Art house: neue kulturelle Veranstaltungsorte
Text von Peter Smisek
19.08.20
Können wir ohne Kultur leben? Ist sie lediglich ein Nice-to-have? Der jüngste Lockdown und die damit einhergehende Schliessung von Veranstaltungsorten hat gezeigt, wie relevant sie für uns als Gesellschaft ist und in welchem Masse sie über Architektur vermittelt wird.
Die rechteckigen Volumina aus Beton von nav_s baerbel mueller und Juergen Strohmayers Projekt Nubuke Extended in Accra bilden einen wirkungsvollen Kontrast zu den kräftigen Farben der Kunstwerke im Inneren des Gebäudes. Foto: © Julien Lanoo
Die rechteckigen Volumina aus Beton von nav_s baerbel mueller und Juergen Strohmayers Projekt Nubuke Extended in Accra bilden einen wirkungsvollen Kontrast zu den kräftigen Farben der Kunstwerke im Inneren des Gebäudes. Foto: © Julien Lanoo
×Wie so viele andere Dinge gehören kulturelle Orte wie Kunstgalerien und Museen in die Kategorie von Orten, die vor Corona als etwas Selbstverständliches galten. In dem Masse, in dem sie ihre Türen wieder öffnen, wenn auch vorerst in eingeschränkter Form, beginnen auch wir, uns wieder mit diesen Räumen zu verbinden und mit ihnen zu interagieren, mit einem frischen Blick und einer neuen Wertschätzung ihrer wichtigen Funktion in der Gesellschaft. Und während unser Zugang zu diesen Orten begrenzt war, werden glücklicherweise weiterhin neue Orte gebaut, da die Architekten auf immer innovativere Weise auf unsere kulturellen und sozialen Bedürfnisse eingehen.
Das Jishou-Kunstmuseum des Atelier FCJZ bringt Kultur in den Mittelpunkt einer belebten Fussgängerzone, um den Zugang und die Einbindung zu verbessern und sie gleichzeitig in die historische Architektur der Stadt zu integrieren. Fotos: FangFang Tian
Das Jishou-Kunstmuseum des Atelier FCJZ bringt Kultur in den Mittelpunkt einer belebten Fussgängerzone, um den Zugang und die Einbindung zu verbessern und sie gleichzeitig in die historische Architektur der Stadt zu integrieren. Fotos: FangFang Tian
×Sehen wir uns beispielsweise das neu eröffnete Jishou-Kunstmuseum in der Hauptstadt der zentralchinesischen Region Xiangxi an, das vom Pekinger Atelier FCJZ entworfen wurde. Anstatt das Museum am Rande der Stadt zu errichten, wie es zunächst vorgesehen war, haben die Architekten ein Gebäude als Brücke über den Wanrong-Fluss entworfen, der durch das historische Zentrum von Jishou fliesst. Um die Zugänglichkeit sowohl zur Kultur als auch zum Stadtkern zu verbessern, kombiniert das neue Gebäude die traditionelle Form der überdachten Brücken der Region, bekannt als Fengyu Qiao, mit Materialien wie dunklem Stein und Keramikfliesen und fügt sich so nahtlos in seinen Kontext ein.
Im von David Chipperfield Architects entworfenen, schlichten Carmen-Würth-Forum verschmelzen Kultur und Kommerz mühelos. Fotos: © Simon Menges
Im von David Chipperfield Architects entworfenen, schlichten Carmen-Würth-Forum verschmelzen Kultur und Kommerz mühelos. Fotos: © Simon Menges
×In der süddeutschen Stadt Künzelsau haben David Chipperfield Architects die zweite Phase des Carmen-Würth-Forums fertiggestellt, ein gemischt genutzter Konferenz- und Kunstraum, der aus einer Ansammlung von niedrigen, mit hellem Stein verkleideten Pavillons besteht. Im Inneren vermischt sich Kultur mit Kommerz – die Kunstsammlung Würth wird neben Räumen für Kammermusikaufführungen und Konferenzen der Firma Adolf Würth gezeigt. Das reduzierte Innere des Gebäudes vereint polierte Betonböden, lichtdurchflutete Galerien und grosse Glasflächen mit Blick auf die hügelige deutsche Landschaft.
Das von Emilio Tuñón Arquitectos entworfene Museum für zeitgenössische Kunst Helga de Alvear bringt Kultur und Kunst in einem fein gearbeiteten Betonpavillon unter und schafft gleichzeitig eine städtebauliche Verbindung. Fotos: Amores Pictures
Das von Emilio Tuñón Arquitectos entworfene Museum für zeitgenössische Kunst Helga de Alvear bringt Kultur und Kunst in einem fein gearbeiteten Betonpavillon unter und schafft gleichzeitig eine städtebauliche Verbindung. Fotos: Amores Pictures
×Im Gegensatz dazu befindet sich das Museum für Zeitgenössische Kunst Helga de Alvear von Emilio Tuñón Arquitectos in einer dichten städtischen Umgebung in der westspanischen Stadt Cáceres. Ein Pavillon aus weissem Beton, bestehend aus gestapelten rechteckigen Volumina, überspannt die mittelalterlichen Steinmauern der Stadt und stellt die Verbindung zu einem bestehenden Palazzo auf der anderen Seite her. Auch hier befindet sich ein Raum für Kultur an einem zentral gelegenen städtischen Knotenpunkt, der Besucher und Passanten anlockt.
Nubuke Extended, entworfen von nav_s baerbel mueller und Juergen Strohmayer, nutzt die üppige tropische Umgebung und schafft sowohl innen als auch aussen Räume für Kultur und Performance. Fotos: © Julien Lanoo
Nubuke Extended, entworfen von nav_s baerbel mueller und Juergen Strohmayer, nutzt die üppige tropische Umgebung und schafft sowohl innen als auch aussen Räume für Kultur und Performance. Fotos: © Julien Lanoo
×In Accra, Ghana, haben die in Wien ansässigen nav_s baerbel mueller und Jürgen Strohmayer Nubuke Extended fertiggestellt, eine neue Ergänzung zum Kultur- und Kunstzentrum der Nubuke Foundation. In einem grossen tropischen Garten gelegen, ist der neue Ausstellungsraum auf Säulen gebaut, um einen zusätzlichen, schattigen Aufführungsraum darunter zu schaffen. Das geknickte rechteckige Volumen des neuen Gebäudes besteht vollständig aus Sicht- und Ortbeton und bildet einen Hintergrund für die farbenfrohe und ausdrucksstarke Kunst im Innen- und Aussenbereich.
© Architonic