Newseum: Kulturelle Sanierungsprojekte
Text von Peter Smisek
02.06.21
In den richtigen Händen helfen uns Gebäudeerneuerungsprojekte dabei, moderne Umweltprobleme zu bewältigen und gleichzeitig bestehenden architektonischen Räumen neues Leben einzuhauchen.
Die Neue Nationalgalerie in Berlin, jüngst renoviert von David Chipperfield Architects. Foto: Simon Menges
Die Neue Nationalgalerie in Berlin, jüngst renoviert von David Chipperfield Architects. Foto: Simon Menges
×Nachhaltigkeit ist in aller Munde, und so verwundert es nicht, dass sich der Fokus von Architekten auf die Sanierung, Umnutzung und Transformation bereits bestehender Gebäude verlagert. An wenigen Orten wird dies deutlicher als bei Museen und Galerien. Museen gelten im buchstäblichen und übertragenen Sinne häufig als Wegmarken, für die keine Kosten gescheut werden – was Architekten die Möglichkeit gibt, eine Momentaufnahme des aktuellen Stands der Architektur zu machen.
Mit der Integration dieser monumentalen Räume in das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen hat KAAN Architecten bewiesen, dass Leere durchaus charaktervolle neue Ausstellungsräume liefern kann. Fotos: Stijn Bollaert
Mit der Integration dieser monumentalen Räume in das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen hat KAAN Architecten bewiesen, dass Leere durchaus charaktervolle neue Ausstellungsräume liefern kann. Fotos: Stijn Bollaert
×In Antwerpen hat das Büro KAAN Architecten das neoklassizistische Königliche Museum der Schönen Künste renoviert. Die Architekten haben nicht nur der bestehenden Architektur des Gebäudes zu ihrem einstigen Glanz verholfen, sondern sie haben auch die Innenhöfe des Museums von Behelfskonstruktionen befreit und sie als eigenständige Ausstellungsräume neu gestaltet. Die monumentalen, weissen, mit Marmorintarsien versehenen Lichtschächte lassen das Licht über zwei Geschosse ins Innere fallen. Auf diesen Ebenen im oberen Teil des Gebäudes befinden sich kleinere Galerien, die als spezialisiertere Ausstellungsräume konzipiert sind.
Während der Grundinstandsetzung ergänzten David Chipperfield Architects die Neue Nationalgalerie in Berlin dezent um neue Funktionen, die sich harmonisch in die ikonische Architektur des Museums einfügen. Fotos: Simon Menges
Während der Grundinstandsetzung ergänzten David Chipperfield Architects die Neue Nationalgalerie in Berlin dezent um neue Funktionen, die sich harmonisch in die ikonische Architektur des Museums einfügen. Fotos: Simon Menges
×In Berlin mussten David Chipperfield Architects bei der Sanierung von Mies van der Rohes Meisterwerk, der Neuen Nationalgalerie, einen Schritt zurücktreten. Trotz minimaler Änderungen am ikonischen Erscheinungsbild des Gebäudes war dies keine leichte Renovierung. Tatsächlich mussten die Architekten 35.000 originale Bauteile, einschliesslich der ikonischen Steinplatten, demontieren, um die Betonschalen und die Haustechnik der Galerie zu verstärken, bevor wieder alles genau dort angebracht werden konnte, wo es einmal war.
Die Architekten bauten ausserdem einen zusätzlichen Aufzug, eine Rampe und Garderoben ein, um das Besuchererlebnis zu verbessern, das Erscheinungsbild dabei jedoch kaum zu verändern. Ähnlich wurde die transparente Hülle des Gebäudes auf den neuesten Stand gebracht und das thermische Verhalten durch eine neue, aber eng verwandte Reihe von zeitgenössischen Details verbessert.
Die transformativen Erweiterungen von Roarc Renew für das TaoCang Art Centre sind eine Hommage an die ursprünglichen Getreidesilos, denen sie eine zeitgemässe Note geben. Fotos: Wen Studio
Die transformativen Erweiterungen von Roarc Renew für das TaoCang Art Centre sind eine Hommage an die ursprünglichen Getreidesilos, denen sie eine zeitgemässe Note geben. Fotos: Wen Studio
×Andererseits lassen sich auch bescheidenere bestehende Gebäude in faszinierende Ausstellungsräume verwandeln. Das TaoCang Art Center von Roarc Renew in der ostchinesischen Stadt Jiaxing befindet sich in zwei Getreidespeichern aus den 1950er Jahren. Nach der Sanierung der Ziegel- und Betonspeicher und dem Verlegen eines dekorativen Terrazzobodens mit Lotusblumen fügten die Architekten zwei symmetrische Pavillons hinzu, die wie Energielinien zwischen den beiden ursprünglichen Strukturen verlaufen. In ihnen sind die Rezeption, das Café und andere Funktionen untergebracht; zugleich erheben sie sich zu einem monumentalen neuen Volumen, das als Blickfang wirkt und Passanten auf das Museum aufmerksam macht.
Für ein Museum in Manchester verwandelte das Büro Carmody Groarke ein Gewölbe in eine neue Special Exhibitions Gallery. Die Architekten schufen einen hellen, einladenden Eingang, der zu einem neutralen Ausstellungsraum führt. Fotos: Gilbert McCarragher
Für ein Museum in Manchester verwandelte das Büro Carmody Groarke ein Gewölbe in eine neue Special Exhibitions Gallery. Die Architekten schufen einen hellen, einladenden Eingang, der zu einem neutralen Ausstellungsraum führt. Fotos: Gilbert McCarragher
×In Manchester im Nordwesten Englands hat das Büro Carmody Groarke die Special Exhibitions Gallery des Museum of Science and Industry in das fünf Meter hohe Ziegel- und Eisengewölbe eines riesigen viktorianischen Lagerhauses verlegt. Ziel war es, das industrielle Ambiente des Raumes zu erhalten und gleichzeitig einen einladenden neuen Eingang zum Museum zu schaffen. Der Eingangsbereich ist mit warmen, hinterleuchteten Glasfaserpaneelen verkleidet, deren Farbe die Ziegelsteine des ursprünglichen Gebäudes ergänzt. Die dahinter liegenden Ausstellungsräume sind mit neutralen weissen Wänden ausgestattet.
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