Professioneller Familienausflug
Text von NoéMie Schwaller
Zürich, Schweiz
11.11.08
Designers' Saturday Langenthal - der einst lokale Geheimtipp platzt aus allen Nähten
Studenten des Lehrstuhls «Innenarchitektur» Akademie der Bildenden Künste, München. Foto: Susana Bruell
Studenten des Lehrstuhls «Innenarchitektur» Akademie der Bildenden Künste, München. Foto: Susana Bruell
×Zum zwölften Mal fand am Wochenende vom 8. / 9. 11. der Designers' Saturday in Langenthal statt. Im Gegensatz zu den bekannten Möbelmessen setzt der Designers' Saturday den Schwerpunkt auf die Inszenierung der Produkte – inmitten der Produktionshallen der sechs Veranstalter. Es ist eine Wohltat, für einmal nicht in klimatisierten Messehallen umherzuirren, sondern inmitten der Maschinen und Materialien die Wertigkeit der Produktion zu sehen, zu hören und zu riechen. «Möbel und Gegenstände kehren an den Ort ihrer Entstehung, in die Fabrik, zurück», so Jurymitglied Christoph Gantenbein vom Architekturbüro Christ & Gantenbein in Zürich.
Mit aufwendigen Bewerbungsverfahren und Jury «erzieht» der Designers' Saturday seine Aussteller zu räumlichen Inszenierungen ihrer Marken und Produkte. Denn wer Architekten und Innenarchitekten ansprechen will, muss auch mit der Sprache des Raumes überzeugen. Und das hat offensichtlich Erfolg. Vielleicht hat das Internet die traditionellen Messen in der Funktion der Neuheitenrecherche abgelöst, womit sich ihre Hauptaufgabe auf die Inszenierung der Produkte verschieben würde – ganz abgesehen natürlich vom persönlichen Gespräch.
Doch wird der Designers' Saturday überhaupt als Messe wahrgenommen? Glücklicherweise nicht. Das macht ihn so erfolgreich, gerade bei Architekten. Diese kommen, um sich inspirieren zu lassen und sind eher selten auf der Suche nach einem konkreten Produkt. Statt ihrer Visitenkarte bringen Sie die Familie mit. So aber dringen die Marken «in die Herzen» der Zielgruppe vor, was oft mehr Wert ist, als die Visitenkarte eines gestressten Messebesuchers. Die Wahrscheinlichkeit ist ohnehin gering, dass ein Architekt just im Zeitpunkt einer Messe ein Produkt sucht, wird doch im gesamten Planungsprozess der Suche nach Möbeln und Inneneinrichtungen verhältnismässig wenig Zeit eingeräumt.
Langenthal dürfte sich somit über seine wachsende Bekanntheit zugleich freuen und sorgen. Die internationale Presse, professionelle und zunehmend auch private Besucher überschwemmen regelrecht das Städtchen. Überfüllte Busse und Staus auf den teils engen Wegen durch die Produktionshallen stellen die Frage, ob der Designers' Saturday beliebig erweiterbar ist oder gezielt klein und exklusiv gehalten werden sollte.
Neben Blickfang und Neue Räume ist er klar der Architekten-Event, weshalb auch die Aussteller den grossen Aufwand mit Bewerbung, Jury und teuren Installationen in Kauf nehmen. Die neue Herausforderung dürfte also in der Reduzierung der Besucher durch Erhöhung der Qualität liegen. Die Gefahr, dass sich der Designers' Saturday vom Treffpunkt für die Architektur- und Designszene zum trendy Anlass für Endkunden entwickelt, besteht ganz offensichtlich. Das wäre fatal, denn immer mehr der Aussteller wollen nur das Eine: Architekten, Innenarchitekten und Planer.
Trotz Jury und faszinierender Räumlichkeiten ist es leider wieder nicht allen 58 Ausstellern und Institutionen gelungen, ihre Produkte raffiniert in Szene zu setzen. Dennoch war die Reise durch den Designers' Saturday so gut wie nie, getragen von Höhepunkten wie horgenglarus (Studio Hannes Wettstein), Ruckstuhl (Atelier Oï), Création Baumann (Benjamin Thut) und vielen mehr.