Pavillonprojekte sind für Architekten wie Katzenminze. Die oft temporären Strukturen sind ein ideales Testfeld für neue Konzepte, Formen und Materialien.

Die Räumlichkeit des Hyundai-Pavillon von Asif Khan in Pyeongchang, Südkorea, wird verdeckt von Vantablack VBx2, dem dunkelsten Pigment der Welt, das 99% des Lichts, das auf die 10 Meter hohe Fassade trifft, absorbiert. Foto: © Luke Hayes

Nach Art des Hauses: Pavillons, die Grenzen sprengen | Aktuelles

Die Räumlichkeit des Hyundai-Pavillon von Asif Khan in Pyeongchang, Südkorea, wird verdeckt von Vantablack VBx2, dem dunkelsten Pigment der Welt, das 99% des Lichts, das auf die 10 Meter hohe Fassade trifft, absorbiert. Foto: © Luke Hayes

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Pavillons sind kleine Gebäude, die nicht zu verwechseln sind mit ihren eher skurrilen Gegenstücken, den Follies. Sie erfüllen eine Grundfunktion und geben ihrem Designer die Freiheit, mit Raumsequenzen, Materialien und Ideen zu experimentieren. Schon immer haben sich Architekten gerne an diesen kleinen Bauten versucht und Konzepte entwickelt, die sich auf andere Projekte übertragen lassen oder ihre Herangehensweise einem breiteren Publikum vorgestellt.

Eine solche experimentelle Struktur ist der Pine Park Pavillon in Lishui, China. Das von DnA Design and Architecture entworfene, lineare Gebäude liegt am Ufer des Songyin Flusses. Der Pavillon aus vorgefertigten Holzelementen beherbergt Toiletten, ein Besucherzentrum und eine Installation zur traditionellen Harzproduktion der Region. Grosse Glasscheiben geben Panoramablicke auf die umliegende Kieferandschaft frei und durch die Lage des Pavillons an einem Touristenpfad kommen sowohl Radfahrer als auch Wanderer in den Genuss des Ausblicks.

Die Holzstruktur des Pine Park Pavilion von DnA Design and Architecture in Lishui, China, ist ein Hinweis auf die lokale Tradition der Harzgewinnung. Fotos: Ziling Wang

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Die Holzstruktur des Pine Park Pavilion von DnA Design and Architecture in Lishui, China, ist ein Hinweis auf die lokale Tradition der Harzgewinnung. Fotos: Ziling Wang

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Asif Khans Hyundai-Pavillon wurde dieses Jahr zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang eröffnet. Das Äussere des Pavillons ist beschichtet mit Vantablack VBx2, dem dunkelsten Pigment der Welt. Eine Lichtinstallation simuliert den Sternenhimmel auf pechschwarzem Grund. Wände und Boden im Inneren sind mit einem hydrophoben Material beschichtet, das jede Minute 25.000 Wassertropfen in einen kleinen See leitet. Der Pavillon wurde vom Automobilhersteller Hyundai in Auftrag gegeben, um seine Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge zu präsentieren: Die äussere Hülle steht für das Universum als Quelle des Wasserstoffs, und die Tröpfchen im Inneren repräsentieren einzelne Wasserstoffmoleküle, die die Energie für die Fahrzeuge liefern.

Asif Khans Hyundai-Pavillon für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, Südkorea, dient dem Unternehmen als Vorzeigeobjekt. Er kombiniert neuartige Materialien mit einer hochgradig konzeptionellen Installation. Fotos: © Luke Hayes

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Asif Khans Hyundai-Pavillon für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, Südkorea, dient dem Unternehmen als Vorzeigeobjekt. Er kombiniert neuartige Materialien mit einer hochgradig konzeptionellen Installation. Fotos: © Luke Hayes

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Oft werden Pavillons im Rahmen eines langfristigen Kulturprogramms in Auftrag gegeben. Frida Escobedos Serpentine Pavillon 2018 ist der 18. Pavillon vor der Londoner Serpentine Gallery, eine Tradition, die im Jahr 2000 von Zaha Hadid begonnen wurde. Der Pavillon, in dem normalerweise ein Outdoor-Café untergebracht ist, ist zu einem entscheidenden Moment in der Karriere seiner Designer geworden. In diesem Jahr hat die junge mexikanische Architektin zwei Innenhöfe mit gestapelten Dachziegeln entworfen, die eine halbdurchlässige Struktur bilden, während ein verspiegeltes Vordach und ein Spiegelpool das Spiel von Schatten und Licht in einer der beliebtesten temporären Attraktionen der Stadt verstärken.

Bei der Gestaltung des Serpentine Pavillons im Londoner Kensington Gardens müssen Architekten ihre Stärken ausspielen: Für Frida Escobedo bedeutet das, mit einfachen Materialien einen dramatisch inszenierten Raum zu schaffen. Fotos: 2018 Iwan Baan

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Bei der Gestaltung des Serpentine Pavillons im Londoner Kensington Gardens müssen Architekten ihre Stärken ausspielen: Für Frida Escobedo bedeutet das, mit einfachen Materialien einen dramatisch inszenierten Raum zu schaffen. Fotos: 2018 Iwan Baan

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Nicht alle Pavillons sind Neubauten, es gibt auch bestehende Räume, die immer wieder neu genutzt werden. Die Giardini in Venedig sind gefüllt mit Pavillons für jedes teilnehmende Land, von über 100 Jahre alten bis zu den in den letzten fünf Jahren gebauten. Svizzera 240, die Installation im Schweizer Pavillon, ist Gewinner des Goldenen Löwen auf der diesjährigen Architekturbiennale. Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara haben ein dreidimensionales Labyrinth geschaffen, in dem sich jeder Raum in Grösse und Massstab verändert, während ihre Grundproportionen - basierend auf der typischen neu gebauten Schweizer Wohnung - gleich bleiben. Mit ihrem spielerischen Ansatz veranschaulichen die Architekten die Diskrepanz zwischen den öden, unmöblierten Wohnräumen, die von Bauherren präsentiert werden, und dem oft chaotischen Leben, in das sie sich einfügen.

Die surreale Interpretation allgemeiner Interieurs im Schweizer Pavillon der Biennale in Venedig war Publikumsfavorit und gewann den Goldenen Löwen. Fotos: Wilson Wootton © W. Wootton, A. Bosshard, L. Tavor, M. van der Ploeg, A. Vihervaara

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Die surreale Interpretation allgemeiner Interieurs im Schweizer Pavillon der Biennale in Venedig war Publikumsfavorit und gewann den Goldenen Löwen. Fotos: Wilson Wootton © W. Wootton, A. Bosshard, L. Tavor, M. van der Ploeg, A. Vihervaara

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