Trend mit Tradition: Ecodesign
Text von möbelschweiz
Lotzwil, Schweiz
17.08.21
Wie viele neu entworfene Möbel brauchen wir heute wirklich noch? Eine Frage, die in den Produktfluten immer noch zu oft untergeht. Eine der Antworten heisst Ecodesign – ein natürlicher Ansatz, der von den Manufakturen von Möbelschweiz seit jeher gelebt wird.
Aber natürlich: Traditionelle Manufakturen folgen seit jeher den Grundsätzen des Ecodesigns. Foto: Züco
Aber natürlich: Traditionelle Manufakturen folgen seit jeher den Grundsätzen des Ecodesigns. Foto: Züco
×Zeitgeist ist ein Wort, das ziemlich luftig daherkommt und in der Regel frischen Wind mit sich bringt. Aber genau so schnell wie er auftaucht, verwandelt er sich meist wieder. Ob Fast Fashion oder Fast Living – alles unterwirft sich der kontinuierlichen Veränderung und Verbesserung, um unablässig neue Trends hervorzubringen.
Mit dem fortschreitenden Klimawandel hat über die letzten Jahre auch im Wohnbereich der Umweltgedanke immer stärker Einzug gehalten. Ein Unternehmen, das nicht in irgendeiner Form seine Nachhaltigkeit beteuert, wirkt heute beinahe suspekt. Dabei sollte es jedoch nicht nur darum gehen, den Kunden ein gutes Gefühl zu vermitteln, sondern ums grosse Ganze. Denn ein weiteres Objekt in die Welt und ihre Räume zu stellen, ist eine Verantwortung, die man in allen Facetten tragen sollte.
Braucht es wirklich den x-ten Stuhl oder was sollte er erfüllen, damit man ihn wirklich noch „besitzen“ will.
Naheliegende Werte: Eine regionale Produktion bietet vielfältige ökologische Vorteile. Foto: Horgenglarus
Naheliegende Werte: Eine regionale Produktion bietet vielfältige ökologische Vorteile. Foto: Horgenglarus
×Wer jetzt an Hocker aus Kork oder Lampen aus Pilzen denkt, denkt zu kurz. Denn Ecodesign rückt nicht nur die ökologische Wirksamkeit eines Produktes in den Fokus, sondern betrachtet das Objekt in seinem gesamtgesellschaftlichen System. Schliesslich ist der Designprozess ein komplexes Zusammenspiel aus Ästhetik, Technik, Ökonomie, Ökologie und sozialen Komponenten. Ein tatsächlich nachhaltiges Gestaltungskonzept setzt voraus, dass von Anfang an sämtliche Konsequenzen vorausschauend mitgedacht werden. Das heisst, dass mit einem bewussten Einsatz an Ressourcen ein möglichst grosser Nutzen für die gesamte Wertschöpfungskette bei minimaler Umweltbelastung und unter sozial fairen Bedingungen erzielt wird.
Dass Ecodesign kein flüchtiger Trend ist, sondern ein unerlässlicher Weg, beweisen neben zahlreichen engagierten Designern und Unternehmen inzwischen auch eigene Studiengänge und Ausbildungsprogramme. Eine Liste an Kriterien hält dabei fest, was für ein wahrhaft nachhaltiges Möbel von Bedeutung ist – von der Langlebigkeit und Reparierbarkeit über die Energie- und Materialeffizienz bis zur Schadstoffarmut und Kreislauffähigkeit.
Gutes Karma: Möbel aus nachhaltigen Materialien und heimischer Produktion fühlen sich in allen Dimensionen besser an. Foto: Jutzler
Gutes Karma: Möbel aus nachhaltigen Materialien und heimischer Produktion fühlen sich in allen Dimensionen besser an. Foto: Jutzler
×Während viele Unternehmen die Rückbesinnung aufs Wesentliche erst erlernen müssen, ist sie anderen bereits in die Wiege gelegt und gehört seit jeher zur gelebten Firmenphilosophie. Der Verband des Schweizer Möbelhandels Möbelschweiz setzt mit seinem Qualitätslabel „création suisse“ nicht nur die Qualität des Schweizer Designs in den Mittelpunkt, sondern versammelt mit seinen Mitgliedern vor allem Unternehmen mit traditionellem Manufakturcharakter, die von Natur aus den Grundsätzen des Ecodesigns folgen.
Naheliegend – Regionalität
Bei allen Mitgliedern steht das Thema Regionalität im Fokus. Von den regionalen Zulieferdiensten bis zur Produktion vor Ort wird versucht, so lokal wie möglich zu denken und zu arbeiten. Ein traditioneller Prozess, der seit jeher im Manufakturgedanken vieler Unternehmen verankert ist, und der nicht nur die regionale Wirtschaft fördert, sondern auch für heimisch gewachsene und kontrollierte Rohstoffe, kurze Lieferwege und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen sorgt.
Über die Zeit – Langlebigkeit Möbel sollen Freude bereiten. Am besten über die Jahre. Zeitlose Entwürfe sowie hochwertige Qualität und Verarbeitung stehen für Stabilität und Langlebigkeit und machen Möbel zu beliebten Klassikern, die nicht so schnell wieder verschwinden und sogar Generationen überdauern. Dazu gehört auch die Reparatur und Restauration eines Möbels. Vom frischen Schliff über handgefertigte Ersatzteile bis zum neuen Polsterbezug.
Wertschätzung und Werterhaltung: Vom Reparieren bis zum Restaurieren – beim ressourcenschonenden und nachhaltigen Upcycling erhalten Lieblingssessel, Konzertgarnitur & Co. ein neues Leben. Foto ganz oben: Strässle, Foto oben: Girsberger
Wertschätzung und Werterhaltung: Vom Reparieren bis zum Restaurieren – beim ressourcenschonenden und nachhaltigen Upcycling erhalten Lieblingssessel, Konzertgarnitur & Co. ein neues Leben. Foto ganz oben: Strässle, Foto oben: Girsberger
×Weniger ist mehr – Ressourcen im Blick
Neben regionalen, nachwachsenden Rohstoffen wie Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Schweizer Wäldern, zählt auch der ökologische Fussabdruck, den ein Produkt hinterlässt. Wie materialeffizient ist es gestaltet, wie viel Energie und Wasser werden für seine Produktion verbraucht, wie viel CO2 emittiert und wie viele Schadstoffe ausgestossen. Auch hier finden die beteiligten Unternehmen innovative Wege in allen Bereichen, die von Recycling über Upcycling bis hin zur geschlossenen Kreislaufwirtschaft reichen.
Wert voll – gelebte Nachhaltigkeit
Auf einem heimisch produzierten Sitzmöbel aus schadstofffreien Rohstoffen sitzt man nicht nur gesünder, man fühlt sich auch besser. Ganz besonders, wenn man weiss, dass die Arbeitsbedingungen fair und die Mitarbeiter zufrieden sind. Die Unternehmen von Möbelschweiz leben teilweise seit über 100 Jahren die Liebe zum Handwerk und wollen dieses Gut auch für weitere Generationen bewahren, in dem sie jungen Menschen mit einer Berufsausbildung eine Perspektive bieten.
Der Kreis schließt sich: Das Schweizer Unternehmen von Rickenbach nutzt das gesamte Restholz seiner Produktion, um mit einem eigenen Fernwärmenetz mehr als 220 Wohneinheiten und über 20 Gewerbebetriebe zu versorgen. Foto: von Rickenbach, © Claude Vuille
Der Kreis schließt sich: Das Schweizer Unternehmen von Rickenbach nutzt das gesamte Restholz seiner Produktion, um mit einem eigenen Fernwärmenetz mehr als 220 Wohneinheiten und über 20 Gewerbebetriebe zu versorgen. Foto: von Rickenbach, © Claude Vuille
×Eine Philosophie, die auf natürliche Weise das System in seiner Gesamtheit betrachtet und den Kreis schliesst. Denn für die Mitglieder von Möbelschweiz ist Ecodesign sehr viel mehr als ein flatterhafter Zeitgeist. Er ist eine Haltung mit tiefen Wurzeln, voller Übung und Erfahrung sowie Chancen für die Zukunft.
Text: Julia Hauch
© Architonic