Ben van Berkel, Gründer des niederländischen Superstudios UNStudio spricht über die Zukunft der Arbeitsumgebung. Und darüber, wie er selbst am besten arbeitet.

UNStudio-Gründer Ben van Berkel gestaltet zukünftige Arbeitsumgebungen rund um die mentale Gesundheit

Zukunftsarbeit: Ben van Berkel | Aktuelles

UNStudio-Gründer Ben van Berkel gestaltet zukünftige Arbeitsumgebungen rund um die mentale Gesundheit

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Im vergangenen Monat ernannte das Magazin „Architektur und Wohnen“ Ben van Berkel und sein UNStudio zum "A&W-Architekt des Jahres 2017". Der Preis wurde verliehen in Verbindung mit der Ausstellung "The Future of Work: Human Refocus", die Van Berkel und das Innovations- und Prognosenteam von UNStudio kuratiert haben.

Architonic war neugierig und traf den Architekten der Stunde, um mehr darüber zu erfahren, wie sich Vorhersagen zur Arbeitsumgebung von morgen machen lassen.

Herzlichen Glückwunsch! Sie und UNStudio sind "A&W-Architekt des Jahres 2017". Können Sie uns etwas zur Ausstellung "The Future of Work: Human Refocus" erzählen, die Sie kuratiert haben?

Ich mag dieses Konzept des “future-proofing the future”, also des "Zukunft zukunftssicher machens". Wir denken darüber nach, was wir als Architekten tun können, um die Zukunft der Arbeitsumgebung vorhersagen zu können. Heutzutage ist es schwierig in Typologien oder in Gebäuden wie Büro, Krankenhaus oder Museum allein zu denken. Der gesamte Diskurs über die Zukunft der Arbeit ist untrennbar verknüpft mit dem Campus. Jeder will heute einen Campus …

Ich habe selbst angefangen mich mehr und mehr damit zu beschäftigen. Ich habe herausgefunden, dass soziale Interaktion gut ist für eine Arbeitsumgebung. Herumlaufen ist auch gut im Gegensatz zu 8 Stunden täglich herumsitzen. Also sollte der Fokus auf Dingen wie psychischer Gesundheit und Stressreduktion liegen. Und genau darum geht es in der Ausstellung.

UNStudio hat in Zusammenarbeit mit SCAPE voll immersive modulare Kabinen entworfen, die dabei helfen, Stress am Arbeitsplatz abzubauen. Im resetSOUND pod kann man sich an den Drums austoben (oben: Van Berkel); im resetINTIMACY pod findet man Ruhe

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UNStudio hat in Zusammenarbeit mit SCAPE voll immersive modulare Kabinen entworfen, die dabei helfen, Stress am Arbeitsplatz abzubauen. Im resetSOUND pod kann man sich an den Drums austoben (oben: Van Berkel); im resetINTIMACY pod findet man Ruhe

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Wie würden Sie also Stress am Arbeitsplatz reduzieren?

Wir haben den RESET Stress Reduction Pod entworfen, in den Menschen eintreten und sich selbst entstressen können. Zum Beispiel habe wir mit Sensoren nachgewiesen, dass man Stress reduzieren kann, indem man eine visuelle Repräsentation des tatsächlichen Herzschlags manipuliert. Wenn wir die visuelle Darstellung der Herzschlags verlangsamen, dann schlägt das Herz tatsächlich langsamer. Man wird manipuliert durch das, was man sieht, nicht das, was Realität ist ...

Auf dem Salone del Mobile 2017 haben wir die Pods getestet und eine Menge positive Reaktionen bekommen. Jetzt wollen wir sie in Arbeitsumgebungen einsetzen. Ich denke sogar daran, sie in unserem eigenen Büro zu verwenden – weil wir so gestresst sind! (Lacht)

Wie gestaltet man einen Arbeitsplatz, der technologisch in 50 Jahren relevant sein wird?

Die technologische Entwicklung um das sensorisch adaptive Design, wie das in den RESET-Pods, schreitet sehr schnell voran. Ich glaube, wir werden sie nutzen, um Gebäude stärker auf Gesundheit und gesunde Innenräume auszurichten.

Nehmen wir zum Beispiel unsere Luftsysteme. In Zukunft werden wir unsere Luftsysteme mit der gleichen Technologie und Anpassungsfähigkeit ausstatten, die wir jetzt schon bei unseren Handys haben. Künftige Gebäude werden intelligent und selbstlernend sein. Sie lassen sich anpassen und sich mit neuen Apps oder Informationen updaten – ähnlich wie die Autos von Tesla.

"Die Technologie um sensorisch adaptives Design entwickelt sich rasant", sagt Van Berkel. "Zukünftige Gebäude werden intelligent und selbstlernend sein."

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"Die Technologie um sensorisch adaptives Design entwickelt sich rasant", sagt Van Berkel. "Zukünftige Gebäude werden intelligent und selbstlernend sein."

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Wo arbeiten Sie am besten? Was tun Sie, um sich zu motivieren, wenn Sie absolut nicht in der Stimmung sind, zu arbeiten?

Ich wandere viel, und ich liebe es, Zeit in meiner zweiten Heimat auf den Kanarischen Inseln zu verbringen. Lanzarote, um genau zu sein. Ich bin im Norden der Insel, am Ende des Dorfes. Dort gibt es absolut keinen Lärm. Mehrmals im Jahr fülle ich dort meinen Geist mit neuen Ideen, beruhige und entspanne mich. Aber ich könnte nicht das ganze Jahr dort bleiben. Ich brauche ein Gleichgewicht aus verschiedenartigen Orten.

Und mit wem würden Sie am liebsten einen Schreibtisch teilen, lebend oder tot?

Zaha [Hadid] war eine sehr gute Freundin und sie war meine Lehrerin. Sie war sehr lustig. Eine ausnehmend schöne Persönlichkeit. Ich habe es immer genossen, Zeit mit ihr zu verbringen. Dann gibt es da noch Christophe Egret, ein anderer guter Freund. Wir haben die letzten Jahre auf der Architectural Association zusammen studiert. Wir haben bei Mohsen Mostafavi gelernt, einem sehr wichtigen Lehrer zu dieser Zeit, der jetzt Dekan an der Harvard Graduate School of Design ist. Aber ich habe so viele Lieben. Meine Frau und meine Kinder, die mich inspirieren ...

"We’re thinking about what we can do as architects to forecast the future of work environments," says Ben van Berkel at UNStudio's exhibition ‘The Future of Work: Human Refocus’ in Berlin

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"We’re thinking about what we can do as architects to forecast the future of work environments," says Ben van Berkel at UNStudio's exhibition ‘The Future of Work: Human Refocus’ in Berlin

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Die Ausstellung "The Future of Work: Human Refocus" läuft bis zum 19. August 2017 im USM Showroom, Französische Str. 48, 10117 Berlin.

© Architonic

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