Vier Wege, um Biophilie in den städtischen Arbeitsbereich zu bringen
Text von James Wormald
27.02.23
Wenn wir Arbeitsplätze mit der Natur verbinden, verbessern wir Wohlbefinden, Konzentration und Produktivität. Aber wenn es in der Umgebung keine natürliche Welt mehr gibt, muss nachgeholfen werden. Mit dabei: CnT Architects, MIA Design Studio, Sid Lee Architecture und Switchup.
Die ruhigen Sitzecken in Mr. Green's Office in Vietnam wirken wie ein Zen-Garten, umhüllt von üppigen, tropischen Pflanzen. Foto: Hiroyuki Oki
Die ruhigen Sitzecken in Mr. Green's Office in Vietnam wirken wie ein Zen-Garten, umhüllt von üppigen, tropischen Pflanzen. Foto: Hiroyuki Oki
×Biophile Bürogestaltung ist nicht nur ein vorübergehender Trend. Vielmehr handelt es sich dabei um eine seismische Verschiebung in der Art und Weise, wie wir unsere Büroräume und Arbeitsumgebungen gestalten und bauen, wobei jeder Arbeitgeber, vom multinationalen Industriegiganten bis zum Zwei-Personen-Startup, mit an Bord ist. Aber der Zug der einfühlsamen, auf Wellness ausgerichteten Arbeitsumgebung hat noch viel Platz auf der Rückseite.
Zur biophilen Bürogestaltung gehört viel mehr als ein paar verstreute Topfpflanzen und florale Kunstdrucke
Ein Aspekt, der vielen Neulingen nicht bewusst ist, ist, dass zur biophilen Bürogestaltung viel mehr gehört als ein paar verstreute Topfpflanzen und florale Kunstdrucke. Diese vier Büroräume aus der ganzen Welt nutzen nicht nur Pflanzen, sondern auch Wasser, Sonnenlicht und natürliche Materialien, um selbst die urbansten Büroräume mit der beruhigenden Wirkung der Natur zu verbinden.
Der Ausstellungsraum dieses Apartmentkomplexes nutzt verglaste Wände (oben), um die angrenzenden Grünflächen im Blick zu behalten, und führt Besucher:innen durch die Gärten als Teil des Erlebnisses (Mitte, unten). Fotos: Andre Fanthome
Der Ausstellungsraum dieses Apartmentkomplexes nutzt verglaste Wände (oben), um die angrenzenden Grünflächen im Blick zu behalten, und führt Besucher:innen durch die Gärten als Teil des Erlebnisses (Mitte, unten). Fotos: Andre Fanthome
×Experience Center in Chennai, Indien, von CnT Architects
Das Experience Center ist ein Ausstellungsraum und ein Verkaufs- und Marketingbüro für einen neu gebauten Apartmentkomplex im Zentrum von Chennai, in dem es, wie der Name schon sagt, um das Erlebnis geht. Mit drei alternativen Versionen verfügbarer Wohnungen und ausreichend Büro- und Marketingflächen hätte der gross angelegte Showroom leicht kalt und höhlenartig wirken können. Nicht gerade ein Ort, den man mit einer neuen Luxuswohnung assoziiert.
„Ein landschaftlich gestalteter Platz, der ein ruhiges Ankunftserlebnis schafft, steht an erster Stelle der Eingangssequenz“, erklären die Projektarchitekt:innen von CnT Architects die Entscheidung, den Übergang von der Stadt zum Grundstück mit genügend tropischem Grün zu umgeben, um mit einem Inselresort zu konkurrieren, und so den „unerwünschten Lärm von aussen zu filtern.“ Besucher:innen werden dann auf einem Weg durch üppigere, gemeinsam genutzte Büroräume unter einem architektonischen Vordach aus Lamellenstahl und Glas, das von strukturellen „Bäumen“ gehalten wird, zu einer Aussichtsplattform mit Blick auf die Baustelle geführt.
Reflektierende Oberflächen vervielfachen die Präsenz der Vegetation in Mr. Green's Office (oben, Mitte), während ein plätscherndes Wasserspiel Besucher:innen im Büro des Direktors beruhigt (unten). Fotos: Hiroyuki Oki
Reflektierende Oberflächen vervielfachen die Präsenz der Vegetation in Mr. Green's Office (oben, Mitte), während ein plätscherndes Wasserspiel Besucher:innen im Büro des Direktors beruhigt (unten). Fotos: Hiroyuki Oki
×Das Büro von Mr. Green in Vietnam von MIA Design Studio
Herr Green, der eine grosse Leidenschaft für die Ruhe der Natur hegt, wünschte sich, dass sein Arbeitsumfeld in ein „Büro im Freien“ umgewandelt wird. „Das Problem ist“, erklären die Projektarchitekt:innen von MIA Design Studio, dass „die städtischen Gebiete Vietnams zunehmend die für das Lebensumfeld notwendigen Grünflächen verlieren“, und dass es keinen wirklichen Aussenbereich gibt, mit dem man arbeiten könnte.
„Die städtischen Gebiete Vietnams verlieren zunehmend die für das Lebensumfeld notwendigen Grünflächen“
Doch statt sich entmutigen zu lassen, bauten die Architekt:innen einfach einen Garten. Indem sie etwa die Hälfte der Bürofläche opferten, wurden Gemeinschaftsbereiche wie ein Besprechungsraum, eine Lounge und ein erholsamer Pausenbereich von allen Seiten von Garten umgeben, was die Blendung reduziert und die Aussenwelt ausblendet, so dass nur der Garten bleibt. Eine kühle und ungewöhnliche Palette von Oberflächenmaterialien aus reflektierendem Metall und Kieselsteinen entspannt die Mitarbeiter, während ein meditativer Teich die Besucher im Büro des Direktors beruhigt.
Das Licht von vergrösserten Oberlichtern (unten) wird durch ein gitterförmiges zentrales Treppenhaus-Atrium (oben, Mitte) am Place Ville Marie geleitet. Fotos: Maxime Brouillet (oben), David Boyer (Mitte, unten)
Das Licht von vergrösserten Oberlichtern (unten) wird durch ein gitterförmiges zentrales Treppenhaus-Atrium (oben, Mitte) am Place Ville Marie geleitet. Fotos: Maxime Brouillet (oben), David Boyer (Mitte, unten)
×Sid Lee Biosquare in Montréal, Kanada, von Sid Lee Architecture
Im Schatten des riesigen, 47-stöckigen, kreuzförmigen Büroturms Place Ville Marie stehen seine vier quadratischen Füsse. Da die oberen Stockwerke keine Fenster haben, sind diese Gebäude fast ausschliesslich auf die Oberlichter angewiesen, um natürliches Licht zu erhalten. Als Sid Lee Architecture einen Teil des Gebäudes als Bürofläche übernahm, stand die Schaffung eines inspirierenden biophilen Umfelds für die Teams ganz oben auf der Agenda.
„Dank der Linearität des Luftgitters wird unser Blick nach oben in die Weiten des Himmels gelenkt“
Einige der Oberlichter wurden „freigelegt, um ihre Struktur zu enthüllen“, beschreiben die Architekt:innen, und „strategisch vergrössert“, so dass eine kubusförmige Atriumtreppe mit natürlichem Licht durchflutet wird, das von dem weiss gestrichenen Gitter abprallt. „Dank der Linearität des Luftgitters“, erklären sie, „wird unser Blick nach oben zu den weiten Flächen des Himmels gelenkt, die bewusst hervorgehoben und von den meisten Arbeitsplätzen aus sichtbar gemacht wurden.“
Natürliche Materialien und neutrale Farbpaletten aus Sichtmauerwerk, Holz und hängenden Pflanzenbeeten sowie Sitzgelegenheiten im Café-Stil sorgen dafür, dass sich die Mitarbeiter:innen dieses Start-ups wohlfühlen. Fotos: Peled Studios
Natürliche Materialien und neutrale Farbpaletten aus Sichtmauerwerk, Holz und hängenden Pflanzenbeeten sowie Sitzgelegenheiten im Café-Stil sorgen dafür, dass sich die Mitarbeiter:innen dieses Start-ups wohlfühlen. Fotos: Peled Studios
×Artlist-Büro in Tel Aviv-Yafo, Israel, von Switchup
Das Büro von Artlist, einem kleinen, aber schnell expandierenden Tech-Startup, musste so umgestaltet werden, dass die Kreativität erhalten bleibt und gleichzeitig die Effizienz, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen gewährleistet sind. Neben dem neutralen Interieur mit skandinavischem Minimalismus, klaren Linien und Blattwerk erhält das Büro durch die Freilegung des Mauerwerks der Aussenwände im Inneren einen rustikalen Charme, der durch eine bemalte Holzgewölbedecke noch verstärkt wird.
„Klare, warme Beige- und Holztöne werden mit einer rustikalen, gestrichenen Ziegelwand kombiniert, um dem Raum einen eklektischen, komfortablen Zusammenhalt zu verleihen“, teilen die Projektarchitekt:innen von Switchup mit, während eine Sitzecke direkt ausserhalb der Büroräume als Pausenbereich mit der Atmosphäre eines Samstagnachmittags-Cafés genutzt wird.
© Architonic
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