Die wachsenden Vorteile begrünter Dächer: Gebäude zum Leben erwecken

Die Hängenden Gärten von Babylon, eines der bekanntesten der Sieben Weltwunder, sind vielleicht das früheste und berühmteste Beispiel für ein begrüntes Dach. Warum hat es angesichts eines solch inspirierenden Beispiels, das vor mehr als 2.500 Jahren gebaut wurde, so lange gedauert, bis Gartenbau und Architektur in grösserem Massstab kombiniert wurden? In der umweltbewussten Welt, in der wir heute leben, beginnt sich das früher negative Kosten-Nutzen-Verhältnis eines isolierenden, biodiversen Daches in die andere Richtung zu verschieben. Dies sind nur einige der Vorteile, die ein modernes Gründach bietet:

Eine der typischsten Einschränkungen für die Lebensdauer eines Daches ist, dass es ständig dem Wetter und seinen Elementen ausgesetzt ist: In der einen Saison wird es von Regen durchnässt, von Hagel zerschlagen oder mit Schnee und Eis bedeckt, in der nächsten von ultraviolettem Licht und schwankenden Temperaturen getroffen. Auch wenn man annimmt, dass begrünte Dächer anfälliger für Undichtigkeiten sind, kann eine fachgerecht installierte Begrünung die darunter liegende wasserdichte Membran schützen und die Lebenserwartung des Daches erhöhen. Dies ist vor allem bei preisgünstigen Sozialwohnungen wie dem Dendemondse Volkswoningen Housing Projekt in Waasmunster, Belgien, von grosser Bedeutung.

Grünflächen sind ein hervorragendes und natürliches Mittel, um Regenwasser zu absorbieren und allmählich in ein Ökosystem zu leiten. Wird dies durch eine zu starke Verstädterung verhindert, kommt es in Zeiten starker Regenfälle zu Überschwemmungen. Begrünte Dächer sind in der Lage, diese natürliche Fähigkeit zur Wasseraufnahme wiederherzustellen. Auf dem Gelände des thailändischen Center for Excellence for Forest Conservation zum Beispiel haben Architects 49 ein Feuchtgebiet wiederhergestellt, das zuvor zerstört worden war. Das Gründach des Zentrums schafft „ein natürliches Wasserflusssystem, das zu einer Verjüngung des Ökosystems und der Umwelt führte“, erklären die Architekt:innen.

Wenn es draussen kalt ist, greife ich oft zu meiner kuscheligen Pudelmütze, die mir hilft, meine hart verdiente Körperwärme zu bewahren. Bei Gebäuden ist das nicht anders: Diejenigen, die im Dachhohlraum stärker isoliert sind, halten ihre Wärme länger im Inneren. Aber Isolierung muss nicht nur im Inneren vorhanden sein: Dicke begrünte Dächer wie das auf der Museumsinsel Biesboch in Wekendem, Niederlande, bieten „eine Aussenisolierung, die den Energieverbrauch des Gebäudes minimiert“, erklärt das Architekturbüro Studio Marco Vermuelen, wobei „die Erdarbeiten und das begrünte Dach als zusätzliche Isolierung und Wärmepuffer dienen“.

Die Warmhaltung der Innenräume hat natürlich noch weitere Vorteile und ist nur einer von vielen klimabewussten Vorteilen der Dachbegrünung. Ob mit Sedummatten, Grasmatten, Wildblumenwiesen oder begehbaren Gärten wie dem Green Cloud Garden in Shenzhen, China, bedeckt, trägt die Vergrösserung der organischen Quadratmeterzahl dazu bei, verloren gegangene Lebensräume für Insekten wiederherzustellen, die Luftqualität und die Umgebungstemperatur zu verbessern, und obwohl einer der vermeintlichen Nachteile von Gründächern die eingeschränkte Erzeugung von Solarenergie ist, ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Vorhandensein eines Gründachs die Effizienz von Solarzellen erhöht.

Ein begrüntes Dach absorbiert nicht nur Wasser und Wärme, sondern auch Schall. Es bildet eine akustische Barriere, die das Innere des Hauses vor heulendem Wind und verstärkter Kakophonie des Regens schützt, während die weiche Schicht auch nach aussen hin einen akustischen Schutz für die Umgebung darstellt. Das am Ende einer Sackgasse errichtete Forgetting Time House befand sich bereits in einer ruhigen Lage, suchte aber die Ruhe und Privatsphäre der Abgeschiedenheit. Im oberen Teil des Hauses befindet sich ein privates Arbeitszimmer, „abgeschirmt von der Dachterrasse“, erklärt Wallflower Architecture + Design, „der Raum ist äusserst diskret, fängt aber das Beste der umgebenden Grünfläche ein“.

Hochhäuser sind für die Feuerwehr schwerer zu erreichen und aufgrund ihrer Höhe besonders anfällig für schwere Brände. Doch Gebäude wie der Toranomon Hills Tower in Japan, dessen Balkone mit begrünten Dachelementen ausgestattet sind, bilden eine natürliche Feuchtigkeitsbarriere zwischen den einzelnen Geschossen – wie die Sahne auf einer mehrschichtigen Torte – und verringern so die Geschwindigkeit und Ausbreitung von Feuer.

© Architonic

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