Gut geschnitten: vier Friseursalons mit skulpturalen bis surrealen Interior Designs
Brand story von Katharina Schwarze
20.07.22
Wir werfen einen Blick in Friseursalons aus Japan und Schweden, deren Interieurs sich weit über die klassischen Grenzen von skandinavischem Minimalismus und japanischem Wabi Sabi hinauswagen.
Einen bleibenden ersten Eindruck hinterlässt der Eingang des Maria Nila Head Office in Stockholm, Schweden, von ASKA. Foto: Mikael Lundblad
Einen bleibenden ersten Eindruck hinterlässt der Eingang des Maria Nila Head Office in Stockholm, Schweden, von ASKA. Foto: Mikael Lundblad
×Gehen eine Schwedin und eine Japanerin zum Friseur. Der Witz dabei? Es gibt keinen, dafür aber eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Interieurs der Salons bemerkenswert gut gestaltet sind. Die Ästhetiken aus dem hohen Norden und dem Fernen Osten haben mehr Parallelen, als man im ersten Moment meinen könnte und werden nicht umsonst so gerne miteinander kombiniert, Stichwort Japandi.
Wir stellen vier Friseursalons aus Japan und Schweden vor, die sich über die klassischen Grenzen von skandinavischem Minimalismus und japanischem Wabi Sabi hinauswagen und gekonnt eine breite Interieur-Klaviatur von skulptural bis surreal bespielen.
Das vierstöckige Stadthaus in Stockholm wurde vom schwedischen Architekturbüro ASKA mit Pastelltönen und organischen Formen in den neuen Hauptsitz und Salon der Haarpflegemarken Maria Nila verwandelt. Foto: Mikael Lundblad
Das vierstöckige Stadthaus in Stockholm wurde vom schwedischen Architekturbüro ASKA mit Pastelltönen und organischen Formen in den neuen Hauptsitz und Salon der Haarpflegemarken Maria Nila verwandelt. Foto: Mikael Lundblad
×Maria Nila Head Office, Stockholm, Schweden, ASKA
Das Shampoo scheint hier von der Decke zu tropfen – in Form einer Kunstinstallation aus formgeschnittenen Plexiglasscheiben. Die Architekten des schwedischen Architekturstudios ASKA haben das Briefing, das Produkt ins Zentrum zu stellen, recht wörtlich genommen und den Eingangsbereich des Hauptsitzes der Haarpflegemarke Maria Nila im Zentrum Stockholms in einen flüssig anmutenden, fliederfabenen Schampootraum verwandelt.
Ein weiteres, unverkennbares Merkmal des Salons sind die wellenförmigen Regale, auf denen die Produkte der Haarpflegemarke präsentiert werden. Die organischen Formen in Kombination mit verspielten Elementen und Pastellfarben bilden die DNA des Gestaltungskonzepts.
Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Die Farbe Rosa, so Yusuke Yoshino Architects, wird im Lula Hair Salon in Osaka, Japan, in Kombination mit Spiegelelementen verwendet, um einen möglichst zurückgenommenen Raum zu schaffen. Foto: Takumi Ota
Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Die Farbe Rosa, so Yusuke Yoshino Architects, wird im Lula Hair Salon in Osaka, Japan, in Kombination mit Spiegelelementen verwendet, um einen möglichst zurückgenommenen Raum zu schaffen. Foto: Takumi Ota
×Lula Hair Salon, Osaka, Japan, Yusuke Yoshino Architects
Ein phänomenologischer Raum, wie eine Fata Morgana – dieser Salon befindet sich im ersten Stock eines fünfstöckigen Wohnhauses in Osaka, dessen Hauptmerkmal eine klassische Kachelverkleidung ist. Nicht recht greifbar wirkt sein Inneres, mit changierenden Rosetönen and Böden und Wänden, die dem Auge keinen rechten Halt geben und bodentiefen Spiegeln sowie verspiegelten Beistelltischen, die zusätzlich mit der Wahrnehmung spielen.
Unrealistische Schönheitsstandards sind ein Fluch unserer Zeit, irreal wirkende Salons hingegen ein echtes Erlebnis.
Makeover: Ein 220 m2 grosser Keller und ehemaliges Büro in Stockholm wurde von Westblom Krasse Arkitektko komplett entkernt und in das industriell anmutende Little Faktory Hair Studio verwandelt. Foto: Mikael Olsson
Makeover: Ein 220 m2 grosser Keller und ehemaliges Büro in Stockholm wurde von Westblom Krasse Arkitektko komplett entkernt und in das industriell anmutende Little Faktory Hair Studio verwandelt. Foto: Mikael Olsson
×Little Faktory Hair Studio, Stockholm, Schweden, Westblom Krasse Arkitektkontor
Der Friseursalon Little Faktory Hair Studio befindet sich in einem 220 qm grossen Untergeschoss in Stockholm. Die Architekten von Westblom Krasse Arkitektkontor fanden also einen Ort mit viel Platz, aber wenig Licht vor.
Man entschied man sich dafür, den gesamten Raum in einem cremigen, pudergelben Farbton zu streichen und, um den industriellen Charakter des Raumes zu unterstreichen, mit Neonröhren zu beleuchten. Es entsteht ein galerieartiger Ort, in dem die frei stehenden, runden Spiegel mit Plus-förmiger Ablage wie Ausstellungsstücke aus der Pop Art Ära wirken.
I woke up like this: Mühelos im besten Sinne wirkt die Gestaltung des Laughter Hair Salons in Shinagawa City, Japan, von SIDES CORE. Foto: Takumi Ota
I woke up like this: Mühelos im besten Sinne wirkt die Gestaltung des Laughter Hair Salons in Shinagawa City, Japan, von SIDES CORE. Foto: Takumi Ota
×Laughter Hair Salon, Shinagawa City, Japan, by SIDES CORE
Gelächter – ist nicht die Reaktion, die man auf eine neue Frisur haben möchte. Wer sich von den Namen des Laughter Hair Salons in Shinagawa City nicht abschrecken lässt, findet einen Saloon vor, dessen Design absolut mühelos daher kommt. Wie zufällig abgestellt oder angelehnt wirken die halbhohen, mit Holz vertäfelten Wände, und bilden eine spannende Collage.
Dabei ist hier natürlich nichts zufällig. Die Holzplatten strukturieren den Raum auf ausgesprochen geschickte Weise, schaffen private Ecken und unterschiedliche Ebenen, und lassen dabei immer genug Licht durch, um die Offenheit des Standortes mit Nord-Süd-Ausrichtung zu erhalten. Immer noch kein Grund zum Lachen, zum Lächeln aber allemal.
© Architonic