The Making of Architonic Concept Space II
Text von Nora Schmidt
Berlin, Deutschland
20.01.09
Am Lehrstuhl für Digitale Fabrikation an der ETH Zürich »wachsen« unter den eleganten Bewegungen eines Roboterarmes die Module des Architonic Concept Space II.
Die Vision hinter den Architonic Concept Spaces ist die exemplarische Zusammenführung innovativer Gestalter mit neusten Technologien, Materialien und Verarbeitern. In diesem Jahr nun führen die Schweizer Architekten Gramazio & Kohler die Serie fort, in Zusammenarbeit mit Swisspor (Materialsponsor) und AGF AG für Flüssigabdichtungen (Verarbeitungspartner PU-Beschichtung).
Der Lehrstuhl Architektur und Digitale Fabrikation der ETH Zürich, den Fabio Gramazio und Matthias Kohler seit 2005 inne haben, beschäftigt sich mit dem Konzept der »Digitalen Materialität«, der Verknüpfung von digitalen Daten mit Material und der sich daraus ergebenden Erkenntnisse für Gestaltungs- und Produktionsprozesse in der Architektur. Das Ziel ist es, digital generierte Bauteile in Originalgrösse über Computer gesteuerte Werkzeuge und Roboter anwendungsspezifisch zu konstruieren. Dies steigert nicht nur die Effizienz, sondern schafft auch eine grosse gestalterische Freiheit ausserhalb der üblichen Standards.
Zuletzt haben Gramazio & Kohler so den Schweizer Pavillion auf der letzten Architektur Biennale in Venedig gestaltet und eine beeindruckende, dreifach gekrümmte Neuinterpretation eines traditionellen Backsteinmauerwerks präsentiert.
Mit dem Architonic Concept Space II liefern Gramazio & Kohler nun ein weiteres Beispiel für diesen speziellen Schwerpunkt ihrer Forschung – der Additiven Produktion. Im Vergleich zu den weiter verbreiteten subtraktiven Verfahren mit digital gesteuerten Fräsen, kann hier viel Materialverschleiss vermieden werden.
Beim Design des Architonic Concept Space II sind Produktionsprozess und Entwurfsmethodik gegenläufig: additiv und subtraktiv. Die Formen werden am Computer mit einer subtraktiven Logik aus einfachen Würfeln digital »erodiert«. Notwendige Parameter wie Statik oder funktionale Aussparungen fliessen dabei in die Berechnungen ein. Mithilfe eines herkömmlichen Industrieroboters werden die virtuellen Raumgebilde dann 1:1 additiv aus einem Baukasten verschieden grosser Segmente zusammengesetzt und verklebt. Das Ergebnis ist eine faszinierende, dreidimensionale »Pixellandschaft«, die visuell ihre digitale Herkunft nicht verheimlicht.