Ein Nachbarschafts-Gefühl fürs Büro

Viele haben vorausgesagt, dass COVID-19 uns mit einer kollektiven Agoraphobie zurücklassen würde, einem anhaltenden Bammel davor, sich in überfüllten öffentlichen Räumen oder an Orten aufzuhalten. Jeder, der in letzter Zeit in einem Restaurant, einer Bar, einem Theater oder einem Flughafen war, wird festgestellt haben, dass das Gegenteil der Fall sein könnte.

Es gibt einen Bereich des Lebens, der die Ausnahme zu sein scheint. Die Rückkehr ins Büro, selbst für die zwei oder drei Tage pro Woche, die hybride Arbeitsformen jetzt ermöglichen, erfolgt langsam und widerwillig. Wie der internationale Experte für Arbeitsumgebungen Steelcase betont, haben die meisten das Konzept des hybriden Arbeitens mit Begeisterung angenommen. Mehr als 70 % der weltweit führenden Unternehmen, so Steelcase, geben ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, an zwei oder drei Tagen pro Woche zu Hause oder ausserhalb des Büros zu arbeiten. Das Problem ist die Realität des Büroalltags.

Für Steelcase ist der Grund für diese zögerliche Rückkehr naheliegend: Arbeitgeber haben ihre Arbeitsplätze nicht entsprechend den neuen Gegebenheiten überdacht oder neu konzipiert. Die Zeit im Büro ist nicht länger eine Frage der Routine und des Bedarfs, sondern eine Frage des Zwecks und der Absicht. Das Büro ist heute ein Ort, an dem sich Arbeitnehmer:innen treffen und zusammenarbeiten können, an dem sie sich mit kollektiver Energie und Zielstrebigkeit versorgen und Unterstützung finden. Aber während sie sich dort aufhalten, brauchen sie vielleicht auch einen privaten Ort für Videokonferenzen oder tiefergehende Arbeit.

Der hybride Arbeitsraum muss viele Kriterien erfüllen, und zwar mit Nachdruck, wenn Marken die besten Mitarbeiter:innen anziehen und halten wollen. Steelcase argumentiert, dass eine lebendige, vielfältige Nachbarschaft – mit ihren Parks, Bürgersteigen, Bibliotheken, Geschäften und Cafés – ein nützliches Modell für diese neuen Arbeitsplätze ist.

Das neue Büro sollte wie eine Nachbarschaft funktionieren und die gleiche Art von Energie, Begeisterung und Verbindungen schaffen. Es sollte eine Reihe miteinander verbundener Räume sein, öffentliche und private, Orte der Zusammenkunft und Orte der Ruhe und des Rückzugs.

Für Steelcase bedeutet dies, dass Arbeitgeber und Arbeitsplatzgestalter eine Reihe neuer Prioritäten und Gestaltungsziele setzen müssen. Sie müssen sich auf Folgendes konzentrieren: Gleichberechtigung, die Schaffung einer integrativen Erfahrung für alle im Büro, aber auch die Begrenzung der Kluft zwischen Remote-Mitarbeiter:innen; sie müssen Teammitglieder in die Zusammenarbeit einbinden, aber auch Soloarbeit leisten lassen; und sie müssen Leichtigkeit schaffen, um Räume zu gestalten, die intuitiv und logisch zu navigieren sind.

Steelcase skizziert auch vier wichtige Gestaltungsprinzipien für die Schaffung dieser Art von Räumen: Ich + Wir, wobei sichergestellt wird, dass die Arbeitsumgebung sowohl die Arbeit des Einzelnen als auch die des Teams unterstützt und ein problemloser Wechsel zwischen beiden möglich ist; Fixed-to-Fluid, wobei Räume geschaffen werden, die modular und flexibel sind und sich organisch an wechselnde Bedürfnisse und Zahlen anpassen können; Open + Enclosed, wobei der Bedarf an akustischer und visueller Privatsphäre erkannt wird; und Braiding Digital + Physical, wo erkannt wird, dass Arbeitsplätze ebenso wie Städte, die immer intelligenter werden und leistungsfähigere Infrastrukturen einsetzen, als Umgebungen die Technologie auf möglichst intuitive Weise integrieren müssen.

Für viele von uns ist die Frage, wo wir arbeiten, wann wir arbeiten und wie wir arbeiten, komplex und fliessend geworden. Das neue Büro sollte ein Ort sein, an dem wir uns verwurzelt und erholt fühlen. Der Autor, Organisationspsychologe und Moderator des Podcasts „Work Life“, Adam Grant, sagt: „Eine bessere Vision für einen Arbeitsplatz ist eine Gemeinschaft – ein Ort, an dem sich Menschen aufgrund gemeinsamer Werte zusammenschliessen, sich als Menschen wertgeschätzt fühlen und bei Entscheidungen, die sie betreffen, eine Stimme haben. Die Menschen fühlen sich so als Teil einer grossartigen Nachbarschaft und werden durch diese bereichert.“ Diese Art von Verbindungen zu schaffen, sollte das Ziel der besten Arbeitsstätten sein.

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