U.F.O
Text von NRW-Forum Kultur und Wirtschaft
Deutschland
04.06.09
Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf hinterfragt die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen zeitgenössischer design-art.
Einladungen mit Titeln wie "Design meets Art" überschwemmen seit einigen Jahren die Schreibtische von Kunstliebhabern, Designsammlern, Kuratoren und Kritikern. Die Protagonisten der annoncierten Ausstellungen werden als "Wanderer zwischen den Welten" beschrieben oder mit ähnlich pathetischen Bezeichnungen geadelt. Für ein Ausstellungshaus wie das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, das sich in seinem Programm eben solchen 'Grenzgängen' verschrieben hat, muss das Zusammengehen von Design und Kunst beinahe notwendigerweise von Interesse sein. Ist es doch Teil jener 'Konvergenz', die wir immer wieder in unseren Ausstellungen beschreiben.
Wo verläuft die Grenze zwischen Kunst und Design? Eine Antwort kommt von Charles Eames, dem einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts: "Design is an expression of purpose," sagte er. "It may (if it is good enough) later be judged as art." Die Antwort aktueller, junger Gestalter fällt pragmatischer aus: "Eine klare Grenze zwischen Produktdesign und Kunst gibt es doch heutzutage gar nicht mehr", erklärt etwa der spanische Designer Jaime Hayon.
A 100 Chairs in 100 Days von Martino Gamper, 2006/2007
A 100 Chairs in 100 Days von Martino Gamper, 2006/2007
×Die vorerst letzte Antwort auf die Frage gibt der neue Begriff der "design-art". Künstler, die darunter subsumiert werden, untersuchen die wechselhaften Funktionen der Skulptur und unterlaufen dabei – wie Franz West und andere – die Grenzen zwischen Kunst und Design, dem 'freien' und dem 'angewandten' Schaffen, indem sie Mischformen aus beiden Bereichen entstehen lassen. Im Gegenzug entdecken Gestalter wie Ron Arad oder Marc Newson in immer stärkerem Masse die skulpturalen Qualitäten des Designs. Sie entfernen sich von einer Grundbedingtheit des Designs – nämlich seiner Funktionalität – und von der inhärenten Möglichkeit einer beliebig grossen Reproduzierbarkeit. Stattdessen schaffen sie Einzelstücke oder kleine Editionen. Die Grenzen zwischen den 'fine arts' und den 'decorative arts' verschwimmen.
In der Ausstellung "U.F.O. – Grenzgänge zwischen Kunst und Design" im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft werden die Kunst- und Designobjekte wertfrei nebeneinander präsentiert. Das 'Unbekannte Flugobjekt', das hinter der Abkürzung im Titel steht, bezeichnet Phänomene, die im Moment ihrer Beobachtung nicht eindeutig identifiziert werden können. Und so wie UFOs unsere Phantasie anregen, sollen die Ausstellungsobjekte den Besucher inspirieren, die Verbindungen zwischen Kunst und Design zu erkunden. So denkt er angesichts einer Glocke des Designers Marcel Wanders möglicherweise an ein Kunstobjekt von Jeff Koons, und vor den Objekten des Künstlers Richard Prince an die Möbelentwürfe des Gestalters Jean Prouvé.