Gipfeltreffen: Neue Hüttenarchitektur
Text von Peter Smisek
08.01.18
International lassen sich Architekten einiges einfallen, wenn es darum geht, das grösste Kapital der Berge, nämlich die grandiose Aussicht, spektakulär und zugleich gemütlich zu inszenieren.
In Italiens ältestem Wald bei Tarvisio entwarf der Architekt Claudio Beltrame zwei Baumhäuser, die sich wie natürliche Elemente in Ihre Umwelt einfügen. Foto: Ulderica Da Pozzo
In Italiens ältestem Wald bei Tarvisio entwarf der Architekt Claudio Beltrame zwei Baumhäuser, die sich wie natürliche Elemente in Ihre Umwelt einfügen. Foto: Ulderica Da Pozzo
×Das prototypische Bild eines Berghauses ist das einer einfachen, abgelegenen, schneebedeckten, romantischen Hütte. Diese Vorstellung könnte sich ändern. Denn statt grob behauener Holzbalken nutzen Architekten und Bauherren zunehmend raffiniertere Formen und leichtere, elegantere Materialien.
Die lineare Form des kanadischen Berghauses La Louve (französisch für Wölfin), entworfen vom Atelier Pierre Thibault, folgt dem Verlauf eines Bergpfades, der sich durch den umgebenden Wald schlängelt. Das Gebäude scheint über einen kleinen Hügel zu springen und eröffnet vom Innenraum einen grosszügigen Panoramablick auf die umgebende Natur. Im hinteren Bereich des Hauses liegen die Schlafzimmer flach auf dem Grundgestein. Die Verkleidung mit horizontalen Holzbrettern reflektiert die bewaldete Umgebung.
Die schlichte horizontale Form dieser Hütte und die sorgfältig positionierten Fenster erzeugen eine starke Verbindung mit dem umgebenden Wald
Die schlichte horizontale Form dieser Hütte und die sorgfältig positionierten Fenster erzeugen eine starke Verbindung mit dem umgebenden Wald
×Die beiden Pigna-Hütten von Claudio Beltrame sind geformt wie riesige Tannenzapfen. Holzschindeln perfektionieren dieses Bild. Umgeben von einem dichten Fichtenwald in den italienischen Alpen, sind die autarken Berghütten seitlich an alte Bäume geklemmt, so dass sie über dem Hang zu schweben scheinen. Das Interieur ist komplett in Holz gehalten und die Fenster bieten einen einzigartigen Ausblick auf die Täler. Im Schlafzimmer erzeugt das Oberlicht eine abgeschiedene, kontemplative Atmosphäre.
Verspielt und einzigartig: Die Pigna Berghütten verfügen über Aussichtsterrassen, die einen Zugang zu den Elementen und der frischen Bergluft bieten
Verspielt und einzigartig: Die Pigna Berghütten verfügen über Aussichtsterrassen, die einen Zugang zu den Elementen und der frischen Bergluft bieten
×Einen anderen Ansatz wählte das Pariser Studio Delordinaire für das High House in Québec. Dieses formal abstrahierte archetypische Berghaus steht auf Pfählen erhöht über der Baumlinie und bietet so einen ungestörten Blick auf den Mont-Sainte-Anne. Im Sommer entsteht unter dem Gebäude eine überdachte Aussenterrasse, im Winter ein halbgeschützter Zugang. Das mit weissen Betonplatten verkleidete Haus ist eine unwirkliche Erscheinung in der kanadischen Natur.
Die schwebende weisse Hütte bildet einen markanten Orientierungspunkt im hoch aufgetürmten Neuschnee der Laurentinischen Berge in der Provinz Quebec
Die schwebende weisse Hütte bildet einen markanten Orientierungspunkt im hoch aufgetürmten Neuschnee der Laurentinischen Berge in der Provinz Quebec
×In Norwegen, auf einem der höchsten Punkte der umgebenden Landschaft, liegt die Hütte Kvitfjell. Entworfen von Lund Hagem Architects, ist das gegabelte, flach gelagerte Gebäude so ausgerichtet, dass die Sicht auf die umliegenden Kiefernwälder maximiert und gleichzeitig die Abendsonne eingefangen wird. Die Wohnräume sind mit jeweils einer pinienholzverkleideten Veranda ausgestattet, die Privatsphäre gegenüber dem benachbarten Gästehaus gewähren. Dezent schmiegt sich diese Berghütte in ihre Umgebung ohne die Hügelkulisse zu überwältigen.
Die Architekten habe den Grundriss der Kvitfjell-Hütte geschickt gegabelt. Enge Kiefernholzgitter fangen das Wintersonnenlicht ein
Die Architekten habe den Grundriss der Kvitfjell-Hütte geschickt gegabelt. Enge Kiefernholzgitter fangen das Wintersonnenlicht ein
ש Architonic