Städtische Projekte, die Arbeit, Erholung und Freizeit verbinden

Da die WFH- (Arbeit von zu Hause aus) und WFA- (Arbeit von überall) Revolutionen nun fest in einer Machtposition verankert sind, sind freie Büroflächen in vielen Städten auf der ganzen Welt auf einem Rekordhoch. Gleichzeitig muss der Mangel an erschwinglichem Wohnraum ebenso dringend behoben werden – allein in den USA werden 6,5 Millionen Wohnungen benötigt. Indem man einfach eine leerstehende Typologie an die Bedürfnisse einer anderen anpasst, könnten gemischt genutzte Projekte die Antwort auf das Ungleichgewicht sein.

Die gemischte Nutzung ist jedoch nicht immer einfach. Es gibt zahlreiche gescheiterte Beispiele, und es scheint, dass die doppelte Zweckbestimmung doppelt so gefährlich ist. Aber so wie das hybride Modell die Art und Weise verändert, wie wir leben und arbeiten, indem es den Einrichtungsstil von Büros und Wohnungen vermischt, so kann es auch den Ort verändern, an dem wir leben und arbeiten – und einkaufen, uns entspannen und soziale Kontakte knüpfen. Diese vier aktuellen Mischnutzungsprojekte kombinieren Wohnraum mit Büro, Einzelhandel, Gastronomie, Freizeit und Aussenbereich, um Gemeinschaften zusammenzubringen.

Vertikal Nydalen in Nordre Aker, Norwegen, von Snøhetta

Nydalen ist ein Gebiet in Oslo, Norwegen, das einst industriell geprägt war, dann zu einem modernen Geschäftszentrum wurde und sich nun wieder in ein pulsierendes Wohnzentrum verwandelt. An einem Ort, der früher als Parkplatz diente, hat Snøhetta Vertikal Nydalen als „Stadtplatz und autofreie Zone zusammen mit einem Hochhaus“ geschaffen, erklären die norwegischen Architekten.

Die Architekten beschreiben die „Restaurants auf Strassenebene, die Büros in den folgenden fünf Stockwerken und die Wohnungen in der obersten Etage“, so dass die Gemeinschaftsbereiche in und um die Gebäude Tag und Nacht belebt sind. „Aufgeteilt in zwei unterschiedlich hohe Volumen“, erklärt Snøhetta, „berühren sich die abgewinkelten Fassaden der Gebäude sanft und trennen sich voneinander, wodurch verschiedene Taschen und Durchgänge für die Interaktion zwischen Bewohner:innen, Angestellten und der Öffentlichkeit entstehen.“

Two Manhattan West in New York, NY, US, von Skidmore, Owings & Merrill

Manhattan West ist ein sechs Gebäude umfassender Bebauungsplan mit einer Fläche von sieben Millionen Quadratmetern, der über den aktiven Bahngleisen der Penn Station liegt und „zwei Hektar öffentlichen Raum, Büros, Wohnungen, Gastgewerbe und Einzelhandel in einem bisher unterentwickelten Bezirk“ bietet, wie es die Architekten von SOM formulieren. Das geniale Projekt, das auf bisher unbebaubarem Land errichtet wurde, ist um eine Reihe von Plätzen herum angeordnet, die sich auf einer 2,6 Hektar grossen Plattform über den Gleisen befinden.

„Der öffentliche Raum ist das Herzstück des Masterplans“, erklärt SOM. Der zentrale Platz der Siedlung ist mit Einzelhandelsgeschäften auf einer Fläche von 225 m2 gesäumt, die einen lebendigen neuen Treffpunkt für Anwohner:innen, Büroangestellte und Reisende schaffen, die sich durch den Bahnhof bewegen. Dadurch wird die West 32nd Street als öffentlicher Raum neu positioniert und eine Reihe von Verbindungen geschaffen, die Manhattan West zu einem zugänglichen und einladenden Ziel für regelmässige und gelegentliche Besucher:innen machen.

The Canyon in San Francisco, CA, US, von MVRDV

The Canyon ist die erste Phase des neuen Stadtviertels Mission Rock neben dem China Basin Park in San Francisco mit Blick auf die Mission Bay. „Wie alle Gebäude des Masterplans“, erklärt das Architekturbüro MVRDV, „beherbergt The Canyon im Erdgeschoss kleine Geschäfte und Restaurants, die dazu beitragen werden, ein Gemeinschaftsgefühl in dem neuen Viertel zu schaffen.“

„Sofort erkennbar an der robust strukturierten rot-braunen Fassade“, so die Architekt:innen, „bezieht sich der Entwurf auf kalifornische Felsformationen und bietet einen landschaftlich gestalteten öffentlichen ‚Canyon‘, der diagonal über den Sockel des Gebäudes verläuft und die Büros und Gemeinschaftseinrichtungen mit den Bewohnern verbindet.“ Der ebenerdige Weg durch den Canyon ist ein üppiger und lebendiger Gemeinschaftsraum und führt alle Nutzer:innen, von Bewohner:innen mit mittlerem Einkommen bis hin zu Büroangestellten, zum China Basin Park, einem „Park am Wasser und kulturellen Herzstück für die Gemeinde“, der den öffentlichen Zugang zum Wasser verbessern und Teil des 350 Meilen langen San Francisco Bay Trail werden soll.

The H Residence in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, von Tariq Khayyat Design Partners

Während Büro-, Einzelhandels-, Gastronomie-, Verkehrs- und Grünflächen vor Ort den Bewohner:innen von gemischt genutzten Wohnanlagen einen schnellen und einfachen Zugang zu nützlichen Einrichtungen sowie eine Verbindung mit anderen Nutzer:innen bieten, was ist mit denen, die etwas mehr Raum für sich selbst wollen? Die H Residence ist ein „unaufdringliches und innovatives Projekt mit gemischter Nutzung, das das Konzept des städtischen Wohnens neu definieren soll“, so die Architekt:innen Tariq Khayyat Design Partners.

Auch wenn die 37 Wohneinheiten zusammen mit anspruchsvollen Einzelhandels- und Gastronomieeinheiten direkten Zugang zu einem 1.800 m2 grossen, öffentlich zugänglichen Garten im Zentrum der Anlage haben, gibt es auch exklusivere Bereiche, die man geniessen kann. So führt eine 30 m lange Brücke zu einem Erholungsgebiet und einem Infinity-Pool, der ausschliesslich den Bewohner:innen vorbehalten ist. 25 Reihenhäuser im Erdgeschoss verfügen über private Vor- und Hintergärten.

© Architonic

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