Man sieht Ihnen Ihr Alter gar nicht an! Fünf Möglichkeiten, aus Altem Neues zu schaffen
Text von James Wormald
24.02.22
Die Ressourcen der Erde sind endlich. Da ist es nur konsequent, aus dem, was wir schon haben, Neues zu machen – ganz im Sinne des Slogans „build back better“ der Vereinten Nationen. Recycling von heute definiert Begriffe wie „alt“ oder „gebraucht“ neu.
bordbar bereitet gebrauchte Flugzeugtrolleys auf und macht aus ihnen kreative Aufbewahrungslösungen für Heim und Gewerbe
bordbar bereitet gebrauchte Flugzeugtrolleys auf und macht aus ihnen kreative Aufbewahrungslösungen für Heim und Gewerbe
×Schöpft man ständig aus demselben Topf, ohne für Nachschub zu sorgen, ist früher oder später keine Suppe mehr da und der Topf leer. Das versteht jedes Kind.
Am Anfang nahm man die Recyclingbewegung nicht ernst; es folgte einer Phase des stillen Nebeneinanders. Heute gehört Recycling zum guten Ton und hört nicht bei der korrekten Mülltrennung auf. Verschiedene innovative Fertigungstechniken ermöglichen heutzutage die sortenreine Trennung und Rückgewinnung der Rohmaterialien, die Wiederverwendung einzelner Bestandteile oder ganzer Produkte, ohne sie überhaupt recyeln zu müssen.
Klare Linien und ruhige Ästhetik lassen kaum auf seine industrielle Vergangenheit schliessen. Der Stuhl Freya von INFINITI ist wortwörtlich wandlungsfähig
Klare Linien und ruhige Ästhetik lassen kaum auf seine industrielle Vergangenheit schliessen. Der Stuhl Freya von INFINITI ist wortwörtlich wandlungsfähig
×Plastik: Bis, dass der Tod uns scheidet
Eigentlich ist es verrückt: Dasselbe Plastik, das sich auch in 1000 Jahren nicht vollständig zersetzt haben wird, geht im Alltag erstaunlich schnell zu Bruch. Lassen sich solche Produkte nicht reparieren, kommt das einem Todesurteil gleich: ab auf die Müllkippe.
Moderne Verfahren schaffen hier Abhilfe. Die Möglichkeiten, aus Post-Consumer-Plastic (PCR) neue, stylishe Produkte zu fertigen, sind grenzenlos. Bester Beweis? Freya von INFINITI: ein Stuhl aus PCR, der robust, vielseitig und bunt daherkommt. Das Sitzpolster rastet dank eines ausgeklügelten, verdeckten Mechanismus am Plastikgestell ein, wodurch auf schädlichen Klebstoff ganz verzichtet werden kann. Bei Bedarf lässt sich Freya genauso leicht zerlegen, um die Einzelteile einem neuen Produktionszyklus zuzuführen.
Bei der Produktion der Massivholzkollektion von Oliver Conrad entsteht kaum Abfall (oben). Anfallender Verschnitt wird für weitere Stücke aus der Kollektion verwendet (unten). Foto: Oliver Conrad
Bei der Produktion der Massivholzkollektion von Oliver Conrad entsteht kaum Abfall (oben). Anfallender Verschnitt wird für weitere Stücke aus der Kollektion verwendet (unten). Foto: Oliver Conrad
×Fabrikmüll: Alles unter einem Dach
Um aus PCR Plastik etwas herzustellen, muss das Material natürlich erst einmal verfügbar sein. Mehr als genug Plastikmüll verunstaltet die Natur, doch nur ein geringer Anteil davon kann bisher sortiert und wiederverwendet werden. Hersteller können bereits bei der Produktion ansetzen und Müll vermeiden, indem sie Recyclingprozesse im eigenen Haus ansiedeln.
Sowohl bei der CO₂-Bilanz als auch bei den Transport- und Materialkosten schlummert hier ein enormes Einsparungspotenzial für Hersteller. Das Zeug liegt sowieso schon in der Produktionshalle herum, warum also nicht sinnvoll nutzen? Die Produktion der Hocker, Beistelltische und Lampen des Massivholzmöbelherstellers Oliver Conrad beispielsweise wurde dahingehend optimiert, dass kaum noch Holz verschwendet wird. Wo sich Verschnitt trotzdem nicht vermeiden lässt, wird er gesammelt und für andere Produkte verwendet.
Der Stuhl Satsuma von Schneiderschram ist ein stabiles Leichtgewicht. Seine Konstruktion ist inspiriert von Apfelsinenkisten. Foto: Schneiderschram
Der Stuhl Satsuma von Schneiderschram ist ein stabiles Leichtgewicht. Seine Konstruktion ist inspiriert von Apfelsinenkisten. Foto: Schneiderschram
×Holz: Es wächst doch auf Bäumen!
Holz ist die erneuerbare Ressource schlechthin. Jedoch nur theoretisch, solange Beschaffung, Verwendung und Wiederaufforstung verantwortungsvoll ablaufen. All das praktisch umzusetzen, ist nicht leicht. Durch die Umweltbewegung, die immer mehr im Mainstream ankommt, steigt auch die Nachfrage nach Massivholz, das kaum schnell genug nachwachsen kann. Die Folgen dieser Trends sind alles andere als nachhaltig: Holzprodukte, die schnell designt und verkauft werden und genauso schnell auf dem Müll landen.
Holz ist die erneuerbare Ressource schlechthin. Jedoch nur theoretisch, solange Beschaffung, Verwendung und Wiederaufforstung verantwortungsvoll ablaufen
Nicht so beim Stuhl Satsuma von Schneiderschrams, dessen schlichtes Design von der ikonischen Apfelsinenkiste inspiriert wurde und der so leicht und langlebig ist wie sein Vorbild. Das Gestell aus massiver Eiche trägt Sitzfläche und Rückenlehne aus Schichtholzstreifen, die das richtige Mass an Flexibilität und Komfort liefern. Und das bei einem Gesamtgewicht von nur 3,5 kg.
bordbar holt ausrangierte Getränketrolleys auf den Boden der Tatsachen zurück und peppt sie mit Farbe, Mustern, Glastüren (oben), Arbeitsplatten aus Holz (unten) oder Schüben auf
bordbar holt ausrangierte Getränketrolleys auf den Boden der Tatsachen zurück und peppt sie mit Farbe, Mustern, Glastüren (oben), Arbeitsplatten aus Holz (unten) oder Schüben auf
×Aus der Luft gegriffen: diese Oldtimer starten nochmal durch
Unabhängig vom Rohstoff, ist es für die Kosten/Nutzen-Rechnung des Herstellers, für den Endverbraucher und unseren Planeten immer eine gute Idee, so wenig unnötige Arbeit in die Fertigung zu stecken wie möglich. Ein gutes Beispiel ist bordbar. Hier wird ausrangierten Trolleys aus der Luftfahrt neues Leben eingehaucht, indem man sie mit smarten Details für verschiedenste Anwendungsbereiche wieder startklar macht.
Die Trolleys wurden ursprünglich darauf optimiert, auf engstem Raum maximalen Stauraum und Mobilität zu bieten, was sie auch fürs Zuhause oder das Gewerbe zu praktischen Allroundern macht. Als Schrank, Hängeregistratur oder rollende Hausbar – individualisiert mit Beleuchtung, Glastüren, oder speziellen Einsätzen heben sich diese „Gebrauchtwagen“ von der Masse ab.
Der S16 von Galvanitas ist ein Klassiker. Dank einer Kollaboration mit De Machinekamer ist dieser Schulstuhl wieder erhältlich
Der S16 von Galvanitas ist ein Klassiker. Dank einer Kollaboration mit De Machinekamer ist dieser Schulstuhl wieder erhältlich
×Kreativität kennt kein MHD: frische Designs von gestern
Die hohe Nachfrage nach Vintagemöbeln zeigt, dass wahrer Stil kein Alter kennt. Soll die eigene Kollektion kurzlebige Moden überdauern, schneidet man sich als Hersteller am besten eine Scheibe von denen ab, die hier schon mehr Erfahrung gesammelt haben.
Soll die eigene Kollektion kurzlebige Moden überdauern, schneidet man sich als Hersteller am besten eine Scheibe von denen ab, die hier schon mehr Erfahrung gesammelt haben
De Machinekamer hat sich auf Vintagemöbel spezialisiert und verkauft sie an anspruchsvolle Kunden, die Wert auf Zeitlosigkeit und gute Verarbeitung legen. Doch häufig übersteigt die Nachfrage das Angebot. Daher legten sie den Schulstuhl Galvanitas S16 originalgetreu wieder auf. Der robuste, kompromisslos schlichte und doch unverwechselbare Stuhl überzeugt heute wie damals Generationen von Kunden.
Alter vor Schönheit? Diese Entscheidung nehmen uns zeitgemäss recycelte Designs zum Glück immer häufiger ab.
© Architonic