Schumacher Tower in Abu Dhabi
Text von Nora Schmidt
Berlin, Deutschland
27.10.08
Wie die meisten LAVA-Projekte steht auch der Schumann Tower in Abu Dhabi für eine Architektur, die komplexe Fabrikationstechnologien und neuartige digitale Gestaltungsmethoden mit einbezieht.
Die Arabischen Emirate: Bereits seit mehreren Jahren sind die einst winzigen Küstenorte am Persischen Golf zur überdimensionalen Spielwiese moderner Architektur geworden. Allerdings erweckt diese rasant wachsende Akkumulation exzentrischer Wolkenkratzer mittlerweile eher den Eindruck, als wollte sich jeder mehr oder weniger namhafte Architekt sein ganz persönliches Denkmal setzten. Die teilweise hochtechnologischen Extras – nach dem Motto "meiner dreht sich aber auch noch im Wind" – dienen zwar dem zukunftsorientierten Experiment, hinterlassen aber mitunter formale Fehltritte, die "einem das Architektenblut in den Adern gefrieren lassen" können, wie es der Dubai- Korrespondent von 'hochparterre' beschreibt.
Schumacher Tower in Abu Dhabi von LAVA aus Stuttgart
Schumacher Tower in Abu Dhabi von LAVA aus Stuttgart
×Ein durchaus positives Beispiel nahöstlicher Mega-Architektur hingegen ist der Schumacher Tower des Stuttgarter Architekturbüros LAVA (Laboratory for Visionary Architecture). Die Architekten Tobias Walliser und Chris Bosse, einst mitverantwortliche Architekten für das Mercedes Benz Museum von UNStudio und dem Water Cube in Beijing, gründeten ihr Studio erst vor einem Jahr gemeinsam mit Alexander Rieck, Innovationsexperte des Fraunhofer Instituts, Stuttgart. Eines Ihrer ersten Projekte war die Architonic Lounge für die imm cologne im Januar 2008.
Die Fassade mit charakteristischenvertikalen Fugen, die private Balkons und Nischen ermöglichen
Die Fassade mit charakteristischenvertikalen Fugen, die private Balkons und Nischen ermöglichen
×Wie die meisten LAVA-Projekte, steht auch der Schumacher Tower in Abu Dhabi für eine Architektur, die komplexe Fabrikationstechnologien und neuartige digitale Gestaltungsmethoden mit einbezieht, aus architektonischer Sicht dabei aber nicht den menschlichen Massstab aus dem Auge verliert.
Inspiration für die organische Struktur waren natürliche geometrische Ordnungsmsmuster und die Aerodynamic von Formel 1 Rennwagen
Inspiration für die organische Struktur waren natürliche geometrische Ordnungsmsmuster und die Aerodynamic von Formel 1 Rennwagen
×Inspiration für den Turm bot die Ordnung natürlicher Geometrien, wie etwa der Kristall einer Schneeflocke kombiniert mit der Aerodynamik von Formel 1 Rennwagen. Der Turm vereint Schnelligkeit, Dynamik, Zukunftstechnologie und natürliche Ordnungsmuster und schafft mit diesem Vorbild effiziente Strukturen und Räume.
"Die hervorragende Zusammenarbeit mit Michael Schumacher gab uns viele neue Einblicke. Technologie, Präzision, Speed und Eleganz gepaart mit menschlicher Intuition und perfekter Ausführung waren eine grosse Inspiration für das Design. Ähnlich wie bei der Formel 1 ist Konstruktion ein Team-Sport mit vielen hochqualifizierten Experten. In diesem Sinn sitzen die Architekten diesmal im Fahrersitz und treiben das Projekt bis zu seinen physischen Limits voran" , so Alexander Rieck.
Besonders charakteristisch für die ikonische Silhouette des Gebäudes sind die vertikalen Schlitze, die durch das "Aufbrechen" der Fassade entstehen. Sie schaffen private Balkons und Nischen. Eine Reihe reflektierender Finnen verstärken die vertikale Dynamik und verleihen dem Gebäude eine sich ständig ändernde Erscheinung. Die Finnen richten sich nach der Sonne aus und kontrollieren so die direkte Sonneneinstrahlung.
Die durchgängige Fassade erlaubt ein hohes Mass an Standardisierung im Umsetzungsprozess.
Spatenstich ist Anfang 2009, Mitte 2011 soll der Turm vollendet sein.
Auftraggeber: Vedera Capital|Marasi
Konzept: PNYG:COMPANY, Dubai
Architektur: LAVA (Laboratory for Visionary Architecture),
Stuttgart|Sydney with Wenzel+Wenzel, Abu Dhabi