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Text von NoéMie Schwaller
Zürich, Schweiz
10.11.08
CENTQUATRE ist ein Ort für kreatives und künstlerisches Schaffen. Die 39.000 qm umfassende Fläche ist ein ursprüngliches architektonisches Ganzes, in dem Kunst mit Öffentlichkeit zusammentrifft.
CENTQUATRE ist ein Ort für kreatives und künstlerisches Schaffen. Die 39.000 qm umfassende Fläche ist ein ursprüngliches architektonisches Ganzes, in dem Kunst mit Öffentlichkeit zusammentrifft. Das Kind der beiden Direktoren, Robert Cantarella und Frédéric Fisbach, setzt sich zum Ziel, die einzigartigen künstlerischen Ausdrucksweisen, die im CENTQUATRE vertreten sind, in Szene zu setzen.
Das Ziel des Konzepts besteht darin, die Zahl der Zugänge zu zeitgenössischer Kunst zu vergrößern und Zugangsschranken aufzuheben. Künstlerische Dynamik verschiebt hier die Barrieren zwischen Kunst und Publikum; Kultur ist offen für alle Besucher, Passanten und Zaungäste. Die kraftvolle Bewegung verleiht völlig neuen Methoden der Kreation, der Produktion und der Visualisierung einen besonderen Elan.
Ungefähr dreißig künstlerische Projekte werden jedes Jahr entwickelt. Diese bringen ungefähr 200 Künstler aus der ganzen Welt zusammen, die an diesem Ort zusammenfinden. CENTQUATRE ist eine Produktionsstätte und bietet den Künstlern technische, finanzielle und personelle Ressourcen zur Erschaffung eines Werkes oder zur Entwicklung von Produktionsmethoden. Während ihres Aufenthalts können die Künstler die verschiedenen Bereiche nutzen. Diese Bereiche können an die jeweilige künstlerische Ausrichtung und an die verschiedenen Arbeitsphasen angepasst werden. Jeder Künstler hat daher die Freiheit, diese Flexibilität zu nutzen und vorübergehende und revidierbare Ziele zu setzen. Neben den Workshop-Eröffnungen werden im Laufe des Jahres drei Festivals organisiert, die die fertigen Werke der Künstler des CENTQUATRE präsentieren.
Das Gebäude wurde 1873 vom Bistum errichtet. 1905, nach der Trennung von Kirche und Staat, wurde das SMPF (Kommunales Bestattungszentrum) als Ausdruck der Entwicklung republikanischer Ideale geschaffen. Es bedeutete, dass jedem, unabhängig von Religion, Familienstand (geschiedene Frauen mussten zuvor nachts bestattet werden) oder Umstände des Todes (Selbstmörder waren vorher ausgeschlossen), das Recht auf eine Bestattungszeremonie zugestanden wurde.
Die Stadtverwaltung hatte ein Monopol bei Särgen, Leichenwagen, Leichenträgern und Friedhöfen. Einen bedeutenden Anteil an dieser Arbeit hatte die Bestattungszeremonie. Bis in die 80er Jahre war es Pflicht, an die Eingänge von Gebäuden, in denen sich Leichname befanden, Vorhänge anzubringen. Das Monopol der Stadtverwaltung bei Bestattungen endete mit dem «Sueur-Gesetz» vom 8. Januar 1993. Die Aktivitäten auf dem Gelände an der Rue d’Aubervilliers gingen danach zurück, bis der letzte Angestellte 1997 seine Arbeit einstellte.
Bei der Eröffnung am 11. Oktober 2008 wurden die Veranstalter überrannt - jene, welche nicht schon am frühen Nachmittag präsent waren, warteten vor vergitterten Toren vergebens, um noch Einlass an das kostenlose Konzert von Trip Hop Avantgardist Tricky zu bekommen.
Auch diverse Projekte im CENTQUATRE lassen noch auf sich warten, so der Restaurant- und Cafébereich, das «House for Children», ein Ort der Kreativität für Kinder, ein Book- und ein Conceptstore sowie eine Bibliothek. Die Renderings auf der Webseite sind aber sehr viel versprechend, vertrösten uns solange und versichern, dass sich das Warten lohnt; denn Einlass wird einem hier gewiss gewährt.
Die zukünftige Bibliothek. Florent Rougemont architecte, cabinet Tomorrow Architects
Die zukünftige Bibliothek. Florent Rougemont architecte, cabinet Tomorrow Architects
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