Singulart: die Online-Welt der Kunst und des Designs aufrütteln

Der Kunstmarkt war ein grosses Ziel für digitalen Umwälzungen und Demokratisierung. Das Internet und eine gezielte, intelligentere Art des E-Commerce versprachen Zugänglichkeit und Transparenz in einem Bereich, in dem beides fast zur Gänze fehlte.

Online-Kunstgalerien könnten die Tür für neue und jüngere Sammler:innen öffnen, die von traditionellen Galerien und dem komplexen Trubel auf Kunstmessen eingeschüchtert sind. Künstler:innen hingegen könnten eine Plattform und einen Verkaufsraum abseits des Händler- und Mega-Dealer-Systems finden und des Kampfes um zeitlich begrenzte Flächen im physischen Raum.

Bei der Kunst handelt es sich jedoch nicht um Bücher, Lebensmittel oder zerlegte Möbel. Gemälde haben eine Textur und bestehen aus Pinselstrichen, ein präzises Farbspiel. Skulpturen bespielen den Raum auf eine Weise, die online schwer zu erfassen ist. Der Kauf von Kunst erfordert Zeit und Überlegung. Kunst ist ein Bekenntnis und keine Industrie. Kunst wird nicht in regelmässigen Formen und Grössen und nach einem vorgegebenen Zeitplan produziert. Und was ganz entscheidend ist: Die Herstellung und der Verkauf von Kunst basieren auf den menschlichen Beziehungen zwischen Künstler:innen, Händler:innen und Sammler:innen.

Der Ingenieur Brice Lecompte, der zum Unternehmer wurde, und Véra Kempf, Seriengründerin und Unternehmerin mit einer grossen Leidenschaft für die Arbeit des Fotografen Robert Capa, gründeten 2017 die Online-Galerie Singulart in Paris. Sie erkannten, dass es ein grosses, ungenutztes Interesse und eine grosse Nachfrage nach Kunst gab, einen Markt, den traditionelle Galerien völlig ignorierten. Sie wussten aber auch, dass der Erfolg auf der Kombination von Online-Zugänglichkeit mit persönlichem Service, kompetenter Beratung und einer führenden Hand bei Bedarf basieren würde. Genauso müsse man Künstler:innen nicht nur Raum, sondern auch umfassende Unterstützung bieten. Schnell wurde klar, dass das Konzept von Singulart grosses Potenzial hatte. Im Jahr 2021 sammelte das Startup 60 Millionen Euro in Serie-B-Investitionen ein, die grösste Einzelfinanzierung aller Zeiten in der Kunstbranche.

Singulart verfügt mittlerweile über ein Serviceniveau, das sich von physischen Galerien unterscheidet, aber auch über das der meisten anderen Online-Galerien hinausgeht – sowohl für Sammler:innen als auch für Künstler:innen. Es bietet einen mehrsprachigen Beratungsservice und ermöglicht es Sammler:innen, mit den Künstler:innen Preise auszuhandeln und neue Werke in Auftrag zu geben. Singulart erleichtert Sammler:innen auch die Ratenzahlung und kümmert sich für Künstler:innen um Versand und Zoll. Es beseitigt nahezu alle Probleme beim Kunstkauf. Und das ist eine Menge.

Der Ansatz von Singulart ist zudem entschieden global und vielfältig. Das Unternehmen präsentiert mittlerweile Werke von Künstler:innen aus 146 Ländern, die Hälfte hiervon sind Frauen. Die Sammlerschaft ist fast ebenso vielfältig und verstreut. Sie macht ein breites Publikum auf die Kunst aufmerksam – nicht zuletzt deshalb, weil die Seite monatlich fast zwei Millionen Besucher:innen anzieht.

Inklusivität und Bildung stehen ebenfalls im Mittelpunkt der Mission. Mittlerweile gibt das Unternehmen sein eigenes physisches Magazin heraus, während das Team aus Kunstexpert:innen online und in gedruckter Form Einblicke in den Kunstmarkt veröffentlicht und eine Reihe von Spezialist:innen interviewt. Das System zur Unterstützung von Künstler:innen reicht inzwischen von Leitfäden und Webinaren über die persönliche Betreuung und Aufmerksamkeit des Creator Care-Teams bis hin zu Künstler:innen-Residenzen an Orten von der Arktis bis nach Florenz.

Singulart war sich der Tatsache bewusst, dass Designer:innen und der Designmarkt ähnliche Sorgfalt und Aufmerksamkeit verdienen, und startete im vergangenen Jahr eine Plattform für unabhängige Designer:innen, Designstudios, Handwerker:innen, Design-Produzent:innen und Designbrands.

„Unsere Designer:innen sind versierte Fachleute, die national oder international bekannt sind und ihre eigenen einzigartigen Produkte anbieten, die zu unserer kuratorischen Linie passen“, heisst es bei Singulart. „Wir engagieren uns weltweit für die Förderung aussergewöhnlicher Handwerkskunst und legen dabei Wert auf erstklassige Qualität und Materialien.“

Die Designkollektion von Singulart umfasst Möbel, Dekor und Beleuchtung. Vieles davon kann auf Anfrage individuell angepasst werden. Im Gegensatz zum Kunstangebot steht die Sammlung jedoch nur Innenarchitekt:innen und Architekt:innen zur Verfügung. „Wir glauben, dass dieser Ansatz besser geeignet ist und Designer:innen dabei helfen wird, dauerhafte und für beide Seiten vorteilhafte Beziehungen aufzubauen.“

Die Pflege der Beziehung zwischen Kund:in und Künstler:in, oder in diesem Fall zwischen einer kreativen Person und einer anderen kreativen Person, war schon immer ein zentrales Anliegen von Singulart. Das Unternehmen ist sich vor allem bewusst, dass die Beziehung zwischen Designer:innen und (Innen)Architekt:innen – die oft dauerhaft, kollaborativ und ortsspezifisch ist – eine besondere Art der Pflege erfordert.

Darüber hinaus wurde mit Balthasart eine Spin-off-Website gestartet, die sich der Förderung aufstrebender europäischer Künstler und jüngerer Sammler:innen widmet. Es wurde als Raum konzipiert, in dem eine Gemeinschaft von Künstler:innen, egal ob jung oder alt, ihre praktischen Kenntnisse weiterentwickeln, Ratschläge und konstruktive Kritiken erhalten und wo neue Sammler:innen zu Förder:innen und Unterstützer:innen werden können.

Das Singulart-Team hat im Laufe der Zeit experimentiert und dazugelernt, aber es ist klar, dass sie einen neuen Kunstmarkt schaffen hat: gross, offen und expandierend.

© Architonic

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