„Tische kommen der Architektur am nächsten“: Robin Rizzini x Pedrali
Brand story von Simon Keane-Cowell
MORNICO AL SERIO (BG), Italien
16.05.24
Auf dem letzten Salone traf Architonic den Designer Robin Rizzini, um einen Eindruck von seinem neuesten Stück für Pedrali zu gewinnen – Rizz, ein robuster und dennoch leicht wirkender Tisch mit vier Aluminiumbeinen, der sich elegant in die unterschiedlichsten Räume einfügt …
Der Entwurf von Robin Rizzini für Pedrali: Rizz ist ein Tisch mit einem Gestell aus Aluminium, das Stärke und Leichtigkeit zugleich gewährleistet. Foto: Ottavio Tomasini
Der Entwurf von Robin Rizzini für Pedrali: Rizz ist ein Tisch mit einem Gestell aus Aluminium, das Stärke und Leichtigkeit zugleich gewährleistet. Foto: Ottavio Tomasini
×Von Zeit zu Zeit passiert etwas, das mir das Gefühl gibt, alt zu sein. Ich meine nicht diese Art von Wer-ist-überhaupt-Taylor-Swift-Altsein. Ich meine die Art von Altsein, bei der man das Gefühl hat, nicht mehr bei den Kindern zu sein. (Und ja, ich weiss, dass das ein Ausdruck ist, den alte Menschen benutzen.)
Nehmen wir das Wort „rizz“. Die schlauen Linguist:innen des Oxford English Dictionary empfanden es als so prägend für die heutige Zeit, dass sie es zum Wort des Jahres 2023 kürten. Ich will ehrlich sein. Ich habe es das erste Mal auf dem Salone del Mobile in Mailand letzte Woche gehört, als ich mich dort mit dem aus Genua stammenden Industriedesigner Robin Rizzini traf.
Laut dem amerikanischen Nachrichtensender NPR sollte man kein allzu schlechtes Gewissen haben, wenn man das Wort, das Charisma oder Attraktivität bedeutet, nicht kennt. „Wenn Sie sich fragen, was ‚rizz‘ bedeutet, sind Sie nicht allein – vor allem, wenn Sie eine Generation älter sind als die Gen Z“, so der Sender. „Aber fühlen Sie sich nicht zu sehr ausgegrenzt: Vielleicht haben Sie sogar Rizz, ohne zu wissen, was Rizz eigentlich ist.“
Der in Genua geborene Industriedesigner Robin Rizzini entwirft einzigartige Stücke, die eine technische, industrielle Sprache mit einer eher dekorativen Sprache verbinden
Der in Genua geborene Industriedesigner Robin Rizzini entwirft einzigartige Stücke, die eine technische, industrielle Sprache mit einer eher dekorativen Sprache verbinden
ׄRizz“ ist zufällig auch der Name des neuen Tisches von Rizzini für Pedrali – ein Tisch, der es in sich hat und der dies auch weiss. Ja, es ist eine verschmitzte Anspielung auf den Nachnamen des Designers, aber es ist auch eine sehr treffende Beschreibung dieses jüngsten Neuzugangs zum robusten Produktportfolio der italienischen Marke, der genau den richtigen Punkt zwischen Ausdruck und Zurückhaltung trifft. Ich bin kein Freund von Superlativen, aber hier handelt es sich um einen echten Design-Klassiker im Werden.
„Ich wollte schon immer den längsten und dünnsten Tisch der Welt entwerfen“, so Rizzini, „aber das war nur eine Phase. Diese Art des Denkens ist heute nicht mehr möglich... Das ist nicht sehr gut für die Umwelt.”
Der Tisch Rizz reiht sich in das vielfältige Portfolio von Pedrali ein und wird auf dem diesjährigen Salone del Mobile vorgestellt. Art Direction: Studio FM, Foto: Andrea Garuti, Bühnenbild & Styling: Studio Salaris
Der Tisch Rizz reiht sich in das vielfältige Portfolio von Pedrali ein und wird auf dem diesjährigen Salone del Mobile vorgestellt. Art Direction: Studio FM, Foto: Andrea Garuti, Bühnenbild & Styling: Studio Salaris
×Lesen Sie im Folgenden unser Gespräch in Mailand, in dem wir über Typologie, Langlebigkeit und die Schönheit der Unterseite sprechen.
…..
Robin, ich glaube, man kann sagen, dass du den Salone del Mobile seit über einem Vierteljahrhundert besuchst.
Dies ist mein 26. Jahr hier, um genau zu sein.
Wie hat sich die Landschaft in dieser Zeit verändert?
Nun, Ego war schon immer da. Und Fehler. Prototypen. Extravaganz. Unternehmer. Designer. Es war alles da. Aber jetzt gibt es mehr Geld im System. Und die sozialen Medien haben natürlich alles verändert. Aber die Wurzel ist immer noch gesund. Der Wille, Dinge zu tun, Innovationen anzustossen, über Veränderungen nachzudenken. Beim Design geht es darum, das Bestehende zu verbessern. Warum sollte man einfach nur einen anderen Stuhl entwerfen wollen? Es muss eine Verbesserung der Materialien, des Materialeinsatzes, flacher Verpackungen und so weiter geben.
Warum kommst du in deiner Designpraxis so oft auf den Tisch zurück?
Tische kommen der Architektur am nächsten. Wegen der Spannweite. Ich wollte immer den längsten und dünnsten Tisch der Welt entwerfen. Das war eine Phase. (Lacht.) Aber dann hat sich die Welt verändert. Diese Art von Denken ist heute nicht mehr möglich, denn um den längsten oder dünnsten Tisch zu bauen, muss man etwas tun, das nicht sehr gut für die Umwelt ist.
Die vier spitz zulaufenden Beine aus Aluminiumdruckguss sind das charakteristische Designelement von Rizz. Art Direction: Studio FM, Foto: Andrea Garuti, Bühnenbild & Styling: Studio Salaris
Die vier spitz zulaufenden Beine aus Aluminiumdruckguss sind das charakteristische Designelement von Rizz. Art Direction: Studio FM, Foto: Andrea Garuti, Bühnenbild & Styling: Studio Salaris
×Wenn man heute einen Tisch entwirft, sollte er etwas sein, das man in all seine Materialien zerlegen und dann wiederverwenden oder recyceln kann. Aus diesem Grund arbeite ich am liebsten mit Aluminium. Es kann upgecycelt, recycelt und in andere Formen gebracht werden. Und bei bestimmten Aluminiumsorten geht im Recyclingprozess absolut nichts verloren.
Erzähl mir etwas über den Tisch Rizz.
Rizz ist vielleicht der flexibelste der drei Tische, die ich für Pedrali entworfen habe. Er eignet sich sowohl für den Wohnbereich als auch für Büros – und für den Objektbereich. Er ist etwas weniger formell als das, was man in Firmenräumen erwarten würde, aber immer noch elegant. Die Aluminiumbeine sind recht dünn, aber nicht übermässig. Sie verjüngen sich nach unten und verändern ihren Querschnitt. Die flache Tischplatte kann aus vielerlei Materialien bestehen.
Ultimative Vielseitigkeit: Es sind runde, rechteckige oder quadratische Platten erhältlich, die alle aus verschiedenen Materialien hergestellt werden können
Ultimative Vielseitigkeit: Es sind runde, rechteckige oder quadratische Platten erhältlich, die alle aus verschiedenen Materialien hergestellt werden können
×Optisch ist er extrem leicht. Und diese Winkel an der Unterseite der Beine, die mich an Knöchel erinnern, verleihen dem Tisch eine zusätzliche Leichtigkeit. Als wäre der Tisch eine Art Tier, das sich auf den Fussspitzen aufrichtet und zum Sprung ansetzt.
Glückwunsch zur Unterseite des Tisches, Robin. So etwas sagt man normalerweise nicht, aber es ist so durchdacht. Warum machst du dir Gedanken über etwas, das die meisten von uns nie sehen werden?
Mein Ansatz besteht darin, nichts wirklich zu verstecken. Ein Produkt muss in seiner Gesamtheit entworfen werden. Das Interessante daran ist, dass wir ein extrudiertes Profil verwenden, das bereits für einen anderen Tisch verwendet wurde. Das haben wir vorher so festgelegt. Aus wirtschaftlicher und produktionstechnischer Sicht macht das Sinn. Ich musste nicht noch ein weiteres Profil in die Umgebung einführen. Ich wollte das Bein so gestalten, dass es dieses Profil aufgreift und gleichzeitig eine einzigartige Struktur ergibt. Aber im Grunde gefällt mir die Idee eines Tisches, der von unten funktioniert.
Das ist doch ein Mehrwert für kleine Kinder, oder? Aber Spass beiseite: Produkte, die mit der Familie aufwachsen und von einer Generation an die nächste weitergegeben werden, sind perfekte Beispiele für Nachhaltigkeit.
Ich entwerfe nicht viele Dinge in einem Jahr. Ich arbeite allein und freue mich, jede Phase zu entwickeln. Ich kann jedes Jahr vier oder fünf Produkte entwerfen. Und alles, was ich bisher entworfen habe, ist auch Jahre später noch in Produktion. Denn wenn man sich in ein Produkt hineinversetzt und jedes Detail löst, wenn man über die Materialien und den Lebenszyklus des Produkts und seine Qualität nachdenkt, dann bleibt es.
© Architonic
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