Linientreu: geometrische Fassaden
Text von Peter Smisek
13.01.21
Die Fortschritte im Bereich Software bieten Architekten heute nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, herausragende Fassaden zu entwerfen. Doch auch der Einsatz einfacher geometrischer Formen kann eine ebenso starke visuelle Wirkung entfalten.
Die Fassade des Oklahoma Contemporary Arts Centre von Rand Elliott Architects besteht aus 16.800 vertikalen Lamellen aus stranggepresstem Aluminium. Bild: Scott McDonald, Grey City Studios
Die Fassade des Oklahoma Contemporary Arts Centre von Rand Elliott Architects besteht aus 16.800 vertikalen Lamellen aus stranggepresstem Aluminium. Bild: Scott McDonald, Grey City Studios
×Computergestütztes Design hat Architekten und Bauträgern zwar den Entwurf einzigartiger Fassadengeometrien ermöglicht, doch haben sich nicht alle von den möglichen neuartigen Formen verführen lassen. In den letzten zehn Jahren haben sich viele wieder auf einfachere Fassadenkompositionen besonnen, die ihre Materialien und Komponenten besser zur Geltung bringen als die durchgehenden, geschwungenen Oberflächen der ersten Jahre des neuen Jahrtausends.
Der Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects verbindet eine strenge Fassadengeometrie mit traditionellen Materialien und wird so zu einem prägenden Gebäude im Stadtbild. Fotos: © Noshe
Der Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects verbindet eine strenge Fassadengeometrie mit traditionellen Materialien und wird so zu einem prägenden Gebäude im Stadtbild. Fotos: © Noshe
×Der von David Chipperfield Architects entworfene Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich ist ein Paradebeispiel für diesen vorsichtigeren, überlegten Umgang mit der Fassadengeometrie. Als rechteckiges Prisma, verkleidet mit lokalem Jura-Kalkstein, spiegelt der Bau das traditionelle Verkleidungsmaterial der grossen öffentlichen Gebäude der Stadt wider. Auskragende Bänder und Pfosten in der Fassade brechen die Masse des Gebäudes auf und bilden ein Raster für grosse, unregelmässig angeordnete Fenster, die die Klarheit der Formen des Gebäudes bewahren und gleichzeitig Tageslicht in bestimmte Innenräume einfallen lassen.
Beim Oklahoma Contemporary Arts Centre von Rand Elliott Architects sorgt die Wiederholung der vertikalen Aluminiumlamellen für ein einheitliches skulpturales Fassadenmuster. Fotos: Scott McDonald, Grey City Studios
Beim Oklahoma Contemporary Arts Centre von Rand Elliott Architects sorgt die Wiederholung der vertikalen Aluminiumlamellen für ein einheitliches skulpturales Fassadenmuster. Fotos: Scott McDonald, Grey City Studios
×Das Oklahoma Contemporary Arts Centre ist ein neues Kultur- und Veranstaltungszentrum, entworfen von dem aus Oklahoma City stammenden Büro Rand Elliott Architects. Das freistehende, facettenreiche, skulpturale Gebäude liegt inmitten eines neuen Parks nördlich der Innenstadt. Die Geometrie der Fassade, bestehend aus 16.800 vertikalen Lamellen aus stranggepresstem Aluminium, verstärkt die unregelmässige Form des Gebäudes und verleiht ihm gleichzeitig ein einheitliches Erscheinungsbild, das einen Bezug zur industriellen Vergangenheit der Umgebung herstellt.
Das gitterförmige Fassadenmuster des IGZ Campus Falkenberg von J. MAYER H. und Partner macht die Zentrale eines Technologieunternehmens zu einem Blickfang. Fotos: David Franck
Das gitterförmige Fassadenmuster des IGZ Campus Falkenberg von J. MAYER H. und Partner macht die Zentrale eines Technologieunternehmens zu einem Blickfang. Fotos: David Franck
×Die Fassadengeometrie des IGZ Campus Falkenberg, entworfen von J. MAYER H. und Partner für ein Technologieunternehmen in der Oberpfalz, zeichnet sich durch tiefe Lamellen und Gitterelemente aus, die das ansonsten schlichte, quaderförmige Bürogebäude umhüllen. Die grau lasierten Holzbalken passen sich der Betonstruktur des Gebäudes an, lockern die rationale Fassade auf und sorgen für eine passive Beschattung der Arbeitsplätze im Inneren.
Eine grüne Aussenhaut sorgt bei der von G8A Architecture & Urban Planning + rollimarchini architects entworfenen Jakob Factory in Ho-Chi-Minh-Stadt für eine regelmässige Fassadengeometrie. Fotos: Oki Hiroyuki
Eine grüne Aussenhaut sorgt bei der von G8A Architecture & Urban Planning + rollimarchini architects entworfenen Jakob Factory in Ho-Chi-Minh-Stadt für eine regelmässige Fassadengeometrie. Fotos: Oki Hiroyuki
×Selbst regelmässige Fassaden müssen nicht langweilig sein. Für die Jakob Factory, eine Stahlseilfabrik am Rande von Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, entwarf das Schweizer Büro G8A Architecture & Urban Planning + rollimarchini architects ein System aus metallenen Pflanzschalen, die an Stahlseilen in einem diagonalen Raster aufgehängt sind. Diese bilden eine Aussenhaut, die das Gebäude vor der tropischen Hitze schützt. Die Pflanzen wirken zugleich als natürlicher Luftreiniger und ermöglichen eine komplett natürliche Belüftung der Produktionshalle. Diese rationale, aber keineswegs langweilige Fassadengeometrie wird durch die Vegetation aufgelockert. Die Fassade im Innenhof der Fabrik ist geschwungen, was die Flexibilität des gewählten Systems unterstreicht und eine informelle Atmosphäre schafft.
© Architonic