig kompostierbare, aus Biopolymer geformte Schale besitzt, und sprach über die Materialinnovationen, die es den Herstellern ermöglichen, Kompromisse zwischen Qualität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit zu vermeiden.
Im Rahmen der Live Talks stellte Sebastian Herkner seine fröhliche Caribe-Kollektion vor (oben) und Stefan Diez (unten) sprach über den unendlichen Lebenszyklus seines Mudra-Stuhls (Mitte). Foto: ©José Salto FELICES Agency
Im Rahmen der Live Talks stellte Sebastian Herkner seine fröhliche Caribe-Kollektion vor (oben) und Stefan Diez (unten) sprach über den unendlichen Lebenszyklus seines Mudra-Stuhls (Mitte). Foto: ©José Salto FELICES Agency
×DAAily bar Live Talk: Stefan Diez
Zu den vielen anderen Highlights der Bar gehörten vier Tage voller Live Talks, bei denen die Chefredakteure der DAAily platforms mit weiteren Branchengrössen wie Alfredo Häberli, Carlo Ratti und Stefan Diez diskutierten. Auf Diez' Mudra-Stühlen sitzend (entworfen für Brunner), sprach der Designer zusammen mit Architonic-Chefredakteur Simon Keane-Cowell über den kreisförmigen Lebenszyklus des Stuhls, der geschaffen wurde, um vollständig und kontinuierlich nutzbar zu sein.
„Obsoleszenz ist der Kern des Geschäftsmodells der Old Economy“
„Obsoleszenz ist der Kern des Geschäftsmodells der Old Economy. Wenn ein Produkt nach ein paar Jahren kaputt geht, gibt man nicht dem Hersteller die Schuld, sondern sagt einfach: ‘Ist schon ok’ und kauft ein neues. Das schafft einen Umsatz, der die Wirtschaft am Laufen hält“, erklärte Diez frustriert und verwies auf die frühere Verlockung der Hersteller, neue Materialien und billige Arbeitskräfte zu verwenden, um das unendliche Verlangen der Verbraucher nach glänzenden neuen Gegenständen zu stillen. Wie Diez erläuterte, fördert die fortwährende Gebrauchstauglichkeit von Mudra eine kontinuierliche Beziehung zwischen Verbraucher, Einzelhändler und einem einzigen Produkt, wodurch sich der Lebenszyklus des Produkts theoretisch auf unbestimmte Zeit verlängert.
Das Swiss Corner, das auch in den kommenden Jahren die Präsenz der DAAily plattforms auf der Mailänder Designwoche beherbergen wird, war der perfekte Ort, um Architektur, Design, Kunst und Natur zu verbinden. Fotos: ©José Salto FELICES Agency
Das Swiss Corner, das auch in den kommenden Jahren die Präsenz der DAAily plattforms auf der Mailänder Designwoche beherbergen wird, war der perfekte Ort, um Architektur, Design, Kunst und Natur zu verbinden. Fotos: ©José Salto FELICES Agency
×DAAily bar Live Talk: Sebastian Herkner
Im Rahmen des Live Talk-Programms des zweiten Tages diskutierte Simon Keane-Cowell mit Sebastian Herkners über seine neue Caribe-Kollektion für ames, eine Marke, die, wie Herkner erklärte, „die Materialien, das Wissen, das Handwerk und die Geschichte Kolumbiens nutzt, um der Welt etwas zurückzugeben“.
„Ich habe ein NFT-Kunstwerk in Berlin gekauft und konnte es zwei Wochen lang nicht herunterladen“
Die von Kolumbien inspirierten und in Kolumbien hergestellten Lounge-Stühle und Tische für den Aussenbereich der DAAily bar werden in traditioneller Handwerkskunst gefertigt, die seit Generationen weitergegeben wird. „Ich habe viele junge Leute getroffen, die sich [vorher] nicht wirklich für das Handwerk, welches ihre Eltern und Grosseltern ihnen zu vermitteln versucht haben, interessierten“, erklärt Herkner, „die aber jetzt ihr Handwerk zu schätzen gelernt haben, da sie nun Dinge herstellen, die man in Concept Stores in Paris finden kann, und sie sehen, dass andere Kulturen und Nationen ihre Arbeit respektieren“.
Sowohl die Blumeninstallation in der DAAily bar als auch der Art Curtain stellten die Nachhaltigkeit von Design, Architektur und Produktion in den Mittelpunkt und schaffte Themen für die Diskussion. Foto: ©José Salto FELICES Agentur
Sowohl die Blumeninstallation in der DAAily bar als auch der Art Curtain stellten die Nachhaltigkeit von Design, Architektur und Produktion in den Mittelpunkt und schaffte Themen für die Diskussion. Foto: ©José Salto FELICES Agentur
×Physisch werden
„Ich habe ein NFT-Kunstwerk in Berlin gekauft und kann es seit zwei Wochen nicht herunterladen“, scherzte Herkner, „das ist ein Alptraum! Ich weiss nicht, ob ich es jemals bekommen werde“. Er sprach darüber, wie wichtig es ist, Dinge in natura – oder im Fall seiner Caribe-Kollektion in recyceltem Kunststoff – zu sehen und anzufassen; im Gegensatz zu den Produkten, die nur in digitaler Form entworfen und hergestellt werden. „Ich denke, es ist so wichtig, sich zu treffen und die Möglichkeit zu haben, Dinge anzufassen und mit allen Sinnen zu erfahren“.
In diesem Sinne haben die Caribe-Kollektion und die DAAily bar etwas Wichtiges gemeinsam: dass Menschen – ob nach Jahren abgesagter und verschobener Veranstaltungen und kultureller Begegnungen oder wochenlangem Warten auf schwer greifbare NFT-Kunstwerke – nach echtem, physischem Kontakt streben.
© Architonic