Eröffnung MUMUTH
Text von NoéMie Schwaller
Zürich, Schweiz
02.03.09
"Die Musik soll nicht nur zu hören sondern auch zu sehen sein." - Ben van Berkel
UN studio Ben van Berkel bauen das neue Institutsgebäude der Kunstuniversität Graz. Der Neubau wird die Schnittstelle der Universität zur Öffentlichkeit darstellen.
Das MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater – ein Fakultätsgebäude für die Kunstuniversität Graz (KUG), wird offiziell am 1. März 2009 eröffnet. Um diesen Event zu feiern, wird das Institut für Musiktheater eine Aufführung von W.A. Mozars Oper „Die Zauberflöte“ präsentieren. Im Rahmen der Vorpremiere in Graz letzte Woche erklärte Ben van Berkel, dass „die Beziehung zwischen Musik und Architektur eine klassische Beziehung darstellt. Zu klassisch für unsere Zeit, mag der Gedanke manches zeitgemässen Architekten sein. Aber das ist keineswegs unser Standpunkt, UNStudio liebt das Klassische, aber mit einem modernen Überraschungseffekt...“ Seit 1963 stellt MUMUTH ein zentrales Trainings- und Veranstaltungsgebäude für die KUG dar. „Letztendlich können wir unseren Studenten ein architektonisch ausserordentliches Gebäude bieten, um sie in ihrem künstlerischem Training weiter zu bringen. Die Aufgabe der Kunstuniversität ist die immer voranschreitende Entwicklung der Künste. Dank MUMUTH kann unsere Zielgruppe verstärkt in diesen aufregenden Prozess mit einbezogen werden“, so Georg Schulz, Rektor der KUG.
Architektonisches Konzept
Entsprechend der Nutzung des Gebäudes als Theater und universitärer Lehrbereich wurde eine Verschränkung und Verschmelzung der dazugehörigen öffentlichen Bereiche im gemeinsamen Foyer angestrebt. Eine sich virtuell horizontal erstreckende Spirale, deren beide Enden sich mit dem mittleren Teil verweben, bildet die interne Organisation des Gebäudes. Die Idee der Spirale als organisierendes Element absorbiert und reguliert als kontinuierliche Linie Intervalle und Unterbrechungen, verändert ihre Richtung und wechselt ihren Massstab, ohne ihre Kontinuität zu verlieren.
Die Differenzierung der Spirale als dreidimensionales aber offenes System ermöglicht es, innerhalb dieser Geometrie die unterschiedlichsten räumlichen Anforderungen verschiedener Programme zu erfüllen und Zwischenbereiche zwischen den Funktionen zu schaffen. Die Spiralorganisation in ihrer Weiterentwicklung und Transformation materialisiert in der vertikalen Erschliessung und seiner Konstruktion des Foyers.
Materialisierung
Die interne Organisation der Spirale beginnt einfach und rechteckig an der Nordseite des MUMUTH und verwandelt sich in eine komplexere, kleinteiligere Geometrie am Süd-Ende. Wie ein Oktopus teilt sich die Spirale in eine Anzahl kleinerer Subsysteme mit vertikaler und horizontaler Ausdehnung. Diese Organisationsprinzip, das gleichzeitig auch die tragende Struktur des Gebäudes bildet, ermöglicht einen kontinuierliche Anordnung der Tragteile, die die Räume effizient miteinander verbindet.
Die gleichen drei Materialien folgen der Spiralgeometrie in verschiedenen Kombinationen und Überlagerungen durch den gesamten Bau: Stahl, Beton und Glas. Die Variationen des Schichtaufbaues je nach lokalen Gegebenheiten und Anforderungen ermöglichen eine differenzierte, effiziente und doch kontinuierliche Ausgestaltung der Innen- und Aussenflächen des Mumuth. Die Materialwahl wird den Werkstättencharakter des Gebäudes verdeutlichen.
Die Materialwahl soll den Werkstättencharakter des Gebäudes verdeutlichen
Die Materialwahl soll den Werkstättencharakter des Gebäudes verdeutlichen
×Die zwei Proberäume sind am Süd-Ende des Gebäudes untergebracht. Der Orchesterproberaum findet unter dem Foyer ebenerdig Platz und hat direkte Sicht auf den Park. Im 3. Obergeschoss befindet sich die Probebühne des Musiktheaters. Durch diese Anordnung der Proberäume gelingt eine optimale akustische Trennung dieser beiden Bereich durch die Zwischenschaltung des Foyerbereiches. Die Proberäume mit dem grossen Saal werden von der Universität zur Ausbildung genutzt. Bei der Planung wurde im speziellen Bedacht auf die Möglichkeit der Fremdnutzung des Orchesterproberaumes und des grossen Saales ausserhalb der universitären Nutzungszeiten genommen.
Die akustische Qualität des Neubaus ergibt sich aus den von der virtuell horizontalen Spiralorganisation gebildeten «Zwischenräumen». Diese fungieren als akustische Pufferzonen und Nebenwege für die Erschliessung und Verbindung der universitären Nebenfunktionen. Somit entstehen Freiräume, die sich je nach Bedarf kreativ aneignen und nutzen lassen.
Den zentralen Bestandteil des MUMUTH bildet der grosse Aufführungsraum, der flexibel als Probe- und Arbeitsraum, Konzertsaal oder Musiktheater genutzt werden soll. Dieser Raum, der als «Black Box» ausgebildet wird, ist von einem aus dem Erdgeschoss ansteigenden Foyerbereich aus erschlossen, der sich nach Süden zum Innenhof und zum Park hin orientiert, und an den alle verschiedenen Funktionen und Nutzer des Gebäudes angeschlossen sind.
Die Schnittstelle der Universität zur Öffentlichkeit.
Die Schnittstelle der Universität zur Öffentlichkeit.
×Über das Design von MUMUTH sagt Architekt Ben van Berkel:” Das Bedürfnis, ein Gebäude so der Musik zu verschreiben wie nur möglich, war ein durchgehender Gedanke in den letzten zehn Jahren, in welchen dieses Theater gebaut wurde. Die Thematik, die die Basis dieses Gebäudes und seiner ganzen Organisation darstellt, hat während dieser Zeit ebenfalls Bestand gehabt.“ Der Bau des 19 Millionen Euro teuren neuen Musiktheaters begann im März 2006. Im August 2008 übergab die Federal Real Estate Society (BIG) den Hauptteil des Gebäudes an die KUG. Im Februar 2009 wurde die 7th International Competition „Franz Schubert und die Moderne Musik“ teilweise im MUMUTH veranstaltet.“ Das Neue Musiktheater stellt den österreichischen Beitrag zur Architektur-Biennale in Venedig dar.
Das Mumuth soll auch ausserhalb der universitären Zeiten genutzt werden.
Das Mumuth soll auch ausserhalb der universitären Zeiten genutzt werden.
×Programm
Öffentliche Veranstaltungen bilden einen fixen und zentralen Bestandteil der Ausbildung der jungen Künstlerinnen und Künstler. Wie schon derzeit im Theater im Palais (TIP) sollen verschiedene Produktionen in einer Gegenüberstellung von Moderne und Tradition und verschiedenste Sparten von Jazz über Orchesterkonzerte, Kammermusik, Liedern bis zu Musiktheater zur Aufführung kommen.