London Design Festival: auf gestalterischer Fährte
Text von James Wormald
03.10.22
Das London Design Festival unterteilt sich in 12 verschiedene Designbezirke: Das zentrale Festivalthema – Identität – wurde in den hier gezeigten Installationen, Ausstellungen und Workshops auf dem Design Trail erkundet.
Einer der beliebtesten Workshops auf dem London Design Festival 2022 war Pith's Creativity with Waste Material, bei dem Besucher:innen mit Bastelmesser und Klebstoff hantieren konnten. Foto: Pith
Einer der beliebtesten Workshops auf dem London Design Festival 2022 war Pith's Creativity with Waste Material, bei dem Besucher:innen mit Bastelmesser und Klebstoff hantieren konnten. Foto: Pith
×In den letzten 20 Jahren, seit das London Design Festival zum ersten Mal die kreativen Strassen der Stadt geöffnet hat, hat sich die Designbranche stark verändert. Festivals und Messen wie diese haben uns immer wieder neue Ideen, Materialien und Methoden nahegebracht. Das LDF 22, das wieder einmal den Zeitgeist trifft, konzentriert sich auf die 20-jährige Geschichte der Veranstaltung, aber auch auf die Zukunft, wobei Inklusivität, Identität und Nachhaltigkeit – sowohl in Bezug auf natürliche Ressourcen als auch die Nachhaltigkeit von Gemeinschaften – zentrale Themen sind.
London ist seit weit mehr als 20 Jahren ein Reiseziel, in dem innovative Materialien, Fähigkeiten und Menschen selbst einen Schmelztiegel von Kultur und Gemeinschaft bilden, wobei die Vergangenheit, Gegenwart und zukünftige Beziehung jedes definierten Gebiets zum Design seinen eigenen individuellen Charakter und die Charaktere derer widerspiegelt, die in den Bezirken leben und arbeiten. Jeder Londoner Stadtteil hat eine Geschichte zu erzählen, und die Besucher:innen des „Design Trail” des LDF 2022 waren ein gespanntes Publikum.
Der Showroom von Vitra im Tramshed (oben, Mitte) bewahrt viele ursprüngliche Merkmale und Oberflächen, während der CO2-neutrale Beton von Seratech (unten) neue schafft. Fotos: Vitra (oben, Mitte), AKT II (unten)
Der Showroom von Vitra im Tramshed (oben, Mitte) bewahrt viele ursprüngliche Merkmale und Oberflächen, während der CO2-neutrale Beton von Seratech (unten) neue schafft. Fotos: Vitra (oben, Mitte), AKT II (unten)
×Shoreditch Design-Dreieck
Als das lange vernachlässigte Shoreditch vor 20 Jahren zur Heimat verschiedener Tech-Start-ups wurde und sich damit den Beinamen Silicon Roundabout verdiente, begann eine Wandlung zu einem weltweit führenden Zentrum für Technologie und Kreativität. Mode, Möbel und Gastgewerbe folgten bald, und der neue Showroom von Vitra im Tramshed zeigt, dass Shoreditch in der Lage ist, vormals misshandelte Orte in trendige Plätze zu verwandeln, indem es sich einfach weigert, sie umzugestalten.
Bei der minimalistischen Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wurden die meisten Oberflächen entweder beibehalten oder so weit wie möglich in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Die Installation von Crinkle Crankle Concrete, die sich hinter dem gewaltigen Umbau des Old Street Roundabout verbirgt, zeigte, wie der innovative, CO2-neutrale Beton von Seratech die Fortsetzung der Bauarbeiten in Shoreditch ermöglichen kann, ohne die Umwelt zu schädigen.
Brigid McLeers Collateral (oben) wurde in der Crafts Council Gallery ausgestellt, während die Werkstatt von Pith einzigartige Notebook-Hüllen herstellte (Mitte, unten). Fotos: Brigid McLeer (oben), Pith (Mitte, unten)
Brigid McLeers Collateral (oben) wurde in der Crafts Council Gallery ausgestellt, während die Werkstatt von Pith einzigartige Notebook-Hüllen herstellte (Mitte, unten). Fotos: Brigid McLeer (oben), Pith (Mitte, unten)
×Designviertel Islington
Während sowohl Tramshed als auch Crinkle Crankle Concrete ein Beispiel für umweltfreundliches Bauen oder Sanieren sind, informierten zwei Standorte im nahe gelegenen Islington Besucher:innen über die Vergangenheit und Zukunft von Materialien in kleinerem Massstab. In der Crafts Council Gallery wurde die dunkle Geschichte des Baumwollhandels erforscht, wobei die Arbeiten der Künstler:innen die Politik und die Auswirkungen der Baumwollindustrie sowohl in Südasien als auch in Grossbritannien darstellten.
In der Pith-Filiale auf der anderen Strassenseite konnten Besucher:innen in Workshops ihre eigenen Notizbuchumschläge aus den farbenfrohen Abfällen des Pith-Produktionsprozesses gestalten. Die Rücksendung von ungenutztem Material an die Papierfabrik erfordert zusätzlichen Treibstoff und Produktionsabfall, so dass die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Schreibwarenmarke nach stärker zirkulären Methoden der Wiederverwendung sucht.
Das Willkommensschild von God's Own Junkyard in Walthamstow (oben) und der gemeinsame Arbeitsbereich von Creative Works im Gnome House (Mitte, unten). Fotos: James Wormald (oben, unten), Creative Works (Mitte)
Das Willkommensschild von God's Own Junkyard in Walthamstow (oben) und der gemeinsame Arbeitsbereich von Creative Works im Gnome House (Mitte, unten). Fotos: James Wormald (oben, unten), Creative Works (Mitte)
×William Morris Design-Linie
„Welcome to the home of people who make and create” heisst ein öffentliches Kunstwerk des weltbekannten Studios God’s Own Junkyard, das Besucher:innen im Stadtteil Walthamstow willkommen hiess. Aber der Slogan ist nicht nur eine Marketing-Erfindung. Als ein weiteres, zuvor vernachlässigtes Londoner Viertel, in dem traditionell Künstler:innen und Kreative aller Art leben, hat der dorfähnliche Bezirk sein Gemeinschaftsgefühl und seine Identität in einer Zeit intensiver Gentrifizierung gestärkt.
Die Blackhorse Lane, die kürzlich zur Creative Enterprise Zone (CEZ) ernannt wurde, beherbergt eine Vielzahl unabhängiger Werkstätten, Studios und Co-Working Spaces wie Blackhorse Workshop, Switchboard Studios, Yonder und Creative Works, die lokalen Marken, Start-ups und Unabhängigen Raum bieten, um in der Nähe ihrer Heimat zu leben und zu arbeiten.
Patrick Nashs leuchtende Kunstwerke (oben) und Crafting Plastics! 3D-gedruckter Hocker/Tisch/Sockel aus Biokunststoff (Mitte) und Vase (unten). Fotos: LDF (oben), Crafting Plastics! (Mitte, unten)
Patrick Nashs leuchtende Kunstwerke (oben) und Crafting Plastics! 3D-gedruckter Hocker/Tisch/Sockel aus Biokunststoff (Mitte) und Vase (unten). Fotos: LDF (oben), Crafting Plastics! (Mitte, unten)
×Bankside Design Distrikt
Der God's Own Junkyard in Walthamstow mag das Aushängeschild der britischen Neon-Lichtkunst sein, doch der amerikanische Künstler Patrick Nash hat sich für seine immersive Installation von gezeichneten Lichtmenschen für das kunst- und unterhaltungslastige South Bank entschieden. Unter den stimmungsvollen Eisenbahnbögen von Southwark fordert Nash Besucher:innen auf, nicht die Werke selbst, sondern die Räume zwischen ihnen und seinen anatomischen Formen zu betrachten.
Ein gemütlicher Spaziergang auf dem Bankside-Pfad führt zum OXO Tower, wo die Ausstellung Material Matters verschiedene innovative Studios und Wissenschaftler einlud, ihre neuesten kreisförmigen Materialien vorzustellen, darunter den Hersteller von 3D-druckbarem Biokunststoff Crafting Plastics! dessen Kunststoffersatz in gerade einmal sechs Wochen zu 100 % biologisch abbaubar ist.
Die Ausstellung Britain is Best der Andipa Gallery (oben), das Bibendum-Sofa in Meet Me in the Metaverse (Mitte) und sein virtuelles Gegenstück (unten). Fotos: LDF (oben), The Conran Shop (Mitte, unten)
Die Ausstellung Britain is Best der Andipa Gallery (oben), das Bibendum-Sofa in Meet Me in the Metaverse (Mitte) und sein virtuelles Gegenstück (unten). Fotos: LDF (oben), The Conran Shop (Mitte, unten)
×Brompton Design Distrikt
Grossbritannien mag ein historischer Moloch des Handels und der Kreativität sein, aber eine Sache, in der wir Briten wirklich furchtbar sind, ist die Selbstvermarktung – selbst wenn man das schreibt, fühlt es sich schrecklich unbeholfen an. Daher war die Ausstellung Britain is Best in der Andipa Gallery in Brompton eine leicht nervtötende Feier von Gemälden, Skulpturen, Wandteppichen und anderen Werken britischer Grössen wie Banksy, Damien Hirst, David Hockney, Peter Burke und Grayson Perry.
Der Conran Shop, eine international anerkannte britische Stimme in Sachen Design, präsentierte mit Meet Me in the Metaverse sechs der bekanntesten Produkte des Shops in der virtuellen Welt. Die Installation lud sechs digitale Künstler:innen ein, die Stücke zu besichtigen, während gleichzeitig ihre digital animierten virtuellen Gegenstücke gezeigt wurden.
© Architonic
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