Pole Dance: Polnische Architektur zeigt was sie kann
Text von Peter Smisek
29.05.19
Das rasante Wirtschaftswachstum in Polen hat zu einem Boom im Bereich charakterstarker architektonischer Projekte geführt. Witamy (wie die Einheimischen sagen)!
BAAS arquitectura, Grupa 5 Architekci, MAŁECCY biuro projektowe, ergänzte das bestehende Gebäude der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität. Foto: © Jakub Certowicz
BAAS arquitectura, Grupa 5 Architekci, MAŁECCY biuro projektowe, ergänzte das bestehende Gebäude der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität. Foto: © Jakub Certowicz
×Vor 15 Jahren trat Polen als damals grösstes der neuen Mitgliedsländer der Europäischen Union bei – und verzeichnet seitdem trotz der Krise, die viele andere Industrieländer getroffen hat, ein spektakuläres Wirtschaftswachstum. Diese rasante Entwicklung, gepaart mit einem neuen Interesse am Design, ermöglicht es Architekten, die Grenzen der Architektur neu zu definieren und immer kühnere Projekte zu realisieren, da permanent Aufträge von privater wie institutioneller Seite eingehen.
Einige der faszinierendsten Projekte der letzten Zeit sind religiöse Bauten. In Dobrzeń Wielki (Groß Döbern) hat das in Wrocław ansässige Architekturbüro PORT das neue Kloster der Franziskanerinnen entworfen. Der Bau, der das bescheidene religiöse Leben im Inneren widerspiegelt, besteht aus rein weissen Blöcken, in denen sich die Wohn- und Gemeinschaftsräume der Nonnen sowie eine Kapelle befinden. Eine Reihe von Oberlichtern und grossen Fenstern lässt Licht in das Gebäude, das sich im Laufe des Tages und der Jahreszeiten verändert und eine kontemplative Atmosphäre schafft.
Mies van der Rohes Motto "Weniger ist mehr" diente als Leitmotiv für das von PORT entworfene Kloster der Franziskanerinnen: Eine begrenzte Auswahl an Materialien schafft ein hohes Mass an Einfachheit und Spiritualität. Fotos: Stanisław Zajączkowski
Mies van der Rohes Motto "Weniger ist mehr" diente als Leitmotiv für das von PORT entworfene Kloster der Franziskanerinnen: Eine begrenzte Auswahl an Materialien schafft ein hohes Mass an Einfachheit und Spiritualität. Fotos: Stanisław Zajączkowski
×Doch nicht nur religiöse Bauten werden mit grosser Sorgfalt konzipiert. Das Bürogebäude von Ultra Architects in der Za-Bramka-Strasse in Poznań ergänzt eine Strassenfront aus dem 19. Jahrhundert. Auf der Rückseite bilden die einzelnen Blöcke landschaftlich gestaltete Terrassen, die als Breakout-Spaces für die Mitarbeiter dienen und bei starken Stürmen überschüssiges Regenwasser zurückhalten. Unter dem Gebäude befindet sich eine dreigeschossige Tiefgarage, die für die Besucher der Stadt zugänglich ist. Die Restaurants im Erdgeschoss beleben zudem das Stadtbild.
Zusammen mit Oskar Zięta, einem der führenden Industriedesigner des Landes, entwarfen Ultra Architects die Fassade eines Bürogebäudes in Poznań. Fotos: Skyflash (1), Przemysław Turlej (2-4)
Zusammen mit Oskar Zięta, einem der führenden Industriedesigner des Landes, entwarfen Ultra Architects die Fassade eines Bürogebäudes in Poznań. Fotos: Skyflash (1), Przemysław Turlej (2-4)
×Der Erfolg Polens hat auch zu einer erhöhten Nachfrage nach einer stärker individualisierten Ausbildung geführt. Die von der Medusa Group entworfene Akademeia High School in Warschau ermöglicht eine progressive Ausbildung, die auf eine stärkere Interaktion zwischen Schülern und Lehrern setzt. Das Gebäude verfügt über grosszügige, stilvoll gestaltete Gemeinschaftsräume wie die Kantine sowie geschütztere Orte für die persönliche Interaktion. Das Dach der Schule senkt sich zum Innenhof hin ab und bietet den Schülern weitere informelle Treffpunkte sowie abgestufte, begrünte Terrassen.
Die von der Medusa Group entworfene Akademeia High School in Warschau hat die höchstmögliche LEED-Zertifizierung erhalten, was die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der polnischen Bauwirtschaft unterstreicht. Fotos: Juliusz Sokołowscy
Die von der Medusa Group entworfene Akademeia High School in Warschau hat die höchstmögliche LEED-Zertifizierung erhalten, was die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der polnischen Bauwirtschaft unterstreicht. Fotos: Juliusz Sokołowscy
×Doch nicht nur polnische Architekten setzen bauliche Zeichen. In Katowice entwarf das Büro BAAS arquitectura, Grupa 5 Architekci, MAŁECCY biuro projektowe das neue Gebäude der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität. In einem zentralen Teil der Stadt haben die Architekten einen Anbau aus Backstein entworfen, der ein bestehendes zweigeschossiges Gebäude integriert. Im Inneren wurde die Rohziegeloptik beibehalten und durch subtile Holzdetails wie Bänke, Trennwände und Geländer ergänzt. Das Projekt umfasst auch einen Innenhof, der den Mitarbeitern und Studierenden einen gemeinsamen Aussenbereich bietet.
BAAS arquitectura, Grupa 5 Architekci und MAŁECCY biuro projektowe verbanden bei der Fakultät für Radio und Fernsehen in Katowice einen stark formalen Ansatz und sensiblen Umgang mit dem Kontext. Fotos: © Jakub Certowicz (1,3-4), Adrià Goula Photo (2)
BAAS arquitectura, Grupa 5 Architekci und MAŁECCY biuro projektowe verbanden bei der Fakultät für Radio und Fernsehen in Katowice einen stark formalen Ansatz und sensiblen Umgang mit dem Kontext. Fotos: © Jakub Certowicz (1,3-4), Adrià Goula Photo (2)
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