Der ewige Gärtner: Petra Blaisse

Petra Blaisse ist Gründerin und Chefdesignerin von Inside Outside, einem multidisziplinären Büro für Landschaftsgestaltung sowie Interior- und Ausstellungsdesign. Egal ob ein privater Garten oder ein öffentliches Grossprojekt, die wichtigsten Instrumente für Inside Outside sind Farbe, Licht, Klang und Zeit.

Architonic sprach mit Blaisse – die zu Gast bei den diesjährigen Boisbuchet Summer Workshops war – über ihre kreativen Prozesse, nachhaltige Architektur und darüber, ob sich ein roter Faden durch ihre Arbeit zieht.

Du arbeitest in und um architektonischen Bestand herum. Wie wirkt sich das auf den kreativen Prozess aus?

In unserer Arbeit beschäftigen wir uns sowohl mit bestehenden Situationen und Gebäuden (wenn wir städtische Pläne entwickeln, innerhalb bestehender Gebäude akustische, räumliche oder lichtregulierende Objekte installieren, bei der Zusammenarbeit an Restaurierungsprojekten) als auch mit in Entwicklung befindlichen Projekten. Meistens sind wir Teil eines Architektur-Teams und ab den konzeptionellen Phasen eines Projektes beteiligt.

Da unsere Arbeit ortsspezifisch ist und in vielfältigen kulturellen, physischen und klimatischen Kontexten stattfindet, erfordert jeder Auftrag, jeder Ort und jede Zusammenarbeit einen anderen Ansatz und bringt ein anderes Ergebnis.

Was ist der erste Schritt, wenn ihr mit einem neuen Landschaftsprojekt anfangt?

Wir besuchen zunächst den Ort, um seine Atmosphäre zu fühlen und seine Grössenverhältnisse zu verstehen, das physikalische Potenzial und den Kontext. Danach beschäftigen wir uns mit allen Faktoren, die für die Ausrichtung des "Designs" relevant sein könnten: Geschichte, Biologie, Ökologie, Klima, lokale Kultur, beteiligte Parteien, Zweck des Ortes, zukünftige Nutzer, zukünftige Entwicklungen, Input von lokalen Professionals, verfügbare Budgets und zukünftiges Wartungslevel.

Könnte man sagen, dass sich ein roter Faden durch eure Projekte zieht?

Vielleicht findet man den in ihrer grafischen Stärke, einer sehr lesbaren Organisation und Struktur, die von den Trajektorien (effizient/linear oder romantisch/lyrisch), Logistik (Verkehr und Infrastruktur) und der Notwendigkeit, die Lesbarkeit der Designabsicht und der Raum- und Bepflanzungsorganisation zeitunabhängig zu gewährleisten.

Eine gewisse Klarheit, die ich "grafische Qualität" nenne, hat sich als wichtig erwiesen für das Überleben vieler Formen des "Missbrauchs", die in einem urbanen Kontext, in dem sich permanent alles ändert, unvermeidbar sind. Auch ist wirtschaftlicher Gewinn und damit minimale Investition bei höchstem Ertrag die Regel.

Zur gleichen Zeit haben wir es geschafft Komplexität einzuführen – versteckt im "simplen Plan" – in Form von Schichten, die Information, Empfindung, saisonale Veränderung und ästhetische Überraschungen bieten, Vorhersagbarkeit verhindern, Neugierde wecken und die Nutzer und Besucher aktiv auf die eine oder andere Weise involvieren.

Wie stellst du sicher, dass ein Entwurf nachhaltig sein wird – sowohl ökologisch als auch sozial?

Man kann die nachhaltige Qualität einer Landschaft, die man über einen Zeitraum entwirft nicht garantieren: Der Designer ist nicht mehr als der erste Schritt in einem Prozess, der über viele Jahre weiter entwickelt wird. Viele Parteien sind involviert – Kunden, Nutzer, Wartungspersonal, Bewohner, Beamte und Politiker – über Generationen. Sie müssen dabei helfen, den Ort, den Park oder den botanischen Garten zu erhalten und, hoffentlich, zu verbessern, indem sie konstant aufmerksam sind, Finanzierung und professionelle Pflege organisieren und Wissen akkumulieren.

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