Zeitlos muss nicht langweilig sein
Text von NoéMie Schwaller
Zürich, Schweiz
04.11.08
Als Steve Rubell und Ian Schrager 1981 der Idee nachgingen, eine New Yorker Absteige in Murray Hill in ein Luxushotel zu verwandeln, war die Welt noch ein anderer Ort.
Als Steve Rubell und Ian Schrager 1981 der Idee nachgingen, eine New Yorker Absteige in Murray Hill in ein Luxushotel zu verwandeln, war die Welt noch ein anderer Ort. Gehobene Hotels waren steife, altmodische Angelegenheiten.
Zusammen mit der Designerin Andrée Putman eröffneten sie 1984 das Morgans an der Madison Avenue / 37. Strasse. Andrée Putman hatte Boutiquen für Yves Saint Laurent und Thierry Mugler designt, aber noch kein Projekt dieses Ausmasses angenommen und revolutionierte gleich das Interior-Design der New Yorker Hotellerie mit einem modernen, schicken und gleichsam unprätentiösen Look.
Soeben wurde das Morgans in einer viermonatigen Renovationsphase neuinterpretiert und umgestaltet. Wiederum wurde mit der ursprünglichen Designerin des Anwesens zusammengearbeitet, um das authentische Konzept des «urban home» zu erhalten oder dem «home away from home», wie sie es auch zu nennen pflegt, eine Hommage zu erweisen und den Stil des Morgans in die Zukunft zu treiben. Man erhofft sich, so auch bei den zeitgenössischen Gästen Anklang zu finden.
Die Renovation kostete die MHG (Morgans Hotel Group) um die neun Millionen Dollar und umfasste eine Neumöblierung der Lobby, der Gästezimmer und Penthouse. Auch das «Wohnzimmer» wurde neu mit einem High-Tech Business Center ausgestattet. Die Badezimmer, das charakteristischste Design des Hotels, wurden aufgewertet, behielten aber ihre starke visuelle Identität mit der auffallenden schwarz-weissen Musterung. Die 30er Jahre verbinden sich hier mit dem digitalen Zeitalter in Form von überdimensionalen Pixeln. Das klassisch-schicke Schachbrettmuster war ursprünglich ein Ergebnis finanzieller Not: aus Rücksicht auf das niedrige Budget kombinierte die Designerin günstige weisse Kacheln mit schwarzen.
Die 113 Gästezimmer sind für ultimativen Komfort ausgestattet, kommen aber angenehm schlicht daher. Frische moderne Eleganz löst den überladenen traditionellen Schick ab. Ultraschick ist das grosszügige Doppelpenthouse: auch hier wurde der Spirit eines Jetsetter-Privatappartement Manhattans beigehalten, hat durch ein modulares Sofa, Kunstwerke und Designobjekte von Bourroulec und Marcel Wanders und einer Lampe von Putmannun aber einen verspielten Touch bekommen. Man sieht beim Gang durch das Hotel auch weitere Objekte, welche eindeutig aus dem 21. Jahrhundert stammen, wie ein Overhead LED Bildschirm von Trafik, einem Französischen Grafik- und Designteam. Er überspannt die gesamte Raumdecke der Eingangshalle und bespielt sie mit einem enormen Bildschirmschoner.
Seit der Eröffnung 1984 geniesst das hoteleigene Restaurant «Asia de Cuba» einen ausgezeichneten Ruf. Der von Startdesigner Philippe Starck gestaltete Raum beinhaltet einen neun Meter langen, beleuchteten Marmortisch, der sich durch den gesamten Speiseraum zieht, eine grosse, einen Wasserfall zeigende Foto-Leuchtbox und gemütliche Loungebereiche mit offenen Kaminen. Die originalen schwarz-weiss Fotografien von Robert Mapplethorpe, welche in den 80er Jahren in Auftrag gegeben wurden, zieren dort heute noch die Wände.
Gelegen an der 237 Madison Avenue befindet sich das Hotel in Gehdistanz zur Fifth Avenue, zum Business District und dem Times Square, bestens geeignet also für Shopping, Business und Nachtleben.