Leuchtstoff stattet Pfarrkirche St. Barbara (Ortrand) in Brandenburg mit zeitgemäßer LED-Beleuchtung aus

Im Zuge einer umfassenden Sanierung im Jahr 2019 sollte die Pfarrkirche St. Barbara der brandenburgischen Stadt Ortrand eine zeitgemäße und zurückhaltende Kirchenbeleuchtung erhalten. Die denkmalgeschützte spätgotische Hallenkirche wurde von 1728 bis 1732 vom Dresdener Baumeister George Bähr (Architekt der Frauenkirche) umgebaut. Anfang des 20. Jahrhundert wurde sie weitgehend purifiziert und erhielt zwischen 1986 bis 1988 eine grundlegende Neugestaltung des Innenraumes durch den bedeutenden Bildhauer, Maler und Kirchenausstatter Friedrich Press.

Puristisches Beleuchtungskonzept

Um die vielschichtigen historischen Umbauten des denkmalgeschützten Gotteshauses erkennbar zu lassen, wurde ein zurückhaltendes puristisches Beleuchtungskonzept erstellt. Dieses setzt deshalb bewusst auf eine überschaubare Anzahl der Beleuchtungsszenarien und Leuchtentypen, deren Design und Farbe einen durchgehend zeitlosen Anspruch beschreiben. Die Kirche als Raum innerer Sammlung soll als Raum von Klarheit und Ruhe erlebbar werden.

Fünf Orte wurden in der spätgotischen Hallenkirche als Schwerpunkte der Intervention bestimmt: das Hauptschiff, die Emporen, die Winterkirche unter der Orgelempore, die sogenannte „Kanzel“ als Standort des Altars und der Chorraum.

Die Bestandssituation des Hauptraumes ist bestimmt von den oberhalb seitlicher Emporen liegenden Fensterreihen. Tageslicht dringt nur spärlich durch historische Buntglasfenster und geschlossene Emporenbrüstungen in das Mittelschiff. Im Bereich der Emporen, der „Kanzel“ und des Chorraumes sah das lichtplanerische Konzept deshalb den Einsatz von verdeckt liegenden Schienensystemen vor. Durch jeweils eine LED-Linearleiste wird dort eine Grundbeleuchtung geschaffen, die von jeweils zwei Richtspots akzentuiert wird. Besonders die Altarraumgestaltung des bedeutenden Bildhauers Friedrich Press erfährt dadurch eine homogen-sachliche Lichtatmosphäre. Zugleich werden jedoch Einzelobjekte, wie Orgelprospekt oder Altar, angemessen hervorgehoben.

Unterhalb der Emporen schließen LED-Linienleuchten bündig mit den Deckenträgern ab, folgen der Architektur und treten dadurch optisch in den Hintergrund. Zugleich wird auch hier die für das Lesen von Gesangsbüchern erforderliche Beleuchtungs-stärke erreicht.

Die Winterkirche unterhalb der Orgelempore kann zeitweise durch einen Glasvorhang vom Hauptschiff abgetrennt werden. Hier finden Werktagsgottesdienste, Feiern und Bibelstunden statt. Unter Einsatz von 13 dimmbaren LED-Ringleuchten inmitten der Balkendecke wurde eine flexible Beleuchtung ermöglicht, die spielend leicht von den Nutzern über Push-Dim-Schalter gesteuert werden kann. Die kreisförmigen Leuchten ergänzen wie selbstverständlich als abstraktes Ornament die Deckenfelder.

Die gestalterische Verbindung zur Winterkirche stellen als Hauptbeleuchtung im Kirchenmittelschiff zwei abgependelte Ringleuchten mit 3000 mm Durchmesser her. Die höhenverstellbare Aufhängung der Leuchtkreise wurde mittels Hülsen durch die nichttragende Holzdecke geführt und findet am darüber liegenden Dachstuhl statt. Die schlanken Leuchtenprofile sind die einzige räumlich in Erscheinung tretende Beleuchtungskomponente im Kirchenschiff. Das minimalistische Kronleuchtermotiv zitiert zeitgemäß frühere Gestaltungen der Kirche St. Barbara und schlägt eine Brücke zur abstrakten Bildsprache des Bildhauers Friedrich Press, dem Orgelprospekt des frühen 20. Jahrhunderts und den spätgotischen Gurtbögen. Die klare Gestalt der Leuchten lässt außerdem den Blick auf den Altar und den Chorraum mit seinem 8,5 m hohen weißen Auferstehungskreuz unverstellt.

Die einfache Bedienbarkeit der einzelnen Beleuchtungskomponenten wurde auf den breiten Nutzerkreis der Kirche zugeschnitten. Neben der Grundbeleuchtung sind nur fünf Dimmzonen entstanden, die allesamt mittels Push-Dim-Bedienung selbsterklärend steuerbar sind. Die 4000K-LED-Elemente entsprechen der von der Gemeinde angestrebten sachlichen Lichtstimmung und unterstreichen zudem die künstlerisch-architektonische Grundkonzeption des Bildhauers Press, der den Innenraum von St. Barbara Ende der 1980er Jahre prägte. Seine Maxime des unverblümten Blickes auf das essenzielle der Gestalt spiegelt sich unter Verzicht auf dekorative Elemente in der neuen Gesamtgestaltung des Gotteshauses wider.

Alle liturgischen Orte werden durch dreiphasige Schienensysteme in Szene gesetzt: verdeckt hinter den Gurtbögen liegend, treten sie zurück, um die Wirkung der ausdrucksstarken Altarraumkomposition „Durch das Leiden zur Auferstehung“ des Künstlers Press nicht zu beeinträchtigen.

Fotos: Maik Lagodzki

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