Die grössten Architektur- und Designtrends für 2022
Text von James Wormald
17.01.22
Nach dem Übergangscharakter des letzten Jahres wird 2022 der langfristige Wandel im Mittelpunkt stehen. Von kühnen Farben und organischen Materialien bis hin zu funktionalen Umgebungen – hier finden Sie die Trends für das kommende Jahr.
Plateks Mesh bringt den klassischen Innenleuchten-Look nach draussen, mit wetterfester Konstruktion und einfachem Batteriebetrieb
Plateks Mesh bringt den klassischen Innenleuchten-Look nach draussen, mit wetterfester Konstruktion und einfachem Batteriebetrieb
×Das Jahr 2021 war von zahlreichen Veränderungen geprägt. Von neuen Umgangsformen im sozialen und beruflichen Umfeld, von veränderten Einstellungen, neuen Technologien und anderen Arbeitsabläufen. Diese harte Realität hat die Aufmerksamkeit auf die Dinge gelenkt, die uns am wichtigsten sind. Und sie hat viele dazu bewogen, ihre Lebensweise auf den Prüfstand zu stellen.
Mit Blick auf das neue Jahr wird es darum gehen, zu lernen, mit diesen Veränderungen langfristig zu leben – und dafür zu sorgen, dass wir unsere Umwelt so schätzen, wie sie ist, damit wir auch in den kommenden Jahren eine Umwelt haben, die wir überhaupt schätzen können.
Da Nachhaltigkeit und eine komplementäre Beziehung zum Planeten unsere Designentscheidungen der Zukunft prägen werden, sind dies die kurz- und langfristigen Trends, die das Architonic Team für dieses Jahr voraussagt:
Die farbenfrohen Fliesen der Serie PRO ARCHITECTURA 3.0 von Villeroy & Boch (oben) und (unten) das Dschungel-Design der grossformatigen Bloom-Fliesen von Fap Ceramiche
Die farbenfrohen Fliesen der Serie PRO ARCHITECTURA 3.0 von Villeroy & Boch (oben) und (unten) das Dschungel-Design der grossformatigen Bloom-Fliesen von Fap Ceramiche
×Kräftige Farben
Es hat eine Weile gedauert, doch 2022 werden Grautöne, Weiss und gedämpfte Erdtöne endlich den Rückzug antreten. In diesem Jahr werden DesignerInnen, Dekorateure und VerbraucherInnen beschliessen, dass sie fröhliche Farben in ihrem Leben brauchen. Grosse, kräftige und auffällige Farben werden nicht nur an Wänden zelebriert, sondern auch auf Einrichtungsgegenstände und Küchen und Bädern werden kräftige Farbakzente gesetzt, während kleinere, hellere Räume mit dunklen Highlights belebt werden. Das derzeitige Revival der 70er Jahre wird sich in der Designwelt mit der vorsichtigen Wiedereinführung auffälliger Muster bei Möbeln, Fliesen und sogar Tapeten fortsetzen.
Das Regalsystem tRACK setzt kostbare Gegenstände in Szene (oben), während die veganen und nachwachsenden Teppiche von Kymo aus Bananenseide (unten) einen luxuriösen Glanz versprühen
Das Regalsystem tRACK setzt kostbare Gegenstände in Szene (oben), während die veganen und nachwachsenden Teppiche von Kymo aus Bananenseide (unten) einen luxuriösen Glanz versprühen
×Materialien mit nachhaltigem Charakter
2022 wird die persönliche Nachhaltigkeit in den Vordergrund rücken. Wir werden eine neue Wertschätzung und Würdigung von Vintage-Produkten erleben, die sich – nach zwei Jahren der Perfektionierung neuer Fertigkeiten – mit geschätztem Kunsthandwerk vermischen und ein neues Verständnis für die Vorzüge des Maximalismus mit sich bringen. Einfache, wiederverwertbare und organische Materialien wie Holz, Stein, Keramik, Wolle und Metalle wie Stahl, Aluminium und Kupfer werden Glanzlichter setzen und natürliche Innenräume behaglicher machen.
Schiebetüren wie diese aus der Belport-Serie von Wingburg (oben) bringen mehr Nutzbarkeit in Mikro-Räume, während Raumteiler wie in der Impress Dental Clinic in Barcelona (unten) zwar den Raum, aber nicht das Licht blockieren
Schiebetüren wie diese aus der Belport-Serie von Wingburg (oben) bringen mehr Nutzbarkeit in Mikro-Räume, während Raumteiler wie in der Impress Dental Clinic in Barcelona (unten) zwar den Raum, aber nicht das Licht blockieren
×Innenräume, die offenen Grundrissen einen Riegel vorschieben
Man sollte nicht unterschätzen, welchen Wandel die Nutzung unserer Wohnräume in den letzten zwei Jahren erfahren hat und welche zusätzlichen Funktionen sie heute erfüllen müssen. Da mehrere Generationen gezwungen sind, immer mehr Zeit im selben Raum zu verbringen – was selbst grosse, offene Räume für das tägliche Leben ungeeignet macht –, haben wir den langfristigen Schwerpunkt auf unser natürliches Bedürfnis nach Privatsphäre gelegt.
2022 werden EinrichtungsexpertInnen die offenen Räume in Einheitsgrösse, die für niemandem ideal sind, gegen multifunktionale Räume austauschen. Dank raumtrennender Produkte und Systeme werden einzelne Räume den ganzen Tag über verschiedene Zwecke erfüllen, sei es als Ankleidezimmer oder als Zoom-Raum.
Freifreu bringt mit einem Schaukelsitz und dem Sofa Leya Blumen in dieses Hamburger Loft (oben). Axor imitiert mit dem Mischer Massaud einen Gebirgsbach (Mitte). Das strapazierfähige tRACK-Regal (unten) ist wetterfest
Freifreu bringt mit einem Schaukelsitz und dem Sofa Leya Blumen in dieses Hamburger Loft (oben). Axor imitiert mit dem Mischer Massaud einen Gebirgsbach (Mitte). Das strapazierfähige tRACK-Regal (unten) ist wetterfest
×Produkte, die Innen- und Aussenraum verbinden
Nach dem Trend des Jahres 2021, die Natur mit natürlichen Materialien und Dekors, Blumenmustern und einer Invasion von Zimmerpflanzen ins Haus zu holen, wird die Fusion/Allianz von Innen- und Aussenraum eine glückliche Verbindung sein. Während wir unsere Innenräume mit Pflanzen und natürlichem Licht füllen, um die Natur ins Haus zu holen, wird sich jedoch ein weiterer Trend abzeichnen, der unseren Einrichtungsstil auch auf den Aussenbereich überträgt. Grosse, breite Glastüren und witterungsbeständige Produkte für den Innenbereich werden den Wohnraum in frische, aber dennoch gemütliche und entspannende Aussenbereiche erweitern.
Conde House lud in seinen Showroom ein (oben), während Social Space (Mitte) und 6 Orsman Road (unten) als Begegnungszentren für das hybride Arbeitsmodell geeignet sind
Conde House lud in seinen Showroom ein (oben), während Social Space (Mitte) und 6 Orsman Road (unten) als Begegnungszentren für das hybride Arbeitsmodell geeignet sind
×Ein ausgewogener, hybrider Lebensstil
Da das Thema "Homeoffice" in der heutigen Bürokultur immer noch sehr umstritten ist, ist es schwierig vorherzusagen, wo der langfristige Kompromiss liegen wird. Die neuen Technologien haben es zweifellos einfacher gemacht, vollständig von zu Hause aus zu arbeiten – wenn man dies denn möchte –, doch die Situation wirft immer noch Herausforderungen auf, die schwer zu bewältigen sein können – von Kreativität und Kommunikation bis hin zu Motivation und Vertrauen. Während einige die Flexibilität und den Wegfall lästiger Fahrtwege zu schätzen wissen, werden andere ihr Leben in der Stadt vermissen oder sich in einem für die Arbeit ungeeigneten Raum zu Hause unwohl fühlen.
Diese schwankenden Anforderungen an Büroräume werden dazu führen, dass flexible Arbeitsplätze in dritten Räumen im Jahr 2022 einen grösseren Anteil am Objektmarkt ausmachen werden. In der Zwischenzeit werden private und öffentliche Räume miteinander verschmelzen, wobei gewerbliche Mehrzweckgebäude zur Unterbringung von gemeinschaftlich geführten Projekten ausgebaut werden.
Für Zwillingshäuser in Chile (oben) wurden vorgefertigte Paneele wegen ihrer exzellenten Wärmedämmung gewählt. TECLA (unten) ist ein 3D-gedrucktes Domizil von WASP und Mario Cucinella Architects. Fotos: Andrés Goñi H & WASP
Für Zwillingshäuser in Chile (oben) wurden vorgefertigte Paneele wegen ihrer exzellenten Wärmedämmung gewählt. TECLA (unten) ist ein 3D-gedrucktes Domizil von WASP und Mario Cucinella Architects. Fotos: Andrés Goñi H & WASP
×Zukunftsfähige und effiziente Architektur
Die Zukunft der Bauindustrie wird auch durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien und erweiterter Nachhaltigkeitsziele bestimmt werden. Intelligente Gebäude werden zukunftsfähig gestaltet werden, um alle bestehenden und anstehenden Umweltanforderungen zu erfüllen.
Die starke Nachfrage nach neuem Wohnraum wird sicherlich weiter steigen, und Technologie wird diese Lücke füllen. Vorfertigung und 3D-Druck werden über das Konzeptstadium hinausgehen und bald einen echten Unterschied machen, während der Einsatz von virtueller Realität, KI-gesteuerten Prozessen und Drohnen für die Standortkartierung sowohl Kreativen als auch KundInnen bei der Visualisierung von Projekten helfen wird. Die Bauphase wird somit gestrafft und Zeit- und Materialverschwendung werden vermieden.
Enscape (oben) ist ein Softwareentwickler, der Echtzeit-Rendering-, AR- und VR-Tools für Architekten anbietet. Mars House (unten) war im Jahr 2021 das erste digitale Haus auf dem NFT-Marktplatz. Foto: Krista Kim
Enscape (oben) ist ein Softwareentwickler, der Echtzeit-Rendering-, AR- und VR-Tools für Architekten anbietet. Mars House (unten) war im Jahr 2021 das erste digitale Haus auf dem NFT-Marktplatz. Foto: Krista Kim
×Über das Jahr 2022 hinaus. Das Metaverse wird real
Nach der Namensänderung von Facebook im Oktober ist der Begriff "Metaverse" fast über Nacht in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Das Interesse an und Wissen über die dreidimensionale Visualisierung der digitalen Welt wird im Laufe des Jahres 2022 nur noch zunehmen. Das Metaversum stellt einen vollständigen Evolutionssprung für das Internet dar und wird zum Web 4.0.
Die wachsende Verbreitung von VR-Hardware und die erzwungene Akzeptanz von Online-Interaktionen machen das Jahr 2022 allerdings auch zu einem Pulverfass, in dem die realistische Visualisierung einer virtuellen Welt kurz vor der Explosion steht.
Die wachsende Verbreitung von VR-Hardware und die erzwungene Akzeptanz von Online-Interaktionen machen das Jahr 2022 zu einem Pulverfass, in dem die realistische Visualisierung einer virtuellen Welt kurz vor der Explosion steht
Die Auswirkungen auf die Architektur- und Designbranche sind astronomisch. KreativexpertInnen steht nun eine grenzenlose Welt zur Verfügung, in der sie ganz ohne die üblichen Realitäts-Beschränkungen wie Schwerkraft oder Materialien bauen können.
Das Jahr 2022 wird hell, kühn und natürlich. Was die Zeit danach bringt, wagen wir noch nicht zu träumen.
© Architonic
Dieser Artikel ist Teil der Reihe Jahresrückblicke von Architonic, in der wir die beliebtesten Projekte unserer UserInnen aus dem vergangenen Jahr Revue passieren lassen und gleichzeitig ein Auge auf mögliche neue Trends werfen.