Virtuelles Siegerpodest – die ICONIC AWARDS 2022: Innovative Interior (7/9)

Nie gab es so viel Vielfalt. An die zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts wird man sich einmal erinnern als das Jahrzehnt, in dem die Welt von Einrichtungsstilen im bisherigen Sinne Abschied nahm und begann, Interieurs eher als Stimmung zu interpretieren. Inzwischen gibt es keine Dekade des vergangenen Jahrhunderts, die nicht bereits Stoff für gefeierte Re-Editionen lieferte. Materialinnovationen, neue Materialkombinationen, Farbspektren und Fertigungsmethoden holen diese ins Hier und Jetzt und bilden das Bindeglied zwischen Klassikern und neuen Möbelentwürfen.

Ein passendes Beispiel ist das Sitzmöbel Peel des polnischen Möbelunternehmens Vank, das bei den ICONIC AWARDS 2022: Innovative Interior mit dem Titel „Best of Best“ ausgezeichnet worden ist. Konzipiert als Besucher- und Loungesessel, besteht das Möbel aus Formsperrholz, wie man es seit rund 90 Jahren verarbeitet. Zusätzlich wird die ergonomisch ausgeformte Sitzschale mit einer innovativen Mikroschlitztechnologie bearbeitet, die dem Möbel eine wellige Form verleiht und eine visuell ausdrucksstarke Verbindung mit dem sinusförmigen Gestell eingeht. Ein zusätzlicher Fokus liegt bei Peel auf der Einsparung natürlicher Ressourcen, indem für die Herstellung in der Basic-Variante Furnierreste verwendet werden.

Eine Materialinnovation nutzt auch Oechsler für den 3D-gedruckten Loungechair Slope, den die Jury als „Winner“ kürt. Die Experten aus der kunststoffverarbeitenden Industrie stellen mit dem Möbel die Möglichkeiten der 3D-Drucktechnologie unter Beweis. Denn die individuell gefertigten Sitzelemente aus TPU weisen lokal unterschiedliche Härtegrade auf. Eine Gitterstruktur erzeugt optimale Belüftungseigenschaften. Die Jury sagt: „Der im 3D-Druck gefertigte Loungestuhl Slope verspricht einen hohen Sitzkomfort, ist leicht zu montieren und recycelbar. Ein interessanter Designansatz, der sowohl durch eine besondere Ästhetik besticht als auch den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt.“

Drei Möbelentwürfe, die sich alle den Titel „Winner“ verdienen und sich formal ähneln, sind die Stuhlkollektionen V-Rock und V-Alpin von Voglauer Gschwandtner & Zwilling sowie der Stuhl Turn von Stern. Ein genauerer Blick offenbart ihre durchaus unterschiedliche Konstruktionsweise. So basiert V-Rock auf einer aus Filz gepressten selbsttragenden Rückenschale. Das Sitzpolster besteht aus Leder, das Gestell aus Massivholz. „Die aus Filz gepresste selbsttragende Rückenschale verleiht dem V-Rock-Stuhl eine eigene unverwechselbare Identität. Ein zeitlos elegantes und durch weiteres natürliches Material, wie Leder und Massivholz auch qualitativ sehr hochwertig wirkendes Sitzmöbel, das einen angenehmen Sitzkomfort verspricht und in viele moderne Umgebungen passt“, lobt die Jury.

Der drehbare Esszimmerstuhl V-Alpin der österreichischen Manufaktur verspricht besonders hohen Sitzkomfort dank fliessend geformter Massivholz- und Lederelemente, Lederpolster und Kippbeschlag. Eine Rückholfeder richtet ihn stets wieder mittig aus. Überraschend: Der Loungechair Turn von Stern verrät erst beim Lesen der Materialspezifikationen, dass er für den Einsatz im Freien gewappnet ist. Ob Dinnerabend oder Homeoffice im Freien, der Stuhl des baden-württembergischen Outdoor-Möbelherstellers trainiert sogar ganz nebenbei die Wirbelsäule. Wie? Dank Sitness®-Technologie, die die Rückenmuskulatur beim Sitzen aktiviert, den Kreislauf in Schwung bringt und die Konzentrationsfähigkeit verbessert. Drinnen und draussen lassen sich damit als nahtloses Kontinuum gestalten.

Wer am liebsten ganz sicher geht, dass alles stimmig zueinander passt, lässt Oberflächen, Kantenbänder, Rollladensysteme und Wandanschlussprofile mithilfe der Edelmatt Kollektion von Rehau im durchgängigen Look ausführen. Das verdient den Titel „Best of Best“, denn, so die Jury: „Die Edelmatt Kollektion von Rehau ermöglicht Architekten und Planern eine aussergewöhnlich hochwertig, modern und vor allem einheitlich wirkende Innenausstattung ohne Material- und Farbbrüche.“

Nicht Material und auch kein spezifisches Möbel ist das Einrichtungskonzept mit dem langen Namen „Change the function – change the mood. All in One Apartment by Mood Stories“ von Pfleiderer Polska, ein weiterer „Winner“ des Wettbewerbs. Die Idee beruht darauf, ein durchdachtes, nachhaltiges und abfallfreies Gesamtmobiliar anzubieten, das auf einer Fläche von gerade einmal zwei Seecontainern alle je nach Tageszeit veränderlichen Wohnbedürfnisse bedient. Dank „Mood Stories“-Dekoren kann der Raum jederzeit an Stimmungen angepasst werden.

In puncto Konzeption sticht abschliessend auch das Sideboard Tojo-stau von Tojo Möbel heraus. Bei der Entwicklung des MDF-Möbels stand neben der Flat-Pack-Fähigkeit und der bauteileoptimierten Konstruktionsweise ebenso im Mittelpunkt, dass sich der Korpus werkzeuglos von einer Person aufbauen und wieder zerlegen lässt. Nur für die Befestigung der Scharniere wird Werkzeug benötigt. Ein schönes Detail des „Winners“ sind die dezent oben eingefrästen Griffmulden, die das minimalistische Äussere des Sideboards komplettieren.

Noch mehr Beweise für die stilunabhängige neue Material-, Form- und Konstruktionsvielfalt finden sich hier in den Bildern:

© Architonic