Unternehmen und Marke heissen labo crème brûlée. Der Name erinnert vor allem an Feuer und Flamme – und das sind Christian Seltmann, seine Frau Tania Theler Seltmann und sein Bruder Philipp für ihre noch junge Firma schon von Hause aus. Die vierte Generation der fränkischen Porzelliner-Familie hatte „Bock auf etwas Neues“, und so kam es 2009 zur Firmengründung auf Mallorca. Seit 2013 hat die Firma ihren Sitz und Produktionsstandort jedoch in Berlin; in bester Lage, in einer historischen Remise zwischen Mommsenstrasse und Kurfürstendamm. Hier gibt es auch einen Showroom.

Die ‚grand CRU‘-Pendelleuchter werden bei labo crème brûlée ausschliesslich auf Mass gefertigt – weil Räume und Bedürfnisse immer unterschiedlich sind

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Die ‚grand CRU‘-Pendelleuchter werden bei labo crème brûlée ausschliesslich auf Mass gefertigt – weil Räume und Bedürfnisse immer unterschiedlich sind

×

Christian Seltmann baute bereits als Jugendlicher Möbel und Leuchten und verbrachte viel Zeit in seiner eigenen Werkstatt. Ausprobieren, tüfteln, irgendetwas mit Glas und Licht – das war sein Traum. Er studierte Architektur und BWL, sein jüngerer Bruder Werkstofftechnik/Keramik. Als unveräusserliches Erbe verstehen sie ihr Verständnis für Qualität, Zuverlässigkeit und Design sowie ihr breites Wissen über Ofentechnik, Schmelzprozesse und Materialbearbeitung. In Kombination mit einem grossen Interesse für Elektronik, moderne Lichttechnik sowie CAD und IT entstand so eine Manufaktur, in deren Produkten sich Low- und Hightech in aufregender und anspruchsvoller Art und Weise begegnen.

„Ich hatte die Vision und den Wunsch, Farbglas zum Leuchten zu bringen. Der Durchbruch in der LED-Technik vor etwa fünf Jahren kam für uns genau zur richtigen Zeit“, erinnert sich Christian Seltmann und fährt fort: „Meine erste LED-Leuchte war von Ikea; mit diesem „Leuchtstäbchen“ konnte ich Grundlagenforschung betreiben und feststellen, was passiert, wenn man LEDs mit verschiedenen Glasschmelzen verbaut“. Ein Jahr lang experimentierte der Firmengründer mit Farbglas, wobei der Zugang zu einer berühmten Glashütte auf Mallorca eine grosse Hilfe war.

Kleinserien wie die ‚grand Papillon‘- Wandapplike sind das zweite Standbein der Kollektion von labo crème brûlée

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Kleinserien wie die ‚grand Papillon‘- Wandapplike sind das zweite Standbein der Kollektion von labo crème brûlée

×

Aktuell bietet labo crème brûlée vier Produkte: die Wandleuchten ‚pilote‘ und ‚papillon‘ (grand und petit) sowie die Pendelleuchten ‚fleuve‘ und ‚CRU‘, letztere ebenfalls in grand und petit. ‚CRU‘ wird vorzugsweise in Form von Baldachin- oder Ringleuchtern angeboten, wobei die Manufaktur in der kundenorientierten Massfertigung dieser grossen Lichtobjekte ihre Kernkompetenz ausspielt. „Wir verarbeiten im Wesentlichen weisses Glas für die Pendel der grossen Baldachin- und Ringleuchten. Und wir produzieren praktisch nur Unikate, allein schon, weil jede Deckenbefestigung etwas ganz Spezifisches ist. Wir haben noch nie zwei gleiche Leuchter oder Installationen gebaut, denn die Anforderungen an diese Objekte sind so unterschiedlich wie die Architektur, in der sie wirken und so individuell wie unsere Kundschaft“, betont Christian Seltmann.

Ein kürzlich fertiggestelltes Projekt ist der zentrale Baldachinleuchter im Boardroom eines Schweizer Pharmakonzerns. Der Leuchter markiert sozusagen das Herz des Unternehmens – den Tisch des Verwaltungsrates. Labo crème brûlée wurde eingeladen, eine grosse Installation zu realisieren. Es ging um stolze 120 Pendel! Der erforderliche Baldachin an der Decke misst 7 x 1,5 Meter und musste als hochtechnisiertes Objekt (mit Sprinkler und Beamerlift) in eine vorhandene Kühldecke integriert werden. Alles in allem wiegt die Installation rund eine halbe Tonne, wobei keinerlei Befestigungsmittel sichtbar sind. Genau das sind die Herausforderungen, die den Firmengründern Spass machen. Alles wird CAD-gestützt in Berlin vorbereitet und auf die Planung des Architekten abgestimmt. Sorgfältige Vorplanung und Vormontage erlauben dann den Einbau einer solchen „Leuchte“ in nur zwei Tagen.

Ausschnitt einer auf Mass gearbeiteten Szenographie

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Ausschnitt einer auf Mass gearbeiteten Szenographie

×

Ein ‚grand CRU‘-Baldachinleuchter für eine Bar

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Ein ‚grand CRU‘-Baldachinleuchter für eine Bar

×

Es geht bei allen Leuchten des Herstellers um eine Lichtdiffusion in den Glaskörpern. Da ihre technischen Möglichkeiten mittlerweile eine präzise Einstellung der Farbtemperatur erlauben, wird ausschliesslich mit LED-Technik gearbeitet. Die LED-Module sind in den Farbtemperaturen 2580°, 2700° und 2780° Kelvin wählbar. Im Glas kann man diese feinen Unterschiede von nur 80° Kelvin sehen. Dabei kommen nur reinweisse LEDs zum Einsatz, Farbe wird ausschliesslich mit farbigem Glas erzeugt. „Unsere fünf Farbgläser sind in ihrer Wirkung magisch“, schwärmt Christian Seltmann. „Das bekäme man mit RGB gar nicht hin und wäre wohl eher kitschig.“ Mit momentan drei Farbtemperaturmodulen deckt die Manufaktur viel ab. In Asien hat man es gern etwas kühler, die Schweizer würden am liebsten Kerzen nehmen. Bei einem Leuchter sind die Gläser grundsätzlich aus derselben Schmelze und die LED-Qualitäten sind ohnehin gleich. Damit bietet jeder Leuchter grosse Homogenität.

„Wir sind, was die technische Umsetzung und die erforderliche Technik im Bereich LED und Glas angeht, relativ weit vorne“, ist sich Seltmann in seiner Funktion als Leiter Forschung + Entwicklung sicher. Das Design erreicht dabei ein dekorativ anmutendes, fast szenografisches Bild, das im Prinzip die Architektur unterstützt. Und wirklich – wenn über einem 3 Meter langen Esstisch ein 240 mal 50 cm grosser Baldachin mit 20 bis 30 Pendelleuchten schwebt, so wirkt der gesamte Raum verändert.

Die ‚petit Pilote‘-Wandleuchte ist eine Unterputzleuchte mit einer maximalen Einbautiefe von 52 mm und auch für Gipskartonwände geeignet

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Die ‚petit Pilote‘-Wandleuchte ist eine Unterputzleuchte mit einer maximalen Einbautiefe von 52 mm und auch für Gipskartonwände geeignet

×

Bei aller lichttechnischen Finesse und Komplexität kommt der jeweiligen individuellen Ausprägung des Leuchters, dem Glas, dennoch eine zentrale Rolle zu. Es ist die Grundvoraussetzung für das besondere Leuchten der ‚CRU‘-Objekte. Man kann es kaum fotografieren, denn das Glas leuchtet absolut blendfrei aus sich heraus. Die Glaskörper werden handgegossen und mit einem Blasenbild versetzt. Dieses Blasenbild ist für jeden einzelnen Glaskörper/Diffusor anders. Es handelt sich somit um absolute Einzelstücke. „Wir haben viel experimentiert. Wir schaffen es, ein Blasenbild zu generieren, das sehr inhomogen ist. Jeder Glaskörper ist wie eine Miniatur-Milchstrasse“, erläutert Christian Seltmann. Die Technik bringt das Glas zur Aufführung und bleibt selbst verborgen. Die optische Wirkung entsteht allein im Glaskörper. Bei labo crème brûlée ist die maximale Reduktion, das klassische Prinzip von Form Follows Function, Designmaxime. An den Leuchtkörpern aus Berlin findet man nichts Überflüssiges oder rein Dekoratives. Diese Nüchternheit steht in absolutem Kontrast zur fast metaphysischen Lichtstimmung und Anmutung, die nur mit dem jeweiligen Glas entstehen kann.

Die von Hand gefertigten Diffusoren wirken wie Fundstücke, sind nicht kristallin, aber fein – und sie harmonieren besonders gut mit groben Materialien oder starken gestalterischen Elementen in der direkten Umgebung. Wie edle Solitäre wirken die labo-Leuchten, verströmen jedoch nichts Egozentrisches. Es gibt in der Regel nichts Vergleichbares im Raum. Von daher ist ein ‚Grand GRU‘ immer ein Stück, das für sich und aus sich heraus wirkt, aber die Umgebung eben nicht platt macht. Ganz gleich ob Biedermeier oder Bauhaus.

Ein individueller ‚grand CRU‘-Ringleuchter mit 45 Pendeln für den Eingang eines Schlosses in Bayern

Ein Hochtemperatur-Labor für Glas und Licht | Aktuelles

Ein individueller ‚grand CRU‘-Ringleuchter mit 45 Pendeln für den Eingang eines Schlosses in Bayern

×

Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Produkte in den Grossstädten und Metropolen der ganzen Welt gefragt sind. Es sind fast durchweg Interior Designer, manchmal in Zusammenarbeit mit einem Lichtplaner, die die wertigen und hoch individuellen Leuchter bei ihren Bauherren ins Spiel bringen. Ohne modernste Kommunikationstechnik allerdings liessen sich die Produkte am anderen Ende der Welt kaum wirklichkeitsnah und attraktiv präsentieren. Weltumspannend zu agieren, bringt das kleine Team in Berlin da zuweilen an seine Grenzen, aber das insgesamt aufwendige Herstellungsverfahren in Einzelanfertigung ist zugleich ein natürliches Mengenregulativ. Die Nachfrage bleibt eine stabile Herausforderung.

Die Light+Building hat die junge Firma extrem nach vorne gebracht, wobei sich die Macher ihres Nimbus des Neuen bewusst sind. Sie wissen auch, dass sie im Moment die Einzigen sind, die etwas Vergleichbares herstellen können: „Ausgereifte Technologie, umwerfende Schönheit, perfekte Funktion. Und alles ‚custom made by hand in Germany‘“, wie Christian Seltmann es formuliert. Lediglich die weissen LEDs kommen vom Marktführer aus Japan.

Erwähnte Produkte

Erwähnte Profile