Zurück zum Ziegel – Wohnprojekte mit harter Kante
Text von Peter Smisek
01.12.21
Wir sind zwar nicht mehr auf Ziegelsteine angewiesen, um unsere Gebäude aufrechtzuerhalten, aber die natürliche Ästhetik und Textur dieses traditionellen Materials hat in der modernen Architektur nach wie vor einen hohen Stellenwert.
Heute werden Ziegel meist als Verkleidung und nicht als tragende Struktur verwendet, doch sie vermitteln noch immer ein Gefühl von Beständigkeit und Solidität, was sie zu einem bevorzugten Baustoff in modernen Wohnbauten macht. Foto: Tom Ross
Heute werden Ziegel meist als Verkleidung und nicht als tragende Struktur verwendet, doch sie vermitteln noch immer ein Gefühl von Beständigkeit und Solidität, was sie zu einem bevorzugten Baustoff in modernen Wohnbauten macht. Foto: Tom Ross
×Ziegelsteine gehören zu den ältesten, haltbarsten und vielseitigsten Baumaterialien der Welt. Durch ihre unterschiedlichen Farben, Texturen und haptischen Qualitäten lassen sie sich an nahezu jeden Kontext anpassen.
Beim Studentenwohnheim von Max Dudler im Hannoveraner Stadtteil Hainholz schaffen Ziegel eine Verbindung zum Viertel und sorgen gleichzeitig für einen lebendigen Rhythmus. Fotos: Stefan Müller
Beim Studentenwohnheim von Max Dudler im Hannoveraner Stadtteil Hainholz schaffen Ziegel eine Verbindung zum Viertel und sorgen gleichzeitig für einen lebendigen Rhythmus. Fotos: Stefan Müller
×In Hannover verwendet Max Dudler den bescheidenen Ziegelstein für die robuste, regelmässige Fassade des Studentenwohnheims im Stadtteil Hainholz. Die geschossweise alternierenden Fensternischen verleihen dem Gebäude eine gewisse Verspieltheit, während der violett-braune Ziegelstein zur traditionellen Klinkerarchitektur der Stadt passt und die Einheitlichkeit der kompakten Wohnungen im Inneren widerspiegelt. Trotz der Grösse des Projekts – die 13 Geschosse des Gebäudes überragen das umliegende fünfstöckige Viertel – verankern das gestaffelte Profil und die Verwendung lokaler Materialien den Bau in der unmittelbaren Umgebung.
Die Terrakotta-Ziegel der Wohn- und Bürogebäude und der rote Beton des Parkhauses verleihen dem Block 5B von RAUM einen menschlichen Massstab. Fotos: Charles Bouchaib
Die Terrakotta-Ziegel der Wohn- und Bürogebäude und der rote Beton des Parkhauses verleihen dem Block 5B von RAUM einen menschlichen Massstab. Fotos: Charles Bouchaib
×In der französischen Stadt Nantes entwarfen RAUM den Block 5B in einem revitalisierten Viertel, das an eine wichtige Bahnlinie angrenzt. Der Block umfasst eine mittelhohe Werkstatt und Büros sowie ein Hochhaus mit einem dazwischen liegenden Parkhaus. Durch die rote Betonfassade des Parkhauses und die rote Backsteinverkleidung der beiden anderen Gebäude entsteht ein raffiniertes Zusammenspiel von Texturen und Farben. Der kleinere Block verfügt über eine massive Ziegelfassade sowie Ziegelwände, während der Turm mit einer leichteren, vorgehängten Fassade versehen ist.
Die geschwungene Form des Wohnkomplexes Arkadia von DKO Architecture und Breathe Architecture wird durch das gesprenkelte, schimmernde Ziegelmauerwerk zusätzlich betont. Foto 1: Sebastian Mrugalski. Fotos 2, 3: Tom Ross
Die geschwungene Form des Wohnkomplexes Arkadia von DKO Architecture und Breathe Architecture wird durch das gesprenkelte, schimmernde Ziegelmauerwerk zusätzlich betont. Foto 1: Sebastian Mrugalski. Fotos 2, 3: Tom Ross
×In Sydney haben DKO Architecture und Breathe Architecture einen geschwungenen Wohnblock namens Arkadia fertiggestellt, dessen Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss und auf dem Dach mit Grün bepflanzt sind. Braune, orangefarbene und honigfarbene Ziegel verweisen auf die Geschichte des Ortes, der einst als Fabrik der NSW Brickworks Company diente. Ein bogenförmiger Durchgang durch das Gebäude schafft Verbindungen innerhalb der Nachbarschaft, unterstreicht aber auch die gewundene Form von Arkadia.
Mit seinen modernen Ziegelmustern ist das Wohnhaus Chapireh von Bio-Design Architects eine spielerische Hommage an die lokale Tradition. Fotos: Mohammad Hassan Ettefagh
Mit seinen modernen Ziegelmustern ist das Wohnhaus Chapireh von Bio-Design Architects eine spielerische Hommage an die lokale Tradition. Fotos: Mohammad Hassan Ettefagh
×In Dezful im Westen des Iran beweist das Wohnhaus Chapireh von Bio-Design Architects, dass man Backstein auch anders verwenden kann. Bei dem siebenstöckigen, schlanken, holzverkleideten Gebäude mit umlaufenden Balkonen schaffen präzise gestapelte Ziegelsteine dekorative Brüstungen und gitterartige Wände, die das Innere vor Licht und Hitze schützen. Die aufeinandergestapelten hellgelben Ziegelblöcke sind individuell gestaltet, was dem Gebäude ein filigranes, aber dennoch modernes Aussehen verleiht. Zudem stellt die Verwendung von traditionellem Ziegelstein einen Bezug zur traditionellen Architektur der Stadt her.
© Architonic