Guter Draht zu Gott: 5 Kirchen aus expressiven Materialien
Text von Madeline Bouton
Berlin, Deutschland
15.09.17
Die Kirchen in unserer Übersicht erhalten ihren Charakter durch die Verwendung unorthodoxer Materialien. Von Draht über verwitterten Stahl zu verkupfertem Aluminium, den hier vorgestellten Gottesimmobilien mangelt es nicht an kreativer Eingebung.
IGLESIA DE SANTA MONICA | vicens + ramos
Der gewölbte, pfeilartig geformte Kirchenbau 15 km vor den Toren Madrids musste an ein langes schmales Grundstück angepasst werden. Die geschwungene Fassade am südlichen Ende weitet sich zum Hauptaltarraum im Norden, der aus mosaikartigen Oberlichtschächten beleuchtet wird. Von Aussen wirken die in verwitterten Stahl gekleideteten Lichttunnel wie grafische Explosionen von Linien, Rechtecken und Trapezen.
KIRCHE DES HL. WENZESLAUS | atelier štĕpán
Die Betonkirche in Sazovice in der Tschechischen Republik verleiht der Form der romanischen Rotunde eine transzendentale Endlosigkeit. "Schaut man das Gebäude an, dann fühlt man die Leichtigkeit die durch das Konstruktionsprinzip entsteht: Die Wände wurden zu kleinen Linien verjüngt, als ob man in einen Papierzylinder hineinschneidet und die Möglichkeiten erforscht", sagt Marek Jan Štěpán. „Die Fenster durch Drücken und Ziehen der Schnittstellen entstanden, das Licht gleitet sanft an die Wände.“
WALDKIRCHE LICHTENSTERN | messner architects
Das Büro Messner Architects wandelte diese Kirche bei Bozen (Italien) durch zwei architektonische Interventionen um: die Ostfassade wurde durchbrochen, um mehr Tageslicht in den Altarraum zu bringen und das Giebeldreieck wurde zum darunter liegenden Vorplatz geöffnet. Die Holzverschalung punktiert den Eingriff, markiert die räumlichen Übergänge zwischen Innen und Aussen und lenkt die Aufmerksamkeit leise auf die alpine Umgebung der Kirche.
TAINAN TUNG-MEN HOLINESS CHURCH | mayu architects+
Ein Raster kupferfarbener perforierter Aluminiumschirme oder "-federn" setzt die Fassade der Kirche in Tainan (Taiwan) von den benachbarten Wohngebäuden ab. "Die Ausrichtung jeder Feder wurde über die Fibonaccisequenz berechnet und variiert in Schritten von 2 Grad von Feder zu Feder. Die Hauptfassade der Kirche wirkt deshalb weich, transparent und fliessend", erklären die Architekten des neu errichteten Gotteshauses.
BASILICA DI SIPONTO | eduardo tresoldi
In Siponto, einer archäologischen Ausgrabungsstätte in Puglia (Italien), wurde eine frühchristliche Basilika nach einem Erdbeben im 13. Jahrhundert aufgegeben. Der Künstler Edoardo Tresoldi hauchte der Basilika mit Draht ein neues Leben ein. Die Materialsprache des Drahts etabliert eine neue Kommunikationslinie zwischen dem Alten und dem Zeitgenössischen am Ort dieser Phantomkirche.
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