Weniger ist Mehr

Die dänische Designmarke LoCa ist schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Musterbeispiel der uralten Devise „Wenn man etwas macht, dann kann man es auch gleich richtig machen“ und konzentriert sich auf die Produktion einer schmalen, dafür handwerklich perfekt verarbeiteten, Produktpalette. Der Hersteller findet seine Inspiration in der grossartigen dänischen Design- und Handwerksgeschichte und konnte sich so als eine der Top-Designmarken des Landes etablieren.

Die Geschichte von LoCa beginnt 1992, als Ingenieur Thorkild Lundsgaard auf der Suche nach einer optisch ansprechenden und zugleich funktionalen Garderobe für das Zimmer seiner Tochter ist. Mit dem vorhandenen Angebot unzufrieden, zieht Lundsgaard sich in seine Garage zurück und fängt an, selbst etwas Passendes zu entwickeln. Die ersten Entwürfe des Firmengründers werden leider nichts, aber das Streben nach einer hochwertigen Lösung führt Lundsgaard schliesslich zum Designstudio Harrit & Sørensen. Dort fand er die nötige Unterstützung für die Entwicklung seiner mittlerweile ikonischen Garderobe Knax. Elegant im Design und präzise bis ins kleinste Detail, ist Knax seit der Markteinführung 1995 bis heute ein Bestseller.

Mit ihrer einfachen Formensprache und durchdachten Funktionalität verkörpert Knax beispielhaft die LoCa Philosophie. „Meine Grundidee bei der Garderobe war, dass man ja immer mehr Haken hat, als man tatsächlich nutzt“, erinnert sich Lundsgaard. „Also knüpften die Designer an diese Idee an und liessen ungenutzte Haken einfach verschwinden.“ Dabei kam ein akribisch genau zugeschnittenes, von Hand bearbeitetes Holzpanel heraus, in dem sich in gleichmässigem Abstand Aluminiumhaken befinden, die bei Bedarf ausgeklappt werden können: Knax, eine zeitlose, veredelte Version von Lundsgaards ursprünglichem Konzept.

Auf der Erfolgswelle von Knax hätte das Unternehmen leicht und schnell expandieren und die Produktpalette erweitern können Aber LoCa fügte seinem Portfolio immer nur dort neue Produkte hinzu, wo intelligente Lösungen für spezifische Probleme wirklich nötig waren. „Es geht um Qualität, nicht Quantität", betont Lundsgaard. „Wenn wir etwas Neues auf den Markt bringen sagen wir immer, dass wir etwas machen wollen, das anders ist als alles, was man gerade kaufen kann.“ Statt alle einzelnen Artikel in einem grossen Katalog gebündelt zu präsentieren, bietet LoCa für jede seiner Produktlinien einen eigenen Katalog, aus dem man dann Grösse, Material und Ausführung auswählen kann, um sie harmonisch in verschiedenste Interieurkonzepte zu integrieren. Zum Beispiel ist Knax in fünf Grössen, zehn Sorten Holz oder 15 Lackierungen, und dazu noch mit Haken in drei Farben erhältlich. „Es ist eine überschaubare Kollektion aber jedes einzelne Produkt hat seine Daseinsberechtigung“, so Lundsgaard.

Im Laufe der Jahre hat LoCa etwa ein Dutzend Produkte auf den Markt gebracht, darunter ein Schuhregal mit Wandhalterung, einen Spiegel und einen vertikalen Kleiderständer, alle entworfen von Harrit & Sørensen. Mit dieser Strategie wuchs das Unternehmen zwar langsam aber stetig und überlebte dadurch auch die wirtschaftlichen Turbulenzen jüngerer Jahre. „Als wir anfingen, gab es eine ähnlich aufgestellte dänische Marke, die Haushaltswaren herstellte. Die brachten aber pro Jahr fünf neue Produkte raus,“ erinnert sich Lundsgaard. „Wir machen nur ein neues Produkt alle fünf Jahre, aber uns gibt es noch. Also war unser Weg im Nachhinein doch der Richtige.“

LoCas Sitz befindet sich in Tureby, etwa 50 km südlich von Kopenhagen. Dänische Tradition ist fester Bestandteil der Firmenidentität. Alle Produkte werden vor Ort gefertigt, wobei nur die besten Materialien und handwerkliches Know-how zum Einsatz kommen, ganz ähnlich wie bei klassischen Entwürfen von Hans Wegener und Børge Mogensen. „Ich wollte unbedingt in Dänemark fertigen lassen“, sagt der Gründer. „Als ich 1995 mit der Produktion anfing, schickten viele Firmen alles nach China, weil es dort billiger war. Aber ich dachte, das kann es nicht sein, es muss doch einen Weg geben, in Dänemark zu produzieren.“ Heute beschäftigt das Unternehmen circa zwölf Leute in Tureby, vom Schreiner bis zum Buchhalter.

Sich dezidiert auf ein kleines Premium-Portfolio zu beschränken, den Fokus dabei auf gutes Design und Handwerk zu legen, ist ein mutiger Ansatz, wenn die Konkurrenz den Markt mit billigen Alternativen überschwemmt, aber Lundsgaard ist sicher, dass Kunden, die Wert auf Qualität setzen, LoCa auch weiterhin treu bleiben werden. „Wer bereit ist, den Preis für eines unserer Produkte zu bezahlen, wird niemals Ersatz dafür im Supermarkt kaufen. Und Leute, die es gerne so günstig wie möglich haben, werden wohl nie unseren Preis im Einrichtungshaus zu zahlen bereit sein. Also ist das ganze kein grosses Problem für uns“, erläutert er. „Unser Hauptziel ist, ein schönes Produkt herzustellen, das eine lange Lebensdauer hat, aus guten Materialien besteht und perfekt verarbeitet ist. Der Preis spielt dabei keine Rolle.“

In den letzten drei Jahren gab es von LoCa drei neue Produkte, darunter das Schuhregal und eine strapazierfähige, wasserresistente Version der Garderobe Knax aus Corian, die man gut in Küchen und Bädern einsetzen kann. Dieser ungewohnt grosse Zuwachs zum Sortiment bringt neue Herausforderungen mit sich. Produktionskapazitäten müssen festgelegt werden, die Produkte vermarktet werden, nicht immer leicht für ein so kleines Team. Deshalb hat LoCa zur Zeit auch keine Eile, neue Designs zu entwickeln, obwohl Lundsgaard natürlich bereit wäre, etwas Besonderes und Einzigartiges zu entwerfen, würde sich die Gelegenheit bieten. „Wir sind immer offen für die richtigen Ideen“, sagt er, „und wenn sie uns auf unserem Weg begegnen, sind wir auch bereit daraus neue Produktkonzepte zu entwickeln.“ Es kann also noch eine Weile dauern bis der LoCa-Katalog seine nächste Erweiterung erfährt, aber das Warten wird sich bestimmt lohnen.

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