Diese farbenfrohen, nachhaltigen und umweltfreundlichen mehrstöckigen Co-Living-Projekte machen das Wohnen im Hochhaus wieder attraktiv.

Das Wohnbauprojekt Comfort Town von archimatika in Kiew, Ukraine, verwandelte 512.200 m2 Industriegelände in eine farbenfrohe Gemeinschaft mit Fussgängerzonen, Parks und Spielplätzen. Foto: Andrey Avdeenko

Gemeinschaftsaufbau: grosse Wohnprojekte | Aktuelles

Das Wohnbauprojekt Comfort Town von archimatika in Kiew, Ukraine, verwandelte 512.200 m2 Industriegelände in eine farbenfrohe Gemeinschaft mit Fussgängerzonen, Parks und Spielplätzen. Foto: Andrey Avdeenko

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Sind Hochhäuser schlecht für uns?

Im Zusammenhang mit der Gentrifizierung, der Ghettoisierung und der zunehmenden Ungleichheit zwischen beidem, dem verstärkten Gefühl der Isolation und Einsamkeit, dem eingeschränkten Zugang zu Grünflächen und der Entmenschlichung des lokalen Umfelds wird das oft behauptet.


Indem sie Fragen der Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Menschlichkeit aufgreifen, bieten diese vier Projekte eine hohe Wohndichte mit einer humanistischen Note.


Andererseits werden sich die aktuellen Wohnungs- und Umweltkrisen nicht von selbst lösen. Auch wenn die Nachhaltigkeit von Hochhausbaustoffen wie Beton, Stahl und sogar Glas fraglich ist, macht es doch Sinn, Ressourcen wie Wasser, Energie und vor allem Platz gemeinsam zu nutzen, oder? Indem sie sich mit Fragen der Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Menschlichkeit auseinandersetzen, bieten diese vier Projekte hochverdichtetes Wohnen mit einer humanistischen Note.

Die 90 Gebäude des Studios schützen Bewohner:innen vor dem rauen indischen Klima mit gemeinschaftlichen Dachterrassen und Balkonen im Freien für eine natürliche Belüftung. Fotos: Ricken Desai

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Die 90 Gebäude des Studios schützen Bewohner:innen vor dem rauen indischen Klima mit gemeinschaftlichen Dachterrassen und Balkonen im Freien für eine natürliche Belüftung. Fotos: Ricken Desai

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Studios 90 in Kodla, Indien, von Sanjay Puri Architects

Die Wohnsiedlung Studios 90 in Kodla, Indien, wurde als Reaktion auf die Umgebung gebaut, um Mitarbeiter:innen einer nahe gelegenen Zementfabrik einen angemessenen Wohnkomfort zu bieten. Da die Tageshöchsttemperaturen zehn Monate im Jahr konstant über 30 Grad liegen, ist es in Kodla jedoch oft schwierig, sich wohlzufühlen.

„Jeder Raum ist nach Norden ausgerichtet, um dem heissen Klima Rechnung zu tragen”, erklärt Sanjay Puri Architects, und jeder einzelne Wohnraum hat Zugang zu einem farbenfrohen, freitragenden Balkon. Zusammen mit einer gemeinsamen Dachterrasse sorgen die sonnengeschützten Balkone für natürliche Belüftung und abendliche Erholung von der Hitze. Die energieeffizienten Gebäude fangen auch das Regenwasser auf, recyceln das verbrauchte Wasser und nutzen die Restenergie des nahe gelegenen Zementwerks.

Kos Haji Baun (oben) nutzt Gittermauerwerk, um die Ruhe der Gemeinschaftsbereiche zu schützen (Mitte), während Zwischengeschosse Licht in die privaten Schlaf- und Arbeitsräume bringen (unten). Fotos: Ernest Theofilus

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Kos Haji Baun (oben) nutzt Gittermauerwerk, um die Ruhe der Gemeinschaftsbereiche zu schützen (Mitte), während Zwischengeschosse Licht in die privaten Schlaf- und Arbeitsräume bringen (unten). Fotos: Ernest Theofilus

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Kos Haji Baun Public Residence in Jakarta, Indonesiien, von FFFAAARRR

Das dicht mit Bürogebäuden bevölkerte und von der MRT-Station Lebak Bulus erschlossene Simatupang-Gebiet in Süd-Jakarta beherbergt zahlreiche Gästehäuser, Hostels und Taschenwohnungen für Stadtbesucher:innen und wochentags arbeitende Büroangestellte.

Da die Kos Haji Baun-Gebäude familiengeführt sind, bestand die Vorgabe darin, sie nicht mit mehr Zimmern zu übervölkern, als sie verkraften können, sondern sich stattdessen auf die Qualität der Erfahrung für Bewohner:innen zu konzentrieren. Durch die Verringerung der Zimmerzahl konnte das Architekturbüro FFFAAARRR mehr gemeinsam genutzte öffentliche Räume einrichten, wie z. B. gemeinschaftliche Sitz-, Koch- und Essbereiche, die durch vergitterte Ziegelwände bedient werden, um das einfallende Sonnenlicht und die Temperatur effizient zu filtern.


Die Vorgabe bestand darin, die Gebäude nicht mit mehr Zimmern zu übervölkern, als sie verkraften können, sondern sich stattdessen auf die Qualität der Erfahrung für Bewohner:innen zu konzentrieren


Auch in den Privatzimmern wurde dem Komfort und der Ruhe Vorrang vor der Geräumigkeit gegeben. Die ungewöhnlichen, mit Pluszeichen versehenen Grundrisse nutzen ihre natürlich geformten architektonischen Hohlräume, um die Privatsphäre der Bewohner:innen vor den Nachbarn zu schützen, während die Zwischengeschosse im Inneren sowohl Schlaf- als auch Arbeitsbereiche mit Sonnenlicht bieten.

Gemeinschaftsbereiche sind der Dreh- und Angelpunkt des Episode Co-Living-Komplexes in Südkorea. Zu den vielseitig nutzbaren Räumen gehören Cafés (oben), Arbeitsbereiche (Mitte) und gemeinsam genutzte Lounge-Bereiche (unten). Fotos: Yongjoon Choi

Gemeinschaftsaufbau: grosse Wohnprojekte | Aktuelles

Gemeinschaftsbereiche sind der Dreh- und Angelpunkt des Episode Co-Living-Komplexes in Südkorea. Zu den vielseitig nutzbaren Räumen gehören Cafés (oben), Arbeitsbereiche (Mitte) und gemeinsam genutzte Lounge-Bereiche (unten). Fotos: Yongjoon Choi

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Episode Suyu 838 Co-Living Complex in Gangbuk-Gu, S. Korea, von Collective B

Wohnhochhäuser, die der unerwünschten Zersiedelung eines wachsenden Stadtgebiets Einhalt gebieten sollen, werden oft beschuldigt, stattdessen einfach nur eine „vertikale Zersiedelung” zu schaffen, bei der sich Bewohner:innen umso abgeschnittener und isolierter fühlen, je höher sie sich im Turm befinden. Die Architekt:inneen des Episode Suyu 838 Co-Living Complex, Collective B, beschreiben das Gebäude jedoch als ein in sich geschlossenes vertikales Dorf. „Unter dem Konzept des Dorfes mit einer lebendigen Verbindung”, erklärt Collective B, „besteht das Ziel darin, durch die Schaffung natürlicher Kontaktpunkte eine gemeinsame Erfahrung zu ermöglichen.”

Mit flexiblen Gemeinschaftsräumen – darunter ein Café, ein Fitnessstudio, eine Lounge und Bereiche für gemeinsames Arbeiten, die grösstenteils aus recycelten Materialien gebaut wurden – nehmen Bewohner:innen auch an sozialen und kulturellen Veranstaltungen wie Gartenbaukursen und Konzerten vor Ort teil.

Das Comfort Town Housing-Projekt positioniert farbenfrohe Gebäude um Grünflächen (oben), Schulen, Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen (Mitte) und sichere autofreie Zonen (unten). Fotos: Andrey Adveenko

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Das Comfort Town Housing-Projekt positioniert farbenfrohe Gebäude um Grünflächen (oben), Schulen, Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen (Mitte) und sichere autofreie Zonen (unten). Fotos: Andrey Adveenko

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Comfort Town Housing in Kiev, Ukraine, von archimatika

Für junge, gesellige Generationen, die in eine neue Stadt ziehen und Freunde finden wollen, ist das Zusammenwohnen eine willkommene und kostengünstige Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Wenn Menschen jedoch älter werden und eine Familie gründen, gewinnen persönlicher Raum und Privatsphäre an Bedeutung. Das 512.200 m2 grosse Megaprojekt von archimatika, Comfort Town Housing, gewährt mit einer Vielzahl alternativ gestalteter Wohnungen mit Einzel- oder Mehrbettzimmern, eigenem Bad und offenem Wohnbereich den ansässigen Familien Raum zum Atmen und bietet neben den örtlichen Annehmlichkeiten praktisch alles andere.

Das Township ist voller fröhlicher Formen und Farben, um dem Mangel an architektonischem Flair entgegenzuwirken. Der Sinn für Gemeinschaft entsteht durch städtische Einrichtungen wie Schulen, Kinderbetreuung, Freizeiteinrichtungen, Einzelhandel und Gastronomie und nicht weniger als 22 Spielplätzen, die zwischen den Wohnblöcken verstreut sind und alles mit einem Netz von grünen Fussgängerwegen verbinden.

© Architonic

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