Blickfang 08 Zürich
Text von NoéMie Schwaller
Zürich, Schweiz
01.12.08
Vom 21. bis 23. November 2008 öffnete das Zürcher Kongresshaus zum 12. Mal seine Tore für die grösste Designmesse der Schweiz: die Blickfang. Mit einem «Espace Romandie» setzte sie diesen Herbst einen deutlichen Akzent und widmete erstmals eine Sonderschau dem Design aus der Westschweiz.
Vom 21. bis 23. November 2008 öffnete das Zürcher Kongresshaus zum 12. Mal seine Tore für die grösste Designmesse der Schweiz: die Blickfang. Mit einem «Espace Romandie» setzte sie diesen Herbst einen deutlichen Akzent und widmete erstmals eine Sonderschau dem Design aus der Westschweiz. Zu Gast waren auch Gestalterinnen und Gestalter aus Lissabon, die am sogenannten Städtecorner ihre Kreationen dem Publikum zeigten. Auf der beachtlichen Ausstellungsfläche von 4'500 m2 waren unter den rund 220 Ausstellern aus den Bereichen Möbel, Leuchten, Mode und Schmuck viele zum ersten Mal mit dabei, was den Innovationsgrad aber nicht sichtlich erhöhte.
stockwerk3, von Matthias Bischoff, Christof Sigerist und Lukas Wick als Ateliergemeinschaft gegründet, hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht mit Leuchten, deren Energieeffizienz, Design und Funktionalität von verschiedenen Institutionen mit Preisen geehrt worden sind. Ihre Leuchte hangover_no.4 besteht aus einer Anzahl weisser Kunststoffscheiben, welche mittels Kugelmagneten flexibel untereinander verbunden werden und dadurch unterschiedlichste Formen und Ausrichtungen annehmen können. Diese können so gerichtet und platziert werden, dass kleine oder grosse, geschlossene oder offene, wilde oder ruhige Formen entstehen und das Licht entsprechend gelenkt werden kann.
Verschiedene Erscheinungsformen und Lichtstimmungen: Leuchte hangover_no.4 von Stockwerk 3
Verschiedene Erscheinungsformen und Lichtstimmungen: Leuchte hangover_no.4 von Stockwerk 3
×Die Leuchten von Christian Deuber zeichnen sich durch eine technisch verträumte Schlichtheit aus, die sich wunderschön in die Wohn- und Arbeitswelt integriert. Bei seiner Leuchte Tube Pendel Vertikal wird das Licht der Fluoreszenzröhre durch ein opakes Acrylglasrohr gleichmässig gestreut. Die FL-Röhre und das Vorschaltgerät sind im Rohr intergriert und bilden eine kompakte Einheit.
Deckenleuchte SPOOL M von Christian Deuber aus pulverbeschichtetem Stahl und Difusor aus Textilfolie / Tube Pendel Vertikal
Deckenleuchte SPOOL M von Christian Deuber aus pulverbeschichtetem Stahl und Difusor aus Textilfolie / Tube Pendel Vertikal
×Aufgefallen ist «Konkret», ein junges Label für Betonmöbel, welches in der Schweiz gestaltet und produziert. Die Möbel bestehen aus kombinierbaren Elementen aus Beton und Glas, deren Oberfläche nicht saugend und deshalb pflegeleicht ist. Die Füsse sind zur Schonung des Bodens mit Filzgleitern ausgestattet.
Alltägliche, schöne Sachen fanden wir bei Pfyl Produkt, zum Beispiel die Liege «Bern», eine Massivholzkonstruktion in Edelkastanie mit Liegematte und Nackenrolle in Baumwolle. Unkonventionell ist auch die Namensgebung der Produkte von Pfyl Produkt, welche oft nach Schweizer Ortschaften benannt sind.
Nach einer formschlüssigen, traditionellen Holzverbindung – bestehend aus der Nut und dem Grat - nennt sich das Label der Brüder Adrian und Beat Schnidrig aus Visp, welches aus einem 80-jährigen Familienbetrieb entstanden ist. «Nut + Grat» zeigte an der Blickfang das Sideboard «duna» aus einheimischem Massivholz und Furnierhölzern. Die schlichte Formensprache in Verbindung mit den prägnanten Furnierbildern ist charakterbildend.
Sideboard «duna» von Nut + Grat hat eine Deckplatte aus eloxiertem Aluminium, die mit einer wellenförmigen Grafik bedruckt ist. Auf der Abbildung aus Zwetschgenholz.
Sideboard «duna» von Nut + Grat hat eine Deckplatte aus eloxiertem Aluminium, die mit einer wellenförmigen Grafik bedruckt ist. Auf der Abbildung aus Zwetschgenholz.
×Auch die Möbelunikate der kleinen Werkstatt «Wood and Ceramic» überzeugen durch ihre schlichte Form, welche die Natur des Holzes auf einfache Art zur Geltung bringt.
Sitzbank aus Wengeholz und Stuhl aus Zwetschgenholz von Wood and Ceramic
Sitzbank aus Wengeholz und Stuhl aus Zwetschgenholz von Wood and Ceramic
×Oloom aus Lausanne präsentierte mit Erfolg Bulb C, eine elegante auf die essentiellen Elemente reduzierte Hängeleuchte. Die gesponnenen Aluminiumaufsätze ergänzen die Glühbirne und unterstreichen die fluide Form.
Bulb C. Design: Zusammenarbeit von Oloom und Samuel Wilkinson, 2007. Foto: Milo Keller / anpassbares Aluminiumregal von Oloom , 2008. Foto: Tonatiuh Ambrosetti
Bulb C. Design: Zusammenarbeit von Oloom und Samuel Wilkinson, 2007. Foto: Milo Keller / anpassbares Aluminiumregal von Oloom , 2008. Foto: Tonatiuh Ambrosetti
×Auf Staumöbel hat sich MOX spezialisiert und bietet eine Auswahl an ästhetisch ansprechenden Produkten, die verblüffend einfach sind und in der Funktionalität ihre Formschönheit nicht verlieren, sondern Leichtigkeit und Eleganz ausstrahlen.
Kann ohne Montage an eine Wand gelehnt werden: Konsole «Lola» von MOX AG mit Schallschluckender Abdeckplatte aus pulverbeschichtetem Stahlblech. Design: Beat Glässer
Kann ohne Montage an eine Wand gelehnt werden: Konsole «Lola» von MOX AG mit Schallschluckender Abdeckplatte aus pulverbeschichtetem Stahlblech. Design: Beat Glässer
×Dem Balkon nimmt sich rephorm an und bietet neuartige Lösungen, um das architektonische Anhängsel mit witzigen Accessoires in ein grünes Wohnzimmer zu verwandeln.
«steckling: das Original» kann ohne Hilfs- und Befestigungsmittel einfach auf das Geländer aufgesetzt werden / aufsteckbares Futterhaus «steckling» von rephorm
«steckling: das Original» kann ohne Hilfs- und Befestigungsmittel einfach auf das Geländer aufgesetzt werden / aufsteckbares Futterhaus «steckling» von rephorm
×Die drei Designerinnen Luzia Vogt, Stephanie Hensle und Natalie Luder, von denen eine überzeugte Vegetarierin ist, die andern beiden aber lustvolle Karnivoren sind, befassten sich kontrovers mit dem Thema Fleisch. «Jede von uns hat ihre Arbeiten dazu entwickelt, die wir dann in einen Dialog zueinander setzten», erklären die Designerinnen. Broschen, Ohrhänger und Ringe aus Porzellanbruchstücken zeigen Darstellungen von Tieren, Schmuckobjekte wurden aus Tierzähnen gefertigt und aus Epoxy wurde Salami und Mortadella gegossen, die man sich in Scheiben geschnitten ans Revers heften kann.
Wie bette ich mich zur Ruhe und an wen muss man sich wenden, wenn man den Löffel abgeben möchte? Antworten auf diese und andere Fragen gibt R.I.P. – Rest in Pieces. Rest in Pieces verewigt sich standesgemäß und zeigt sprichwörtlich Produkte, die todsicher in Erinnerung bleiben. Die Kurzlebigkeit wird zur Fragestellung, die Vergänglichkeit zur Designaufgabe und der Tod zum Trend.
Das Projekt ist in einem fünfwöchigen Projekt extra für die Blickfang entstanden.
Ruhe im modischen Frieden. Stand von Style & Design, Hochschule der Künste Zürich. Foto: Christian Grund
Ruhe im modischen Frieden. Stand von Style & Design, Hochschule der Künste Zürich. Foto: Christian Grund
×Der Stand von Friends of Carlotta, einer Galerie für aktuelles Schmuckdesign in Europa, setzte den Schmuck in hängenden Plastikkugeln gekonnt in Szene.
Messestand von Friends of Carlotta. Foto: marc-dave eventphotography
Messestand von Friends of Carlotta. Foto: marc-dave eventphotography
×Wie jedes Jahr lud die Blickfang auch zur Modeschau, an welcher 13 Designer aus
der Schweiz, Deutschland und Portugal ihre aktuellen Kollektionen über den Laufsteg schickten und ihre neusten Kreationen zeigten. Mit LCD-Leuchtschienen inszeniert war die Schau von Sibylla Lustenberger und musikalisch begleitet von Oliver Scotoni, Gründer des Radiosenders Rundfunk.fm.
Neben den altbekannten Labels der Stadt wie Beige, Ida Gut und Markant wurden dieses Jahr gemäss den Credos «L'espace Romandie» und «Lissabon Corner» Fashiondesigner aus der Westschweiz und Lissabon geladen.
Gelungen vor allem waren Make-Up von MAC Cosmetics und Hairstyling von Mad friendly hairstyling.
Das Züricher Label Markant von Mike Kobel zeigte Männermode mit schlichten Schnitten in Braun-, Beige- und Beerentönen im angesagten Nerd-Look mit Accessoires von PARK in Stuttgart.
Styling von MAC Cosmetics und Mad friendly hairstyling / Schlichte Herbstmode von Markant, Zürich. Fotos: marc-dave eventphotography
Styling von MAC Cosmetics und Mad friendly hairstyling / Schlichte Herbstmode von Markant, Zürich. Fotos: marc-dave eventphotography
×Einen spannenden Querschnitt der portugiesischen Designszene zeigte der «Lissabon Corner», darunter auch das Label aforest-design. Unisex-Mode, die in einer urbanen Umgebung am besten zum Ausdruck kommt, spricht von einer grossen Leidenschaft für Mode.
Die deutsche Designerin Christina Krämer hat vor einem Jahr in der Schweiz ihr gleichnamiges Label gegründet. An der Blickfang Zürich zeigte sie viel Strick mit grobem Maschenbild, winterlich passend in weiss mit 90er-Jahre Schnitten.
Mode aus dem ehemaligen Kolonialgebieten: aforest-design / Unikate aus Strick und Leder von Hand gefertigt: Christina Krämer. Foto: marc-dave eventphotography
Mode aus dem ehemaligen Kolonialgebieten: aforest-design / Unikate aus Strick und Leder von Hand gefertigt: Christina Krämer. Foto: marc-dave eventphotography
×Die Blickfang bietet seinen Ausstellern inzwischen weltweit eine Plattform: Neben Zürich findet sie auch in Stuttgart, Wien und Tokio statt