Industrielle Designelemente in Shop Interieurs

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts liessen sich die Architekten der Moderne von den riesigen Industriebauten ihrer Zeit – von Bahnhofshallen und Fabriken – sowie von neuen Maschinen und Fahrzeugen wie Dampfschiffen und Automobilen inspirieren. Diese industriellen Elemente haben sogar in die Welt des gehobenen Einzelhandels Einzug gehalten. In den folgenden Projekten haben ArchitektInnen und DesignerInnen industrielle Strukturen und Materialien aufgegriffen und miteinander kombiniert, um eine oft raue, aber dennoch verführerische Ästhetik zu schaffen, die nicht von dieser Welt zu sein scheint.

Im Fall des Honeyz Concept Store in Berlin hat das in Madrid ansässige Studio Puntofilipino ausgewählte industrielle Elemente verwendet, so z. B. ein grosses, auf alt getrimmtes Waschbecken, einen Kieselbetonboden und eine verwitterte Stahlwand, und sie mit eher häuslichen Elementen wie z. B. einem verzierten Kronleuchter von Apparatus kombiniert. Die Designer haben sichtlich Spass an dieser Spannung: Die reduzierten Holzregale sind an der Seite mit Streckgitter versehen, und ein Keramikgitter, das aus einem einzigen, sich wiederholenden Element besteht, verweist sowohl auf industrielle als auch auf handwerkliche Techniken. Die dunkle Farbpalette verleiht dem Raum ein leicht dystopisches Ambiente – in dem Gebäude befand sich zu Kriegszeiten ein Bunker.

Die Fassade des Stores besteht aus transparenten Polycarbonatplatten, während die Wände mit hochglanzpoliertem Wellblech verkleidet sind und der Boden aus poliertem Beton besteht. Eine kobaltblaue Metalltreppe verbindet das Erdgeschoss mit dem ersten Stock, während der Lagerbereich hinter transparenten Glasscheiben verborgen ist. Die Metallregale an den Wänden sind auf Rollen montiert und lassen sich bei Bedarf verschieben, während die Sitzmöbel aus sorgfältig ausgewählten Designklassikern von Designern wie Pierre Paulin und Maarten Baas bestehen. Ein zusätzliches bewegliches Element, das normalerweise als Auslage dient, kann über die gesamte Länge des Ladens verschoben werden, um einen temporären Raum für Veranstaltungen zu schaffen; eine Umkleidekabine aus moosgrünem Samt verleiht dem Raum einen Hauch von Luxus in einer kontrastierenden Textur.

In Seoul verbindet das studio fragment bei seinem Design des KOLON SPORT Hannam Store elegante Industrieelemente mit Reverenzen an die Natur. Das Ladeninnere erstreckt sich über zwei Etagen polierter Betonböden und ist mit polierten Stahlplatten und Metallgittern ausgestattet, die den Raum abgrenzen. Die Säulen und Decken aus Sichtbeton sind exponiert, während die Ausstellungswürfel aus Edelstahl mit Kieselsteinen befüllt sind. Eine Treppe, die die beiden Stockwerke miteinander verbindet, grenzt an einen bepflanzten Innenhof, der das Ethos der Marke KOLON SPORT verkörpert: die Natur zu geniessen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

Seit der Legalisierung von Cannabis haben ArchitektInnen und DesignerInnen in Kanada die Ästhetik von Cannabis neu definiert. Im Zentrum von Toronto entschied sich StudioAC bei der Gestaltung des EditionX Store für einen reduzierten, monochromen Industrie-Look. Ein zentrales, skulpturales Ausstellungselement aus Metallgittern, das sich über die gesamte Länge des schmalen Ladens erstreckt, wurde in einem warmen Weiss gestrichen, das zum Rest des Raums passt. Grosse Teile der Decke bestehen ebenfalls aus Metallgittern, die als Hingucker die Produkte der Marke hervorheben und gleichzeitig die Einrichtungskosten niedrig halten – ein wichtiger Faktor für ein neues Unternehmen in einem noch jungen Wirtschaftszweig.

© Architonic