Es grünt so grün: Urbane Oasen
Text von Peter Smisek
18.06.18
Urbane Begrünungsprojekte bringen neues Leben in die globalen Metropolen, indem sie den Menschen Zugang zu bisher wenig oder gar nicht genutzten Stadträumen eröffnen.
Das Stahlgitter im Boden des China Fuzhou Jin Niu Shan Trans-urban Connector von LOOK Architects lässt das Sonnenlicht bis auf den Boden gelangen, damit auch tiefer liegende Pflanzen gedeihen können. Foto: Zhou Yue Dong ©LOOK Architects Pte Ltd
Das Stahlgitter im Boden des China Fuzhou Jin Niu Shan Trans-urban Connector von LOOK Architects lässt das Sonnenlicht bis auf den Boden gelangen, damit auch tiefer liegende Pflanzen gedeihen können. Foto: Zhou Yue Dong ©LOOK Architects Pte Ltd
×Seit der Wiederbelebung der New Yorker High Line, einer ehemaligen Hochbahntrasse die seit 2009 als Parkanlage genutzt wird, hat die Suche nach städtischen Naherholungsflächen scheinbar Konjunktur. Überall auf der Welt bemühen sich Städte um die Regenerierung von ungenutzten Brachen und machen diese ihren Bewohnern als Grünanlage zugänglich.
Wo einst Europas grösstes Hotel über den Dächern Moskaus thronte, breitet sich seit 2009 eine Grünanlage aus. Der Sarjadje Park wurde nach Entwürfen des amerikanischen Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro in Zusammenarbeit mit Hargreaves Associates und Citymakers gestaltet und ist eine Hommage an jene vier Landschaftszonen, die den Grossteil der Fläche Russlands ausmachen – die Wälder und Steppen, sowie die Tundra und die immerfeuchten Auen. Der Park kann nicht nur mit einer Reihe städtischer Einrichtungen aufwarten, sondern bildet mit seiner spektakulär über der Moskwa schwebenden Brückenkonstruktion auch einen lockeren Kontrast zu den Monumentalbauten auf dem angrenzenden Roten Platz.
Diller Scofidio + Renfros Sarjadje Park ist Moskaus erstes Parkgestaltungsprojekt seit über 50 Jahren und ein perfektes Beispiel für die Umgestaltung einer Brache zum Naherholungsgebiet. Fotos: Iwan Baan, mit Genehmigung von Diller Scofidio + Renfro
Diller Scofidio + Renfros Sarjadje Park ist Moskaus erstes Parkgestaltungsprojekt seit über 50 Jahren und ein perfektes Beispiel für die Umgestaltung einer Brache zum Naherholungsgebiet. Fotos: Iwan Baan, mit Genehmigung von Diller Scofidio + Renfro
×In China geht man das Thema Naherholung auf ähnliche Weise an. So haben die in Singapur ansässigen Architekten von LOOK im chinesischen Fuzhou den Jin Niu Shan geschaffen. Ein 19 Kilometer langes Netzwerk aus Fussgängertrassen schlängelt sich einen dicht bewaldeten Berg hinauf und sorgt mit atemberaubendem Panoramablick auf die Stadt für die Anbindung derselben an ihre umliegenden Wälder. Der Ausblick, der sich dem Erholungssuchenden auf dem Hochpfad bietet, ist jedoch weit weniger bedeutsam als die Wahl seines Standortes. Bislang blieb den Bürgern Fuzhous der Zugang zum Areal verwehrt, da es sich dabei grösstenteils um Militärgelände und Friedhofsanlagen handelt.
Die 16-prozentige Steigung der LOOKs Entwurf stellt sicher, dass Rollstuhlfahrer, Radler und Mütter mit Kinderwagen es mühelos meistern können und macht ein wirklich integratives Stadtbegrünungsprojekt. Fotos: Zhou Yue Dong ©LOOK Architects Pte Ltd
Die 16-prozentige Steigung der LOOKs Entwurf stellt sicher, dass Rollstuhlfahrer, Radler und Mütter mit Kinderwagen es mühelos meistern können und macht ein wirklich integratives Stadtbegrünungsprojekt. Fotos: Zhou Yue Dong ©LOOK Architects Pte Ltd
×Nicht immer besteht die Möglichkeit einer Rückgewinnung von wertvollem Bauland. AECOMs Oxygen Park in Dohas Education City kommt beispielsweise als grüne Lunge auf heissem Wüstensand daher. Inspiriert von der wellenförmigen Wüstenmorphologie Katars haben die Architekten hier eine Oase geschaffen, die ihren Besucher auf sanft geschwungenen Pfaden an begrünten Hügeln und Wasserspielen vorbeiführt und auch sonst mit ihren schattigen Tunneln jede Menge Gelegenheit zur Erholung bietet. Nachts verleihen ballonförmige Leuchten dem ohnehin surrealen Ambiente zusätzlich ein magisches Licht.
Der als Frischluftalternative zum Fitnessstudio konzipierte Oxygen Park von AECOM bietet ausgiebig Platz für Freizeitsportler. Fotos: Markus Elblaus
Der als Frischluftalternative zum Fitnessstudio konzipierte Oxygen Park von AECOM bietet ausgiebig Platz für Freizeitsportler. Fotos: Markus Elblaus
×Der Chicago Riverwalk kommt weniger in grünem Kleid daher, sondern macht sich aufgrund seiner Nähe zum Wasser die Farbe Blau zu eigen. Die Fertigstellung mag zwar mehr als ein Jahrzehnt gedauert haben, doch schliesslich hat das Architekturbüro Ross Barney mit dem Riverwalk den Bewohnern und Gästen der Stadt ein grossflächiges Areal am Flussufer erschlossen, das bis dahin als städtischer Hinterhof verpönt war. Eine teilweise über dem Fluss angelegte Uferpromenade, schwimmende Gärten, sowie ins Wasser ausladende Piere, natürlich samt Bootsverleih und mit zahlreichen Restaurants versehen, dienen zur Erholung vom geschäftigen Leben in der Windy City. Zur Strassenebene weitläufig angelegte Stufen lassen den Chicago River zur Bühne werden und nicht zuletzt haben die Architekten ein vorhandenes Vietnamveteranendenkmal vorbildhaft in die Gestaltung mit einbezogen.
Für seine innovative Herangehensweise an das Thema städtische Naherholung wurde das Büro Ross Barney vor kurzem mit dem Urban Land Institute Excellence Award 2017/18 ausgezeichnet. Fotos: Kate Joyce Studios
Für seine innovative Herangehensweise an das Thema städtische Naherholung wurde das Büro Ross Barney vor kurzem mit dem Urban Land Institute Excellence Award 2017/18 ausgezeichnet. Fotos: Kate Joyce Studios
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