Der schlichte Brulla von Miniforms spiegelt die heutige Sehnsucht nach verspielten Kurven wider. Er verbindet Individualität und Neutralität und passt damit zu allen Einrichtungsstilen.

Der Stuhl Brulla erinnert an die Bistrostühle, die seit dem 19. Jahrhundert in den Wiener Cafés zu finden sind – allerdings auf subtile und unterschwellige Weise

Miniforms lässt Vergangenheit und Gegenwart nahtlos verschmelzen | Aktuelles

Der Stuhl Brulla erinnert an die Bistrostühle, die seit dem 19. Jahrhundert in den Wiener Cafés zu finden sind – allerdings auf subtile und unterschwellige Weise

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InnenarchitektInnen verweisen häufig auf historische Epochen, wenn sie einen bestimmten Look kreieren wollten. Wenn Opulenz gefragt ist, greifen sie oft auf den Art-déco-Stil der 1930er Jahre zurück. Für einen stilvolleren Look, der ohne Schnörkel auskommt und dennoch luxuriös wirkt, können sie sich auch an den futuristischen 1960er Jahren orientieren. Ein anderer Ansatz besteht darin, die Vergangenheit auf unterschwellige, unaussprechliche Weise anzudeuten.

Ein Beispiel für diese letzte Herangehensweise ist der aktuelle Trend zu Kurven in der Inneneinrichtung. Die einst als retrograd geltenden Kurven erleben heute ein Comeback. Sie sind reich an historischen Bezügen und erinnern an alles von der klassischen Symmetrie der Renaissance-Bögen bis zu den geschwungenen Konturen des Jugendstils. Sie scheinen sich gegen die Konvention geradliniger Räume aufzulehnen und schaffen eine einladende und zugleich moderne Atmosphäre.


„Ich wollte, dass sich die Beine, der Sitz und die Rückenlehne wie eine Einheit anfühlen und nicht wie zusammengefügte Einzelteile“ – Stefan Krivokapic


Diese Sehnsucht nach Kurven befriedigt der neue Brulla-Stuhl des italienischen Möbelherstellers Miniforms. Mit dem Entwurf beauftragte Miniforms – ein in den 1960er Jahren gegründetes Familienunternehmen, das heute von den Brüdern Alessandro, Matteo und Mario Bardini geleitet wird – das Mailänder Studio Skrivo. Der praktische, stilvolle und stapelbare Stuhl, der sich sowohl für den Objekt- als auch für den Wohnbereich eignet, lässt die geraden Linien seiner Beine mit den Rundungen von Sitz und Rückenlehne in einem minimalistischen Design verschmelzen.

Die Neutralität von Brulla, entworfen von Skrivo, wird durch seine entschlossene Form vermittelt – gerade Beine und eine perfekt runde Sitzfläche

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Die Neutralität von Brulla, entworfen von Skrivo, wird durch seine entschlossene Form vermittelt – gerade Beine und eine perfekt runde Sitzfläche

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Die reduzierte Ästhetik wird durch die begrenzte Materialpalette noch unterstrichen – ein Rahmen aus Esche, Schwarzesche oder Esche-gebeiztem Nussbaum, bei dem drei Holztöne zur Auswahl stehen (blond, ein warmer Mittelton und ein dramatisches Ebenholzschwarz), und eine Sitzfläche aus straff gespanntem Wiener Rohrgeflecht.

Letzteres gibt einen Hinweis auf die Hauptinspiration für Brulla – die ikonischen österreichischen Bugholzstühle, die im 19. Jahrhundert von der Wiener Firma Gebrüder Thonet geschaffen wurden. Der berühmteste dieser Stühle, der Stuhl Nr 14, steht nicht nur für das Wien des Fin-de-Siecle, sondern auch für eine ganze Reihe europäischer Avantgarde-Hauptstädte und wurde bald zu einem beliebten Bestandteil der Pariser Cafés.


Die einst als retrograd geltenden Kurven erleben heute ein Comeback. Sie sind reich an historischen Bezügen und erinnern an alles von der klassischen Symmetrie der Renaissance-Bögen bis zu den geschwungenen Konturen des Jugendstils


Mit seinem verschnörkelten Holzrahmen mag er heute klassisch wirken, doch im 19. Jahrhundert stand er für hochmoderne Fertigungsmethoden – und war ein Vorbote des Übergangs vom naturverbundenen Jugendstil zur maschinenverliebten Moderne.

In einer Wiederholung dieser Tradition ist Brulla ebenfalls von der Verschmelzung von Alt und Neu geprägt – wenngleich diese Mischung, wenn überhaupt, nur unterschwellig wahrgenommen wird.

Brulla ist in einer begrenzten Palette von drei Holztönen erhältlich, darunter eine grafische, dunkelschwarze Esche

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Brulla ist in einer begrenzten Palette von drei Holztönen erhältlich, darunter eine grafische, dunkelschwarze Esche

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„Meine Aufgabe war es, einen neuen Stuhl zu entwerfen, der sich an den Bistrostühlen der Vergangenheit orientiert“, so Stefan Krivokapic, der Creative Director von Skrivo. „Das kam mir sehr gelegen, da ich schon immer diese Art von Stuhl entwerfen wollte. Es gibt ein Zitat des italienischen Architekten Ernesto Nathan Rogers, das ich sehr inspirierend finde: ‘Die Arbeit der Gegenwart ist eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.‘ Ich lasse mich tendenziell stark von Geschichte, Kultur und Tradition beeinflussen und versuche, dies mit den Bedürfnissen der heutigen Zeit zu verbinden. Mit diesem Projekt wollte ich eine zeitgenössische Version des archetypischen Bistrostuhls schaffen, der im späten 19. Jahrhundert überall in Österreich-Ungarn zu finden war.“

Tatsächlich stellt der Stuhl eine Dichotomie zwischen Alt und Neu dar. Der perfekte Kreis, der die Sitzfläche bildet, wirkt grafisch und zeitgemäss, dennoch hat der Stuhl mit seinen nach innen gebogenen Hinterbeinen einen eigenwilligen Charakter – fast wie ein wachsamer Vierbeiner. Die Sitzfläche neigt sich von der Rückenlehne aus sanft nach oben und gipfelt in einer geneigten, geschwungenen Rückenlehne, die den Rücken des Sitzenden bequem umarmt.

Und noch in einer weiteren Hinsicht verbeugt sich Brulla vor dem Stuhl Nr. 14, der ebenfalls eine runde Sitzfläche aufweist: „Ich wollte, dass die Sitzfläche die Hauptrolle spielt und rund ist, weil das für mich die archetypische Form für diese Art von Stuhl ist“, betont Krivokapic.

Der Stuhl ist auch in einem warmen Mittelton erhältlich (Nussbaum gebeizt)

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Der Stuhl ist auch in einem warmen Mittelton erhältlich (Nussbaum gebeizt)

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Dennoch wirkt Brulla dank der nahtlosen Übergänge seiner verschiedenen Komponenten zeitgemäss. „Ich wollte, dass sich die Beine, der Sitz und die Rückenlehne wie eine Einheit anfühlen und nicht wie zusammengefügte Einzelteile“, erklärt Krivokapic. „Dank der neuesten CNC-Holzbearbeitungstechnologien konnten wir den Stuhl so entwerfen, dass er stabil genug ist, um den Anforderungen des Vertragsmarktes standzuhalten.“

Alles an Brulla ist wohlüberlegt. Laut Krivokapic dauerte die Entwicklung des Stuhls durch Skrivo aufgrund der Pandemie und der Ungewissheit, wann er auf den Markt kommen könnte, länger als üblich. Doch bei aller Individualität hat Brulla auch eine neutrale Ästhetik, die für InnenarchitektInnen ein Gewinn ist. Er mag an die Vergangenheit erinnern, aber er bezieht sich nicht auf eine bestimmte historische Epoche, sodass er in alle Arten von Innenräumen passt, von traditionell bis modern – und alle Stile dazwischen.

© Architonic

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