'Der Drahtstuhl' und 'Der dritte Raum'
Text von Nora Schmidt
Berlin, Deutschland
31.10.08
Die Akademie der Bildenden Künste München stellt auf dem Designers´Saturday aus
Gestaltung mit klar definierten Einschränkungen – eine beliebte Entwurfsmethode, die häufig unerwartet überzeugende Ergebnisse hervorbringt. Die Studenten des Studiengangs Innenarchitektur der Akademie der Bildenden Künste München wurden gleich in zweierlei Weise auf die Probe gestellt. In Ihrem Semesterprojekt "Der Drahtstuhl" wurde als Material das Halbzeug Stahldraht und als Werkzeug ein einfacher Handbiegeapparat vorgegeben.
Stahldraht eignet sich hervorragend für das schnelle, unkomplizierte Biegen eines Untergestells. Sehr schnell kann damit ein physisches Modell, eine dreidimensionale Skizze erstellt werden. Der Gestalter erfährt sehr unmittelbar die Möglichkeiten und Grenzen des Materials und kann so am 1:1 Modell gut experimentieren.
Am diesjährigen Designers´Saturday in Langenthal (8./9. November 2008) werden die Arbeiten von zehn Studenten in der Alten Mühle präsentiert.
Die Installation "Der dritte Raum" ist ein Gemeinschaftswerk der Lehrstühle Raumgestaltung, Produktgestaltung, und Gestaltung im Freiraum und wurde zum 200jährigen Jubiläum der Akademie der Bildenden Künste eigens für eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne konzipiert. Während des Designers´Saturday wird sie ebenfalls in der Alten Mühle präsentiert.
Der Besucher taucht in eine abstrakt/konkrete Licht/Landschaft, kann sich allein oder zu zweit in von der Decke abgehängte Vogelnester setzen, unter eine Lichtdusche
stellen oder in einem Zelt aus spinnennetzartigem Gewebe spielerisch dem archaischen Grundtypus von Hütte und Herd nachgehen. Ausgangsmaterial für die Installation war der einfache Kabelbinder. In Teams wurden Geflechte, Muster und Verbindungen erforscht und das Ausstellungskonzept entwickelt. Verblüffend ist, welch sinnliche Qualitäten und welche Leistungsfähigkeit und Flexibilität dieses bisher verkannte Konstruktionsmaterial besitzt.
Die 52 Studierenden des Studiengangs haben diese begehbare, 200qm große Rauminstallation nicht nur entworfen, sondern auch eigenhändig in rund 16 870 Stunden aus 1 292 300 recyclebaren Kabelbindern geknüpft, geflochten und verzurrt.