Diese episch historischen Umgebungen nutzen Technologie und innovatives Lichtdesign, um das Bestehende zu verbessern und gleichzeitig ihre einflussreiche Architektur zu erhalten.

Das Transsensorial Tor nutzt Sensoren, um eine einzigartige Licht- und Klangchoreografie zu erzeugen, die auf die Anwesenheit der Besucher:innen des Portikus aus dem 17. Jahrhundert in Mailand, Italien, reagiert. Foto: Alex Filz

Wie traditionelle Architektur durch stimmungsvolles Lichtdesign verwandelt werden kann | Aktuelles

Das Transsensorial Tor nutzt Sensoren, um eine einzigartige Licht- und Klangchoreografie zu erzeugen, die auf die Anwesenheit der Besucher:innen des Portikus aus dem 17. Jahrhundert in Mailand, Italien, reagiert. Foto: Alex Filz

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Die emotionale und spirituelle Atmosphäre, die man beim Betreten jahrhundertealter Architektur empfindet, ist spürbar. Auch wenn der Verfall und manchmal sogar die absichtliche Zerstörung alter Strukturen und Umgebungen bedauerlich und möglicherweise beschämend sind, so sind sie doch oft ein unvermeidlicher Teil einer gesunden Stadtplanung und der Einhaltung wichtiger Gesundheits- und Sicherheitsgesetze und -vorschriften.

Wenn solche historischen, aber veralteten Umgebungen jedoch aufgefrischt und an das moderne Leben angepasst werden, werden sie oft als groteske Frankenstein'sche Versionen ihrer einstigen Schönheit abgestempelt. Erfolgt die Umgestaltung jedoch mit Sorgfalt und Respekt, können die bescheidene Erhabenheit und die beschauliche Grösse dieser Orte erhalten bleiben.


Die spirituelle Erfahrung beim Durchschreiten von antiker Architektur ist wie ein Sandkorn, das durch eine unendliche Sanduhr fällt


Diese vier historischen Innenräume werden durch innovatives zeitgenössisches Beleuchtungsdesign in das Rampenlicht der modernen Welt gerückt, als eindrucksvolle Ausstellungs- und Installationsräume, die ihre reiche Geschichte bewahren und gleichzeitig ihre Präsenz in der Gegenwart durch zeitgenössische Relevanz ergänzen.

Die Krone aus 34 vertikalen Lichtbalken aus Edelstahl mit reflektierender Beschichtung wurde vom Licht- und Technikplanungsbüro ewo entwickelt. Fotos: Alex Filz

Wie traditionelle Architektur durch stimmungsvolles Lichtdesign verwandelt werden kann | Aktuelles

Die Krone aus 34 vertikalen Lichtbalken aus Edelstahl mit reflektierender Beschichtung wurde vom Licht- und Technikplanungsbüro ewo entwickelt. Fotos: Alex Filz

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Transsensoriales Tor in Mailand, Italien, von noa* network of architecture

Die spirituelle Erfahrung beim Durchschreiten von antiker Architektur ist wie ein Sandkorn, das durch eine unendliche Sanduhr fällt. Oft ist es eine ganz persönliche Erfahrung, eine private Kommunikation zwischen Besucher:innen und dem Raum. In Zusammenarbeit mit den Licht- und Technikplaner:innenn von ewo hat noa* network of architecture in einem Mailänder Portikus aus dem 17. Jahrhundert ein so genanntes Transsensoriales Tor geschaffen, das dieses Gefühl aufgreift und in eine physische Repräsentation dieser einzigartigen individuellen Erfahrungen umwandelt.

„Durch einen transsensorischen Mechanismus wird eine Licht- und Musikpartitur geschaffen, die nicht nur in engem Zusammenhang mit Masse und Volumen und damit mit der Anzahl der Besucher:innen steht, sondern auch zur treibenden Kraft der Installation wird“, erklärt noa*. „Das Ergebnis ist eine originelle und einzigartige Choreografie aus Licht und Klang, die die emotionale Reise der Besucher:innen noch bereichert. Durch die Kombination von historischer Architektur und Kultur mit moderner Licht- und Sensortechnik wird der Raum in ein emotionales, interaktives und völlig neues Erlebnis verwandelt.“

Der neue Eingang zur Domus Aurea von Stefano Boeri Architetti beleuchtet einen Weg durch die Ruinen mit LED-Streifen, um die Linearität des Eingriffs zu betonen. Fotos: Lorenzo Masotto

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Der neue Eingang zur Domus Aurea von Stefano Boeri Architetti beleuchtet einen Weg durch die Ruinen mit LED-Streifen, um die Linearität des Eingriffs zu betonen. Fotos: Lorenzo Masotto

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Neuer Eingang der Domus Aurea in Rom, Italien, von Stefano Boeri Architectti

Noch weiter zurück, fast zweitausend Jahre in die Zeit des antiken Roms: in die Domus Aurea von Kaiser Nero, die in der Renaissance wiederentdeckt wurde und als wichtige Inspirationsquelle für viele berühmte Künstler:innen der Renaissance gilt. Ein neuer Gang von Stefano Boeri Architetti ermöglicht es den Besucher:innen, die Domus Aurea zu betreten und in den berühmten achteckigen Raum zu gelangen, wo eine neue Ausstellung in dem historischen Raum untergebracht ist.

„Der Fussgängerweg, der in Bezug auf die bestehenden Mauern völlig autonom und selbsttragend ist, wird von einem Lichtleiter beleuchtet, der Besucher:innen begleitet und die Idee eines Lichtweges durch die Ruinen suggeriert“, erklären die Architekten. „Ein Lichtspiel macht den gesamten Weg nutzbar und hebt Schritt für Schritt Baudetails, Wandstrukturen, Reste einer alten Zisterne und einen Teil der darunter liegenden thermischen Strukturen hervor.“

Durch das Spannen einer weissen Plane über ein temporäres Gerüst in der Nuestra Señora Del Carme konnten die Architekt:innen den Raum für eine LR3 Modenschau in orangefarbenes Markenlicht hüllen. Foto: Pol Viladoms (oben)

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Durch das Spannen einer weissen Plane über ein temporäres Gerüst in der Nuestra Señora Del Carme konnten die Architekt:innen den Raum für eine LR3 Modenschau in orangefarbenes Markenlicht hüllen. Foto: Pol Viladoms (oben)

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Ephemerer Pavillon LR3 experience in Barcelona, Spanien, von NeuronaLab und Ruben Casquero

Die alte Krankenstation des Hospital de Sant Pau in Barcelona, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wurde für die Bedürfnisse der Kranken konzipiert. Ein Teil des Komplexes, das Nuestra Señora Del Carme, bietet nun allerdings als Ausstellungspavillon Raum für Inklusion und Kultur in der Gemeinde.


„Es wurde eine leichte, selbsttragende Struktur installiert, die die ursprüngliche Hülle respektiert, ohne sie zu berühren“


Der Pavillon, in dem eine neue Kollektion der Slow-Fashion-Marke LR3 vorgestellt wird, nähert sich der Ungleichheit der Mode, indem er virtuelle, visuelle und physische Welten miteinander verbindet. „Es wurde eine leichte, selbsttragende Struktur installiert, die die ursprüngliche Hülle respektiert, ohne sie zu berühren“, erklären die Projektarchitekt:innen. So können Besucher:innen im ersten Raum von der Deckenbeleuchtung in markenspezifisches orangefarbenes Licht getaucht werden, das die weissen Planenwände des temporären Raums färbt. Sie erleben zunächst eine virtuelle Welt mit marschierenden Avataren, durchschreiten dann ein gebogenes LED-Display, bevor sie schliesslich im dritten Raum auf die reale Sammlung treffen.

Ein im Panteão dos Almeida installierter erhöhter Holzboden liess Lichtlinien von unten hervortreten und unterstützte die grafischen Glaselemente der Ausstellung. Fotos: Fernando Guerra | FG+SG

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Ein im Panteão dos Almeida installierter erhöhter Holzboden liess Lichtlinien von unten hervortreten und unterstützte die grafischen Glaselemente der Ausstellung. Fotos: Fernando Guerra | FG+SG

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Museografie und Ausstellung des Panteão dos Almeida in Abrantes, Portugal, durch Spaceworkers

Die 1215 erbaute Kirche Santa Maria do Castelo in Abrantes, Portugal, unterliegt strengen Beschränkungen hinsichtlich der erlaubten Eingriffe und Veränderungen, die nur Malerarbeiten und die allgemeine Instandhaltung der Materialien zulassen. Als das Architekturbüro Spaceworkers mit der Modernisierung der Kirche beauftragt wurde, die seit dem 15. Jahrhundert als Pantheon genutzt wird, musste diese vollständig reversibel und transparent sein, um nicht mit der Geschichte des Ortes zu konkurrieren.

„Der Vorschlag wurde durch die Konstruktion einer Plattform aus Kiefernholz verwirklicht, die auf einem bestehenden Lehmboden platziert wurde, während die Wände abgeschält wurden, um den Eindruck eines im Raum schwebenden Bodens zu vermitteln“, beschreiben Spaceworkers. Lichtlinien, die sich durch den gesamten Boden des Museums ziehen, verleihen dem Raum eine energiegeladene und aktive Ausstrahlung und werden in Glasrahmen wiederholt, die die grafischen Elemente der Ausstellung tragen.

© Architonic

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