Pasta alla CMP: Pedrali Tribeca

Es kommt nicht oft vor, dass man die Worte Kloster und Gynäkologie im selben Satz hört. Aber andererseits bin ich zu Besuch beim kreativen Trio CMP Design in Como, das sich in den letzten Jahren den Ruf erworben hat, Möbel zu entwerfen, die fantastisch durchdacht sind und denen es nicht an Ironie und Anspielungen mangelt. Den Jungs begegnet man nur selten ohne ein Lächeln im Gesicht. Wir befinden uns in ihrem neuen Studio in der Altstadt, einer Ansammlung von Räumen im Erdgeschoss eines beeindruckenden Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert, das früher einen Mönchsorden beherbergte und in den letzten Jahren die erwähnte medizinische Praxis.

"Wir sind noch am Einziehen", sagt Michele Cazzaniga und deutet auf einen improvisierten Tisch aus Pappe, der einen schönen Kontrast zum schweren, steinernen Kreuzgratgewölbe der Decke bildet. Die neuen Räume bieten dem Team mehr Platz und mehr Tageslicht als das alte Atelier. Und Como hat im Vergleich zu Mailand, wie Antonio Pagliarulo erklärt, "eine andere Zeitdimension. Hier können wir nachdenken und das, was wir tun, reflektieren. Das ist für uns entscheidend. Der schnellste Weg ist normalerweise der falsche. Wir wollen keinen Müll produzieren."

Wer die Früchte ihrer aktuellen Partnerschaft mit der italienischen Premium-Möbelmarke Pedrali gesehen hat – die für ihre herausragende Kompetenz in der industriellen Produktion bekannt ist – wird ihnen das nicht vorwerfen. Beide Parteien wollen vor allem Produkte schaffen, die über eine vernünftige Materialauswahl und intelligente Fertigungsprozesse hinausgehend die Ehre haben, auf Zeitlosigkeit und den Verzicht auf Obsoleszenz zu setzen und so wirklich nachhaltig zu sein.

Ein Beispiel für die jüngste Zusammenarbeit von Pedrali und CMP Design ist Tribeca, eine Kollektion supergrafischer, zeitgenössischer Outdoor-Möbel, die mit ihren geflochtenen Oberflächen auf nostalgische Weise auf die Terrassenstühle und -liegen verweist, die man mit den farbgesättigten Bildern italienischer Endlossommer der 1960er assoziiert, sowohl real als auch imaginär. Tribeca wurde ausgewählt für den ADI Design Index 2019 (womit die Kollektion 2020 im Rennen ist um die Mutter aller Designpreise, den renommierten Compasso d'Oro) und erinnert uns daran, dass gutes Design einen gepflegten Dialog führt zwischen funktionalem Nutzen und etwas weit weniger Empirischem – einer Art affektiver Poesie. Sicherlich nicht leicht zu erreichen.

Die Innovation besteht in der Form eines Nylonkerns, der durch die extrudierte PVC-'Schnur' verläuft, die auf einen pulverbeschichteten, 20 mm starken Stahlrohrrahmen gespannt wird, um sowohl Sitzfläche als auch Rückenlehne zu formen. Der Komfort und die dynamische Bewegungsfreiheit beim Sitzen, die der neue Stuhl, Sessel, Lounge-Sessel, Hocker und das zweisitzige Sofa bieten, geht auf diese Weise nicht zu Lasten der Robustheit. Durch den Nylonkern zieht sich die Sitzfläche nach der Benutzung wieder zurück in ihre ursprüngliche, straffe Form und hängt nicht unschön durch.

Das extrudierte PVC hat zudem einen flachen statt einen runden Querschnitt, was zusätzlichen Komfort bietet und für einen besseren Halt auf dem Stahlrohr sorgt. "Tribeca ist eine Weiterentwicklung unseres Nolita-Stuhls für Pedrali", erklärt Simone Mandelli, "der ebenfalls eine Referenz an die 60er Jahre ist, aber, obwohl ergonomisch, komplett aus Stahl gefertigt und daher völlig starr ist. Diesmal wollten wir an etwas Weichem arbeiten, das seine Form je nach Körper und Position des Benutzers verändert", erklärt Simone Mandelli.

Alles passiert im Inneren, wie Michele ausführt: "Der Nylonkern gleitet frei durch das PVC-Profil. Durch die elastische Reaktion auf den Körper passt sich der Stuhl an die Art und Weise, wie man sitzt, an." CMP Design haben ein ausgeprägtes Faible für solcherart innovative Experimente. Der Ausgangspunkt eines Projekts kann für sie eine neue Technologie, ein neues Verfahren, ein neues Material sein. Im Zentrum ihres Interesses steht dabei jedoch immer, die Dinge besser zu machen, als sie es vorher waren. "Was wäre sonst der Sinn?", fragt Michele berechtigterweise.

Aber wenn wir ehrlich sind wissen wir natürlich alle, dass Schönheit auch irgendwie von aussen kommt. Tribeca ist in einer Reihe spezieller Ton-in-Ton-Farboptionen verfügbar, für deren Entwicklung die Designer auf Pedralis Erfahrung mit Farben für Stahl zurückgreifen konnten. Unabhängig vom Farbton führt der Rhythmus des gewebten PVC einen faszinierenden Tanz von An- und Abwesenheit auf; die Lücken zwischen dem Gewebe und der Offenheit der Metallrahmen machen eine optisch leichte Aussage – eine Idee, die CMP Designs cleverer, animierter Promotionfilm für die neue Kollektion feiert ...

Der Ort ist der Comer See (wo sonst?) und der Protagonist ein weisser Tribeca-Stuhl in seiner ganzen visuellen Leichtigkeit. Sein Nutzer – mit einem Buch und einem Longdrink – ist so umfassend entspannt, dass er schon die nächste Stufe erklommen hat und völlig transparent geworden ist. Eine Mischung aus The Invisible Man und Ocean's Twelve. Wer weiss? Vielleicht ist es George Clooney. Er ist regelmässig in dieser Gegend. Wenn er nicht gerade im anderen Tribeca rumhängt.

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Fotos: (2) Enigma Suites: George Sfakianakis; (4), (5) Caffè del Colleoni: Ottavio Tomasini; (6) Peck: Nathalie Krag, Projekt von Studio Vudafieri-Saverino Partners


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