Erhellendes Design mit Labra

Ich hatte einmal eine Freundin, deren Herzlichkeit und Hostessen-Fähigkeiten ohne Fehl und Tadel war. Aber ich wollte ihr Haus trotzdem immer verlassen, bevor es dunkel wurde – denn sie war lichtblind. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, bis ich beobachtete, wie diese Freundin alle paar Tage Geld für ausgefallene Tapeten, stattliche Esszimmerstühle und frische Blumen ausgab, aber bei Einbruch der Dunkelheit wurde alles nur von einem tristen Oberlicht beleuchtet, das ihr Wohnzimmer in die Kulisse eines schaurigen Tatorts verwandelte. Sie schien an die Macht des Lichts gewöhnt zu sein, das einen Raum erhebt oder unterdrückt, das Stimmungen je nach Qualität, Position und Stärke modelliert und formt.

Zugegebenermassen war meine Antwort damals, einfach ein paar strategisch platzierte Tisch- oder Stehlampen anzubringen. Heute jedoch könnte meine Lösung differenzierter sein. Die Beleuchtungsintelligenz hat sich weiterentwickelt, und wir wissen jetzt, dass es bei der Beleuchtung eines Raums um mehr geht als nur die Wahl der Wattzahl und die Installation an der richtigen Stelle. Mit der Entwicklung von Technologie und Verständnis wachsen die Variablen der Innenbeleuchtung, und ihr Potenzial, Stimmungen und Wahrnehmung zu beeinflussen, gleicht sich dem von Farbe und Textur an.

„Unser Ziel ist es, Poesie in Leuchten zu bringen”, sagt Tomasz Mucha, CEO der polnischen Beleuchtungsmarke Labra, die sich bei der Verfeinerung ihrer Beleuchtungspalette stark auf Technologie stützt und die Mittel zur Verfügung stellt, um Beleuchtung sowohl funktional als auch ästhetisch zu verfeinern. „Licht ist Leben, es gibt uns Farbe. Wir wollen Leuchten herstellen, in denen sich die Menschen wohl fühlen und die mit ihrem Leben vereinbar sind. Wir leben in einer sehr stimulierten Zeit, in der Geräusche und Farben aus allen Richtungen auf uns einströmen – es ist sehr wichtig, dass unsere Leuchten nicht auch noch die Sinne angreifen.”

Labra ist eine kleine, aber durch und durch moderne Beleuchtungsmarke, die von Tomasz und seiner Frau, der Innenarchitektin Kama, geführt wird. Sie arbeiten eng mit Architekt:innen und Interior Designer:innen zusammen und konzentrieren sich darauf, Technologie voranzutreiben und gleichzeitig die Ökologie in den Vordergrund zu stellen, indem sie Abfälle minimieren, upcyceln und recyceln und die Produktion intim, praktisch und auf Bestellung halten. Sie bieten sogar einen Reparaturservice an, falls ein Produkt kaputt gehen sollte, und setzen auf die Nutzung lokaler Fertigkeiten. Labra Stücke werden vor Ort von Glasbläser:innen in Polen hergestellt – ein Beispiel ist Xilo, ein neues Produkt, das von dem polnischen Nachwuchskünstler Maciej Karpiak entworfen wurde.

Das ist Beleuchtungsdesign im Jahr 2022; ein nachhaltiges, zweistufiges Verfahren, das mit der Konzeption und Herstellung von anpassbarer Hardware beginnt – Labra verfügt über ein Portfolio von Entwürfen, die je nach den Bedürfnissen eines Projekts auf Bestellung gefertigt werden können. Um Abfall zu vermeiden, gibt es keine Lagerhaltung, aber man kann zum Beispiel das Ray-System für 2 oder 20 Meter und 3 oder 3.000 Köpfe bestellen. Die Halterungen können lang oder kurz sein, und auch eine breite Farbauswahl ist möglich.

Ästhetisch sind die Entwürfe minimalistisch – die Leuchtenfamilien Ray, Pura und Stik sind so geradlinig, dass sie fast in der Architektur verschwinden. Das bedeutet, dass sie nicht von Phase zwei des Designprozesses ablenken: der Lichtwirkung. Oder dem, was Labra „Lichtdenken” nennt. „Dabei geht es nicht nur um das Bewusstsein, wie man den Raum mit einem Lichtstrahl modelliert”, sagt Kama. „Es geht darum, Licht als Hauptelement eines gut gestalteten Innenraums zu sehen, der sich der Tageszeit und dem Lebensrhythmus seiner Nutzer anpasst. Es geht darum, es mit den Sinnen zu erleben.”

Der Mensch und die Art, wie man in einem Raum lebt, stehen bei diesem Prozess an erster Stelle. Für ein Büro mag das eine richtig sein, für einen Kindergarten, ein Restaurant oder ein Schlafzimmer etwas anderes. Wenn ein Gemälde beleuchtet werden soll, kann eine schmale Optik erforderlich sein. Ein hoher Farbwiedergabeindex muss beispielsweise in einem Bekleidungsgeschäft berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Farben richtig wahrgenommen werden. Und Labra fügt fortschrittliche intelligente Betriebssysteme hinzu, um die Funktionalität weiter zu verbessern. Sogar die farbenfrohen Glasleuchten der Xilo-Serie können integriert werden und lassen sich per Fingertipp auf dem Handy dimmen, um einen gemütlichen Kerzenlichteffekt zu erzeugen.

Meine Freundin hat jetzt auch die Seitenleuchten entdeckt, allerdings wohl eher wegen ihrer dekorativen Wirkung als wegen der Möglichkeit, die Helligkeit ihres Wohnzimmers zu nuancieren. Die Macht der Farbe zur Steuerung von Emotionen und der Textur zur Beeinflussung unserer Sinne ist ein viel leichter zu erfassendes Konzept. Aber zum Glück arbeiten Leute wie bei Labra hart daran, uns alle mit der Poesie der Beleuchtung vertraut zu machen.

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