Da ist was dran: neue Wohnraumanbauten
Text von Peter Smisek
19.03.19
'Don't move. Improve!' lautet ein englisches Sprichwort. Und warum auch nicht, bei den steigenden Immobilienpreisen und der erhöhten Sensibilität für Nachhaltigkeit. Niemals war der Boden für die Hauserweiterung so fruchtbar.
Für das Chalet La Petite Soeur ausserhalb von Quebec entwarfen ACDF Architecture eine verglaste Brücke, die das alte Haus mit seiner neuen Erweiterung verbindet. Foto: Adrien Williams
Für das Chalet La Petite Soeur ausserhalb von Quebec entwarfen ACDF Architecture eine verglaste Brücke, die das alte Haus mit seiner neuen Erweiterung verbindet. Foto: Adrien Williams
×Wohnhäuser sind ein sich ständig wandelnder Gebäudetyp: Auf der einen Seite erwartet jeder individuelle Bewohner, dass sein Wohnraum seine Persönlichkeit widerspiegelt, auf der anderen Seite stellt jede Generation andere Anforderungen an die Gebäude, die sie als Zuhause bezeichnet. Und obwohl ein baulicher Neuanfang lange Zeit üblich war, ist es nachhaltiger – und oft praktischer – in den uns vertrauten Räumen zu verbleiben und sie zu verbessern und zu ergänzen. Erweiterungen von Wohngebäuden können vom schlichten Wintergarten bis hin zu einem neuen Gebäudetrakt reichen. Wenn sie gut durchdacht sind, können sie viel mehr sein als zusätzlicher Raum.
Obwohl der von Eastabrook Architects entworfene, schlichte Wellblech-Anbau von aussen wie eine separate Struktur aussieht, ist der Innenraum so gestaltet, dass er ein räumliches Kontinuum zum Haupthaus darstellt. Fotos: Charlie Birchmore
Obwohl der von Eastabrook Architects entworfene, schlichte Wellblech-Anbau von aussen wie eine separate Struktur aussieht, ist der Innenraum so gestaltet, dass er ein räumliches Kontinuum zum Haupthaus darstellt. Fotos: Charlie Birchmore
×Der Wellblech-Anbau eines North Cotswolds Cottage in Grossbritannien ist ein gutes Beispiel dafür. Obwohl die Eigentümer ihren Landsitz aus dem 19. Jahrhundert liebten, fanden sie die Küche zu klein, ausserdem gab es keinen Platz für ihre Gäste. Die Lösung von Eastabrook Architects bestand darin, eine Wohnerweiterung zu schaffen, die das Aussehen eines kleinen Wellblechschuppens simuliert, der an die ursprüngliche Steinstruktur angrenzt. In diesem neuen, einfach gehaltenen Pavillon befindet sich ein grosszügiger Wohn- und Essbereich mit einem kleinen Arbeits- und Gästezimmer im Zwischengeschoss. Er ist durch einen breiten, verglasten Flur mit dem Haupthaus verbunden.
Die Wohnanlage von ACDF Architecture ist eine zeitgemässe Version der ursprünglichen Struktur, steht jedoch in enger Verbindung zur originalen Blockhütte. Fotos: Adrien Williams
Die Wohnanlage von ACDF Architecture ist eine zeitgemässe Version der ursprünglichen Struktur, steht jedoch in enger Verbindung zur originalen Blockhütte. Fotos: Adrien Williams
×Die nächste Erweiterung ist weniger ein Anbau, als ein ganz neues Haus, das durch eine verglaste Brücke mit dem ursprünglichen Blockhaus verbunden ist. Das Chalet La Petite Soeur wurde von ACDF Architecture auf dem Land in der Provinz Québec entworfen und schafft zusätzliche private und gemeinschaftliche Räume für eine grosse Familie. Sowohl innen als auch aussen spiegelt das Design der neuen Räumlichkeiten die einfachen Formen, ehrlichen Materialien und die grosszügige Ausstattung des ursprünglichen Gebäudes wider, einschliesslich des spitzen Metalldachs, der Holzfassade und der eingebauten Holzbänke. Den Bewohnern wird ausserdem der Blick auf die umliegende Landschaft ermöglicht.
Paz Arquitectura hält die Erweiterung des Wohngebäudes La Cabañita im Einklang mit der älteren Struktur: dieselbe Materialpalette wurde verwendet und der freitragende Balkon wurde über die gesamte Länge des Gebäudes verlängert. Fotos: Andrés Asturias
Paz Arquitectura hält die Erweiterung des Wohngebäudes La Cabañita im Einklang mit der älteren Struktur: dieselbe Materialpalette wurde verwendet und der freitragende Balkon wurde über die gesamte Länge des Gebäudes verlängert. Fotos: Andrés Asturias
×In den Aussenbezirken von Guatemala-Stadt finden wir eine Gebäudeerweiterung, die viel grösser geraten ist als das ursprüngliche Haus. La Cabañita wurde 1965 als kleine Fachwerkhütte mit offener Küche und Wohnbereich sowie einem Schlafzimmer in einem offenen Zwischengeschoss erbaut. Der Hausherr benötigte irgendwann wesentlich mehr formellen Raum für die Unterhaltung seiner Gäste und bat Paz Arquitectura, eine geeignete Lösung zu entwerfen. Das Ergebnis? Zwei grosse Anbauten mit Schmetterlingsdächern flankieren die ursprüngliche Hütte und sind – im hinteren Bereich – durch einen verglasten Gang mit ihr verbunden.
Dominic McKenzie Architects kombinierten für ihr Tower House Elemente der ursprünglichen Architektur mit zeitgenössischen Designelementen. Die historische Residenz verschmilzt so mit ihrer Erweiterung und wird durch sie aufgewertet. Fotos: Will Pryce
Dominic McKenzie Architects kombinierten für ihr Tower House Elemente der ursprünglichen Architektur mit zeitgenössischen Designelementen. Die historische Residenz verschmilzt so mit ihrer Erweiterung und wird durch sie aufgewertet. Fotos: Will Pryce
×Nicht alle Häuser verfügen über ausreichend weitläufige Grundstücke, um eine derart umfangreiche Erweiterung zu ermöglichen. Das Tower House ist ein typisches georgianisches Reihenhaus aus den 1830er Jahren in Islington, London. Hier haben Dominic McKenzie Architects einen kleinen Anbau mit Badezimmer im Erdgeschoss abgerissen und durch einen zweieinhalbstöckigen "Turm" im Stil des ursprünglichen Ziegelhauses ersetzt. Durch diese Wohnerweiterung befindet sich das Badezimmer nun im oberen Stockwerk, während die untere Etage zusammen mit einem verglasten Innenhof zu einem durchgängigen, lichtdurchfluteten Wohnraum wird.
@ Architonic