Neues aus dem Norden

Stockholm hält, was es verspricht. Wieder einmal zeigte sich, dass die schwedische Hauptstadt zum wichtigsten Treffpunkt der skandinavischen Möbel- und Designbranche geworden ist. Und das zu Recht. Die Messe investiert seit vielen Jahren konsequent in ein gutes Rahmenprogramm, klar segmentierte Hallen und beherbergt grosszügig internationale Journalisten, um diese von Stockholm zu überzeugen. In diesem Jahr durfte sich die niederländische Designerin Ineke Hans als 'guest of honour' in der Eingangshalle präsentieren und schaffte einen von blauem Licht gefluteten Auftakt zu den sonst konventionell gestalteten Hallen. Die lockere Atmosphäre und die schwedische Entspanntheit machten ausserdem Lust, die zahlreichen Events nach der Messe in der Stadt zu besuchen, die in bester Grafik im Guide der Messe zusammengetragen wurden. Kein Wunder, dass es trotz der Krise immer mehr internationale Besucher nach Schweden zieht.

Architonic war in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem Stand, dem Concept Space II, anwesend. In der Eingangshalle, direkt neben der Sonderausstellung von Ineke Hans, freuten wir uns über die positive Resonanz auf unsere Arbeit und darüber, Freunde und Bekannte wieder zu treffen.

Wie erwartet, haben die meisten skandinavischen Hersteller die Stockholmer Möbelmesse als Anlass genommen, ihre Neuheiten zu präsentieren. Die weitgehend hohe Qualität war beeindruckend. Wir haben für Sie einmal mehr eine Auswahl zusammengestellt. Ein zweiter Teil wird folgen.

Nachdem es einige Jahre in der Schublade lag, schien erst in diesem Jahr die Zeit reif zu sein für die Sitzgruppe Pebble von den deutschen Designern Osko+Deichmann. Der schwedische Hersteller Blå Station entschied sich spontan, Pebble in seine Kollektion aufzunehmen. Inspiration fanden die Berliner in einem Kieselstein, den sie in ihrem Studio fanden. Eine weisse Ader, die den Stein durchzog war optisches Vorbild für die Drahtfassung des Sitz- und Rückenpolsters. Ein Element, das neben seiner statischen Funktion den abgerundeten, üppigen Polstern eine minimale, grafische Textur verleiht.

Der schwedische Designer Fredrik Mattson präsentierte – ebenfalls für Blå Station – eine Sessel- und Sofaserie, die durch wahlweise hohe Rückenlehnen für den Benutzer einen akustisch und räumlich abgeschirmten Rückzugsort schafft – ein Konzept, das in letzter Zeit von einigen Herstellern verwirklicht wurde. Mattson jedoch verleiht 'Koja' (zu deutsch 'Koje') durch verschiedene Bezugsstoffe und variierende Polster- und Kissengrössen etwas Improvisiertes. Da ist sie wieder, die schwedische Gemütlichkeit.

Im letzten Jahr präsentierte sich der junge Leuchtenhersteller Wästberg zum ersten Mal auf der Stockholmer Möbelmesse und überzeugte mit beeindruckenden Entwürfen von Jean-Marie Massaud, James Irvine, Claesson Koivisto Rune und anderen. In diesem Jahr wurde kräftig nachgelegt. Von den vier neuen Leuchten fiel vor allem die Tischleuchte des chinesischen Designers Michael Young auf. Das sternförmige Metallprofil auf dem runden Marmorfuss (das Bild zeigt einen Prototypen, dessen Fuss noch aus Corian besteht) ist an zwei Punkten drehbar, wodurch man die Lichtquelle um 360° verdrehen kann, ohne dem Arm der Leuchte seine Dynamik zu nehmen.

Taf Standart von dem Architektenduo TAF wurde vom schwedischen Hersteller NC Möbler präsentiert und ist an logischer Einfachheit kaum zu toppen. In einem Raster von versetzt übereinander liegenden Leisten werden die Regalböden oder Container verkeilt und nur durch winzige Stifte, die in den Querleisten verschwinden, gesichert.

Fast ironisch kommt der raubeinige Entwurf des Schweden Björn Dahlström daher. Dass es sich bei diesem Stuhl um einen Bürostuhl handelt, wird vor allem durch die demonstrativ angebrachte fünfte Rolle ersichtlich.

Der dänische Table Top- und Accessoire-Hersteller Norman Copenhagen präsentierte in Stockholm seine erste Möbelkollektion unter dem Motto "New Danish Modern". Bei dem weltweitem Renommee von dänischem Design sind das grosse Worte, die viel versprechen. Die Bugholzmöbel 'Camping' von Jesper K. Thomsen zeugen tatsächlich von hervorragendem Handwerk und gefallen durch ihre zurückhaltende, transparente Formsprache – Versprechen gehalten.

Die Rückenlehnen und Sitzflächen von 'Olive', dem Konferenzstuhl von Swedese, können ausgetauscht werden. Dadurch, dass die beiden Elemente eine bestimmte Anzahl unterschiedlicher Silhouetten haben, können insgesamt 20 verschieden geformte Stühle produziert werden. In einer Konferenzbestuhlung hat dies einen besonderen Effekt: Es entsteht eine gewisse Bewegung, die hoffentlich auch die häufig strenge Atmosphäre solcher Anlässe etwas aufzulockern vermag.