Torstrasse 166
Text von Nora Schmidt
Berlin, Deutschland
06.10.08
Ein ganzes Haus inmitten des Stadtzentrums über mehrere Stockwerke in Szene setzen – ja, wir sind in Berlin.
Die Kuratoren Ralf Schmerberg, Jaana Prüss und Peter Weber stellen sich der Herausforderung, einen Diskurs zum Thema ‚Raum und Vorstellung’ anzuregen und haben hierzu verschiedene zeitgenössische Künstler eingeladen. Vor diesem sehr weit gefassten Hintergrund entstand eine Reihe von formal und inhaltlich inspirierenden Installationen, die noch bis zum 12. Oktober zu besichtigen sind.
Fassade der Torstrasse 166, gestaltet von Chiharu Shiota
Fassade der Torstrasse 166, gestaltet von Chiharu Shiota
×Plastique Fantastique sind der Architekt Marco Canevacci und der Bildhauer Markus Wüste. Seit 1999 beeindrucken sie mit ihren haushohen pneumatischen Räumen – während der diesjährigen imm cologne konstruierten sie z.B. das Foyer der Soundscape-Installation von Mike Meiré für Dornbracht.
In der Torstrasse 166 kreieren sie in ihrer Wohnung und im Innenhof riesige begehbare Kunst(stoff)blasen, die mit atmosphärischen Klängen erfüllt sind. Die pulsierenden, sich zum Rhythmus der Luftströme bewegenden Blasen lösen die statischen Strukturen des Gebäudes auf und hinterlassen bei dem Betrachter eine räumliche Irritation und Unsicherheit.
Die pneumatischen Räume werden von atmosphärischen Klängen durchdrungen
Die pneumatischen Räume werden von atmosphärischen Klängen durchdrungen
×Das Berliner Architekten- und Künstlerkollektiv raumlaborberlin schuf mit seiner Installation ein Hybrid aus zwei architektonischen Idealtypen des Wohnens: In der Gründerzeitwohnung der Torstrasse 166 wird 1:1 eine Plattenwohnung vom Typ P2 errichtet, eine Wohnung, wie sie in den Wohnblöcken von Halle-Neustadt zu finden ist – Stuck meets Schrankwand „Leipzig 4“. Durch die überlagerten Grundrisse entstehen unüberschaubare Ecken und Räume.
Die Grundrisse des bestehenden Gründerzeithauses und der DDR-Plattenbauwohnung P2 werden überlagert, raumlaborberlin
Die Grundrisse des bestehenden Gründerzeithauses und der DDR-Plattenbauwohnung P2 werden überlagert, raumlaborberlin
×Wie mit ihren vergangenen Installationen, etwa dem temporärem Berg im Palast der Republik oder einer öffentlichen Opernaufführung in einem stillgelegtem U-Bahnschacht, nimmt raumlaborberlin auch mit dieser Arbeit Stellung zum Ort des Geschehens – in diesem Fall zu der während der DDR-Zeit geplanten Umstrukturierung des Torstrassenkiezes in eine Plattenbaustadt.
Von über vier Metern auf knappe drei Meter Deckenhöhe
Von über vier Metern auf knappe drei Meter Deckenhöhe
×Die Plattenbau-Elemente stammen aus einem abgerissenem Plattenbau aus Halle-Neustadt
Die Plattenbau-Elemente stammen aus einem abgerissenem Plattenbau aus Halle-Neustadt
ׄIn Berlin-Mitte steht ein Haus leer. Alle Mieter mussten ausziehen. Nun wird die Sanierung kommen und mit ihr die neuen solventen Mieter. Derartige Verdrängungsmuster sind Thema unserer Neubaufiktion“, so das Künstlerduo Höfner/Sachs zu ihrer Installation „Neubau“, einer kritischen Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen, vor allem Ost-Berlin betreffenden Sanierungswahn. Angesiedelt zwischen Wellnessparadies und Laminathöhle werden die typischen Baumarkt-Materialen in veränderter Form eingesetzt. Die entstandene „Neubaupatina“ ist der Versuch, die Grammatik von Laminat, Raufaser, Fliesen, Paneelen etc. als Vokabular von Aufwertungsstrategien neu zu formulieren.
Initiator und Unterstützer und Unterstützer des Kunstprojekts Torstrasse 166 ist das Baumarktunternehmen Hornbach. Dabei geht Hornbach neue Wege, ist Vorreiter und Vordenker und fördert und unterstützt erstmalig als Partner ein innovatives Kunstprojekt.