Auf Neustart: adaptive Wiederverwendung im Hoteldesign
Text von Peter Smisek
22.04.20
Die Umnutzung einer bestehenden architektonischen Struktur ist im Allgemeinen eine gute Nachricht für die Umwelt. Geht es um Hotels, in denen Architekten die Geschichte eines Gebäudes aufleben lassen, wiederentdecken und neu interpretieren können, bedeutet dies auch die Schaffung eines Mehrwerts für anspruchsvolle Gäste auf der Suche nach einzigartigen Hotelerlebnissen.
In den Zimmern des K5 Tokyo von Claesson Koivisto Rune schirmen filigrane Vorhangtrennwände den Schlafbereich vom Rest des Raumes ab. Foto: Yikin Hyo
In den Zimmern des K5 Tokyo von Claesson Koivisto Rune schirmen filigrane Vorhangtrennwände den Schlafbereich vom Rest des Raumes ab. Foto: Yikin Hyo
×Adaptive Wiederverwendung ist in der Architektur und im Bauwesen schnell zur gängigen Praxis geworden. Schliesslich ist das nachhaltigste Gebäude dasjenige, das bereits existiert. Auftraggeber von Hotels bieten kreativen Architekten die Möglichkeit, bestehende Strukturen in einzigartige Hotelkonzepte zu verwandeln.
Yaron Tal Studio / Assaf Solomons bauten ein altes modernistisches Bürogebäude zum Boutique-Hotel The Vera um. Einige der charakteristischen rohen Oberflächen des Gebäudes blieben in den Innenräumen erhalten. Fotos: Assaf Pinchuk
Yaron Tal Studio / Assaf Solomons bauten ein altes modernistisches Bürogebäude zum Boutique-Hotel The Vera um. Einige der charakteristischen rohen Oberflächen des Gebäudes blieben in den Innenräumen erhalten. Fotos: Assaf Pinchuk
×In Tel Aviv haben Designer des Yaron Tal Studio zusammen mit dem Architekten Assaf Solomon ein Bürogebäude aus den 1950er Jahren zum The Vera Hotel umgebaut. Das Äussere wurde aufwändig renoviert, während der Innenraum zum grossen Teil bewusst roh blieb und durch hochwertige Oberflächenmaterialien und Verkleidungen ergänzt wurde. Für die Inneneinrichtung wurden Stücke von lokalen Designern und Marken verwendet. In den Gemeinschaftsbereichen befinden sich eklektischere, abwechslungsreichere Möbel, die Zimmer sind mit eher zurückhaltenden Stücken und einer reduzierten Farbpalette ausgestattet.
Space & Matter haben für das SWEETS Hotel ein neues Hotelkonzept entwickelt, bei dem jedes Zimmer eigenständig ist und den Gästen eine neue Art und Weise bietet, die berühmten Grachten der Stadt zu erleben. Fotos: © Mirjam Bleeker
Space & Matter haben für das SWEETS Hotel ein neues Hotelkonzept entwickelt, bei dem jedes Zimmer eigenständig ist und den Gästen eine neue Art und Weise bietet, die berühmten Grachten der Stadt zu erleben. Fotos: © Mirjam Bleeker
×Einige adaptive Wiederverwendungen gehen sogar noch weiter. In Amsterdam hat das Studio Space & Matter ein völlig neues Bewirtungskonzept für das SWEETS Hotel entwickelt. Hier wurden 28 der über das Stadtzentrum verteilten Brückenwärterhäuser in individuelle Zimmer und Suiten umgestaltet, nachdem das Heben und Senken der Amsterdamer Brücken durch ein Computersystem zentralisiert wurde. Die Planer haben jedes der Zimmer im Einklang mit dem ursprünglichen Stil des Gebäudes eingerichtet, von traditionell über Art Deco bis hin zu Midcentury modern.
Die adaptive Wiederverwendung verschiedener historischer Gebäude im Hudson Valley durch das Studio Robert McKinley hat die Innenräume des Hotel Kinsley zu massgeschneiderten Erlebnissen werden lassen. Fotos: Nicole Franzen
Die adaptive Wiederverwendung verschiedener historischer Gebäude im Hudson Valley durch das Studio Robert McKinley hat die Innenräume des Hotel Kinsley zu massgeschneiderten Erlebnissen werden lassen. Fotos: Nicole Franzen
×Ein ähnlich dezentrales Konzept verfolgte das Studio Robert McKinley bei der Gestaltung des Hotel Kinsley im New Yorker Hudson Valley. Die Architekten orientierten sich bei der Umgestaltung von vier historischen Gebäuden im Zentrum von Kingston an den Originaldetails der Strukturen wie Blechdecken oder alte Fliesen und statteten jeden der Räume im Vintage-Design aus. Die Vielfalt des Schemas wird zusammengehalten von einer starken, reduzierten Ästhetik und der gedämpften Farbpalette aus Erdtönen und Pastellfarben. Gemeinschaftsräume in jedem der Gebäude ermöglichen eine informelle Interaktion zwischen den Gästen.
Das Hotel K5 in Tokio wurde vom Stockholmer Büro Claesson Koivisto Rune entworfen und demonstriert das japanische Konzept des "aimai", einem positiven Gefühl von Mehrdeutigkeit und Vagheit. Fotos: Yikin Hyo
Das Hotel K5 in Tokio wurde vom Stockholmer Büro Claesson Koivisto Rune entworfen und demonstriert das japanische Konzept des "aimai", einem positiven Gefühl von Mehrdeutigkeit und Vagheit. Fotos: Yikin Hyo
×Die schwedischen Architekten Claesson Koivisto Rune haben eine vierstöckige Bank aus den 1920er Jahren zum Hotel K5 Tokyo umgebaut. Aufgrund der zentralen Lage haben die Architekten versucht, eine grosszügige Atmosphäre im Café und Restaurant des Hotels zu schaffen und sich für Pflanzen als durchlässige Raumteiler entschieden. In den Hotelzimmern schirmen filigrane Vorhangtrennwände die Schlafbereiche ab, während der Rest des Raumes für die Nutzung als informelle Lounge frei bleibt.
© Architonic